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Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Titel: Die träumende Welt 01 - Der Traumstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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das nicht gemeint«, erwiderte Gemma schmunzelnd. »Wenn ich mich recht erinnere, habe ich dich eines Abends in Newport ins Bett bringen müssen.«
    »Was! Vollkommen ausgeschlossen!« rief er.
    Gemma wusste nicht, ob er noch Spaß machte oder ob er sich tatsächlich nicht an das Ende der Feier im Gasthaus erinnern konnte, und beschloss, ihn auf die Probe zu stellen.
    »Aber es stimmt. Wusstest du, dass du ein birnenförmiges Muttermal auf deinem -«
    »Das reicht!« Arden schnitt ihr das Wort ab. »Trink«, befahl er und hob seinen Becher. Sie gehorchte schmunzelnd und sah ihn über den Rand des Bechers an, als sie an der brennenden Flüssigkeit nippte. Sie tranken eine Weile schweigend, dann warf Arden ein paar Zweige ins Feuer. Sie knackten und rauchten kurz, dann fingen sie Feuer.
    »Das Angebot steht noch - wann immer du die Arbeit willst«, sagte er leise.
    »Ich werde es mir merken«, erwiderte sie. Sie versuchte, ihren beiläufigen Ton beizubehalten, merkte aber bald, dass sie sich nicht mehr auf ihre Stimme verlassen konnte. Worauf wartest du noch? fragte sie sich. Du kannst deine Gefühle nicht leugnen, und offensichtlich geht es ihm ganz genauso. Sag was! Aber es kam nichts.
    »Möchtest du noch?« fragte Arden und hielt ihr die Flasche hin.
    Gemma nickte. Sie hasste sich für ihr Schweigen. Eine Zeitlang war das einzige Geräusch das Knacken des Feuers.
    »Ich ... ich bin nicht sehr gut ...«, fing sie endlich an. »Ich weiß nicht, wie man mit solchen Situationen umgeht.« Es klang lahm, Arden schien trotzdem zu verstehen.
    »Schon gut«, meinte er. Es klang alles andere als verletzt. »Ich bin selber nicht gerade ein Experte.«
    »Aber -«
    »Kein Wort über die Tanzmädchen!« befahl er. »Zu deiner Information, ich war noch nie in einer solchen Lage.« Er schwieg. »Hat dir schon mal jemand gesagt, wie wunderschön du bist?«
    Ich? Gemma war verblüfft. Als sie nicht antwortete, fuhr Arden fort: »Hier sitzen wir nun, allein unter dem Wüstenhimmel, haben genug Sterne über unseren Köpfen für ein Dutzend Liebeslieder, genug zu trinken, um sämtliche Hemmungen abzulegen, und dann wissen wir beide nicht, was wir daraus machen sollen! Entspann dich einfach, Gemma, und genieße den Augenblick. Das tue ich auch. Ich glaube, ich bin gestorben und im Himmel.«
    »Wo?«
    Arden lachte. »Ich versuche, romantisch zu sein, und dich interessieren bloß die nackten Tatsachen! Nach Ansicht der Mönche ist der Himmel der Ort, in den man nach seinem Tod gelangt - vorausgesetzt, man hat rechtschaffen gelebt und die Götter nicht beleidigt.«
    »Oh.«
    »Mach nicht so ein besorgtes Gesicht«, fuhr er fort. »Noch zieht mich nichts dorthin.«
    »Das habe ich nicht -«
    »Ich weiß«, unterbrach er sie. »Mach dir trotzdem keine Sorgen.« Er stand auf, ging vor ihr in die Hocke und legte ihr sanft seine braunen Hände auf die Schultern. »Wir haben viel Zeit.« Er küsste sie zärtlich auf die Stirn und stand wieder auf. »Ich muss vor dem Schlafen noch nach den Pferden sehen«, bemerkte er, drehte sich um und ging. Gemma sah ihm nach, ihre Gedanken waren ein einziges Chaos. Sie legte den Kopf in den Nacken und leerte ihren Becher. Kehle und Magen brannten, doch sie merkte es kaum.
    Wir haben viel Zeit.
    Sie sah zu dem schwarzen Schatten des Monolithen hinüber.
    Wirklich? fragte sie sich.

27. KAPITEL
    Schon bald bereute Gemma, so schnell so viel getrunken zu haben. Sie brauchte heute einen klaren, wachsamen Kopf - und das letzte, was sie wollte, war, vor Arden einzuschlafen. Wie bringen die Mönche dieses Zeug mit einem rechtschaffenen Leben in Einklang? dachte sie gehässig. Als sie in ihre Decke gehüllt dalag, versuchte sie sich in allen furchterregenden Einzelheiten an den Marsch der Skorpione zu erinnern, um wachzubleiben, doch die alkoholumnebelte Schläfrigkeit war stärker. Endlich hörte sie zu ihrer großen Erleichterung, wie Ardens Atem sich veränderte, und wusste, dass er fest schlief. Sie erhob sich, kroch langsam von ihrem Lager und schlüpfte aus dem Zelt. Arden rührte sich nicht.
    Die Nacht war kühl. Gemma zitterte in ihren Unterkleidern, dachte aber nicht daran, umzukehren und sich etwas Wärmeres anzuziehen. Die Sichel des Mondes sowie eine große Zahl von Sternen warfen ein fahles Licht über die trostlose Landschaft. Die letzten Scheite des abendlichen Feuers glühten tiefrot. Die Pferde standen still unter ihrem Baldachin, und es ging kein Wind. Alles war ruhig.
    Gemma holte ein paarmal tief

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