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Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Titel: Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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spürte eine unsichtbare Bedrohung und stellte fest, dass sie immer häufiger über ihre Schulter blickte.
    Zieht ein Sturm auf? fragte sie die Meyrkats.
    Die Erd-Dunkelheit kommt, antwortete Ul für den Clan.
    Nicht gut zum Wandern, fügte Ox hinzu.
    Wann wird sie hier sein? fragte Gemma nach, doch die Meyrkats verfügten über keinerlei Vorstellung, mit der sie die Zeit messen konnten, daher waren ihre Antworten ohne großen Wert.
    Nun, wir sollten jedenfalls versuchen, so weit wie möglich zu kommen, bevor sie hier ist, erklärte sie ihnen, und man marschierte weiter.
    Sie waren etwa drei Meilen weiter gekommen, als Gemma eine Unruhe im Clan spürte. Av, wie immer die Späherin mit dem schärfsten Blick, hatte den heraufziehenden Sturm ausgemacht.
    Gemma, die Erd-Dunkelheit! rief sie und sah zurück nach Westen. Ein böiger, heißer Wind umwehte sie, kräuselte das Fell der Meyrkats und Gemmas Haar. Sie blickte angestrengt in die Ferne und sah, was Av gemeint hatte. Das war kein gewöhnlicher Sturm. Eine braune Masse, noch immer weit entfernt, aber schnell näherkommend, hing wie ein Leichentuch aus Rauch über der Wüste. Vor Gemmas Augen wuchs sie heran, jagte immer höhere Spiralen in den Himmel und vernichtete alles, was sich ihr in den Weg stellte. Was die Meyrkats Erd-Dunkelheit nannten, kannte sie als Sandsturm, und die Erkenntnis füllte sie mit Angst. Sie wusste, wie brutal Flugsand werden konnte - ihr Flug hatte erst vor ein paar Tagen inmitten eines solchen Chaos ein Ende gefunden. Inmitten einer solchen Raserei war es unmöglich, aufrecht stehenzubleiben, ganz zu schweigen davon, weiterzumarschieren.
    Wir müssen irgendeinen Unterschlupf finden, entschied Gemma, doch die Meyrkats hatten sich bereits verteilt, um das Gelände zu erkunden. Etwa hundert Schritte voraus entdeckte Gemma eine Art Felsrinne, und gleichzeitig hörte sie, wie Em einen schrillen Klagelaut aus derselben Richtung ausstieß. Die anderen sprangen zu ihm.
    Gemma, ein Graben! Eds Stimme schallte dringlich durch ihren Kopf, und mit einem letzten Blick auf den beängstigend schnell heraneilenden Sturm rannte sie los.
    Die Rinne war tief genug, um Gemma Schutz zu gewähren, wenn sie sich duckte. Besser noch, an einem Ende wurden die Wände zunehmend steiler und endeten in einer winzigen Höhle, auf die die Clanmitglieder zuhielten. Gemma folgte, dankbar für diese glückliche Wendung. Für die Öffnung war sie viel zu groß, trotzdem war sie gut geschützt, und da ihr Körper den Eingang verdeckte, waren die Meyrkats vollkommen in Sicherheit.
    Als alle Tiere drinnen waren, brachte Gemma ihre kostbaren Vorräte in der Höhlenöffnung unter, setzte sich hin, zog die Knie unters Kinn und machte sich so klein wie möglich.
    Alles in Ordnung dort drinnen? rief sie.
    Natürlich, antwortete Ox. Der Bau ist sehr tief.
    Dann peitschen die ersten Sandkörner über ihren Kopf hinweg. Innerhalb von Augenblicken hatten sich der Wind in ein wildes Gebrüll verwandelt, und Gemma zog den Kopf auf die Brust, um ihr Gesicht zu schützen, als sich die Dunkelheit niedersenkte und die Luft zu heulen begann. Sie spürte, dass die Meyrkats um sie besorgt waren, und beruhigte sie. Doch alle Kommunikation verstummte, als der irrsinnige Lärm des Unwetters jeden Gedanken unmöglich machte. Sand und Geröll bedeckten Gemmas Schultern und Haare, und die Rinne begann zu versanden, so dass der Höhleneingang verschüttet wurde. Gemma war unbesorgt, denn sie wusste, dass die Meyrkats sich innerhalb weniger Augenblicke freigraben konnten. Dann drang ein neues Geräusch in ihr Bewusstsein, ein Poltern unter dem Getöse von Wind und Sand. Dumpf erkannte sie den Donner, konnte aber den Kopf nicht heben, um die Blitze zu erkennen. Regen fiel nicht.
    Gemma schien bereits eine Ewigkeit neben der kleinen Höhle zu kauern, doch noch immer deutete nichts darauf hin, dass der Sturm nachließ. In dem bedrückenden Dämmerlicht wurde der Lärm zur vorherrschenden Sinneserfahrung, und es kam ihr so vor, als könnte die Welt sich nie wieder beruhigen.
    Dann drängte ein neues Gefühl in Gemmas abgestumpftes Bewusstsein: Beklommenheit. Es ging vom Clan aus, und obwohl sie ihren schnellen Gedankenaustausch nicht verstand, wurde deutlich, dass sie plötzlich Angst bekommen hatten. Die Angst wurde immer stärker, bis sie in Panik überging. Gemma öffnete vorsichtig die Augen, die sie unter vorgehaltener Hand schützte, gerade noch rechtzeitig, um die Krallen zu sehen, die durch den

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