Die träumende Welt 01 - Der Traumstein
Spott.
»Wer hat denn von Magie gesprochen?« explodierte Arden.
»Ich!« meinte sie trotzig. »Was glaubst du, hat sonst diese Flammen erzeugt?«
Die Sicherheit, mit der sie das sagte, hatte etwas Erschütterndes, trotzdem antwortete er: »Es gibt alle möglichen Erklärungen dafür.«
»Nenn mir eine«, befahl sie.
»Naja, manchmal sieht man bei Gewitter oben auf den Bergen flackernde Lichter«, erwiderte er.
»Das hier ist ja wohl kaum ein Berg, außerdem war kein Wölkchen am Himmel!« Gemma wurde sarkastisch. »Himmel noch mal, was überzeugt dich denn endlich?«
Arden schwieg.
»Ich wüsste etwas«, sagte Gemma und schleuderte ihre Bettdecke fort. »Ich werde ihn noch einmal umstoßen, und diesmal kannst du von Anfang an zusehen.«
»Nein!« sagte Arden entschieden. »Du wirst dich diesem Stein nicht mehr nähern.«
»Wie willst du mich aufhalten?«
»Das wirst du sehen.«
»Aber warum, Arden?«
»Blödes Weib!« presste Arden zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Was für eine Frage.« Er seufzte. »Weil der Abend gestern zuviel für dich war. Du wärst fast in Ohnmacht gefallen, und wenn die Pferde mich nicht geweckt hätten ...« Er unterbrach sich, um Luft zu holen. »Und dann hast du angefangen, wirres Zeug zu reden - jemand hätte mit dir gesprochen.« Er grinste. »Und diesmal hattest du nicht einmal Sonnenbalsam benutzt.«
Gemma bekam seinen lahmen Versuch, komisch zu sein, überhaupt nicht mit. Die Erinnerungen fluteten zurück, die seltsamen Stimmen - was hatten sie gleich gesagt? - und die Augen. Beobachteten sie.
»Was ist los?« fragte Arden besorgt. Gemma saß völlig regungslos, ihr Gesicht war blass, ihr Blick ohne Ziel. Seine Worte rissen sie aus ihrem Traum.
»Es hat wirklich jemand zu mir gesprochen«, behauptete sie. »Sie haben mich sogar beobachtet. Wir müssen sie finden!« Damit rappelte sie sich auf und stürzte aus dem Zelt. Arden folgte ihr, wie ein Wahnsinniger fluchend. Gemma sah sich um, aber selbst am helllichten Tag war bis auf die Pferde nichts zu erkennen.
Ihr Blick kehrte zum Stein zurück, als Arden sie erreichte.
»Das reicht jetzt«, sagte er, aber Gemma war tief in Gedanken und antwortete nicht. »Komm und hilf mir, das Lager abzubauen«, fuhr Arden fort. »Ich will unterwegs sein, bevor es zu heiß wird.«
»Nein.« Gemma drehte sich zu ihm um. »Ich breche erst auf, wenn wir herausgefunden haben, was das alles bedeutet.«
»Bei den Göttern«, seufzte Arden matt und verdrehte verzweifelt die Augen. »Begreifst du es denn nie?« Er schwieg. »Ich werde es anders ausdrücken. Ich breche auf, mit den Pferden und meiner gesamten Ausrüstung.« Er hielt die Hände hoch, um jeglichen Einwand abzuwehren. »Und ich werde nicht zulassen, dass du hierbleibst und dich umbringst. Habe ich mich klar ausgedrückt?« Sie starrte ihn eine Weile abschätzend an.
»Ich verstehe dich nicht«, sagte Gemma schließlich.
»Du verstehst mich nicht?« rief Arden aufgebracht.
»In der Stadt hast du mich gebeten, die Existenz von Magie dadurch zu beweisen, dass ich die Lampe zerstöre«, fuhr sie ruhig fort. »Ich habe es nicht gekonnt. Und jetzt habe ich Gelegenheit, es dir schlüssig zu beweisen, und du sträubst dich dagegen. Du willst gar keinen Beweis, habe ich recht?«
»Ich will zurück ins Tal«, fauchte er zurück. »Die Rettung dieses Ortes und seiner Bewohner ist meine größte Sorge, und nicht die Jagd auf einen geheimnisvollen Mythos, genannt Magie.«
»Aber das ist doch dasselbe!« schrie Gemma, die vor Aufgebrachtheit fast abgehoben hätte.
»Wovon redest du eigentlich?« Arden hatte offenkundig keine Ahnung.
»Du hast es selbst gesagt«, erwiderte Gemma schnell. »Die Magie lässt nach.«
»So habe ich das nicht gemeint.«
»Was du gemeint hast, spielt keine Rolle. Du hattest recht!« fuhr sie begeistert fort und flehte ihn mit Blicken an, er möge zuhören. »Alles hängt zusammen - ich weiß es einfach. Der Welt ist etwas Wichtiges verlorengegangen, und wenn wir es ihr nicht zurückgeben, könnte alles zerstört werden, nicht bloß das Tal!«
Nach ihrem Ausbruch ergriff Gemma Ardens Hand und flehte still um Verständnis. Er sagte eine ganze Weile nichts.
»Du bist das seltsamste Wesen, das mir je begegnet ist«, meinte er schließlich. Gemma atmete erleichtert auf. »Zwar begreife ich kaum die Hälfte von dem, was du sagst, aber ...« er hielt kurz inne: »... wenn du recht hast, was soll uns deine Magie nützen, wenn sie nichts weiter
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