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Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Titel: Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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den Kindern ein wenig schuldbewusst zu, als sie widerwillig zur Treppe gingen, nachdem sie erkannt hatten, dass ihre Mutter nicht mit sich reden ließ.
    »Ich würde die Meyrkats irgendwann mal gerne sehen«, meinte Jon im Hinausgehen zu Vance.
    »Ich auch.«
    Die drei Erwachsenen sahen sich an.
    »Tut mir leid. Ich habe mich hinreißen lassen«, entschuldigte Gemma sich.
    »Du wärst eine gute Geschichtenerzählerin«, erwiderte Kragen.
    »Wenn du es leid bist, die Welt zu retten, solltest du das zu deinem Beruf machen«, meinte Mallory grinsend.
    »Ich würde diese Meyrkats selber gerne irgendwann einmal kennenlernen«, meinte Kragen. Gemmas Geschichte hatte ihn ebenso in den Bann gezogen wie seine Söhne.
    »Das wäre schön«, antwortete sie. »Ich vermisse sie sehr. Aber sie können ebensowenig hierherkommen, wie ihr in die Wüste gehen könnt.«
    »Aber du könntest zu ihnen zurück«, warf Mallory ein.
    »Nein. Ich werde dieses Tal erst verlassen, wenn ...« Gemma seufzte und betrachtete ihre Hände. »Außerdem würde ich sie wahrscheinlich jetzt gar nicht finden.«
    »Du unterschätzt dich - und sie auch«, erwiderte ihre Freundin.
    »Vielleicht.«
    Gemma schwieg gedankenverloren. Auch wenn sie nicht mehr über ihre Erinnerungen sprach, die Bilder gingen ihr noch immer durch den Kopf. Eine bemerkenswerte Geschichte.
    Einen Augenblick lang dachte sie zurück an ihr eigenes Zuhause, an die Insel hoch im Norden. Nach all der Zeit schien sie so weit entfernt. Sie würden nicht den zehnten Teil von dem glauben, was mir zugestoßen ist, überlegte sie. Vor ein paar Monaten hätte ich es selbst ja noch nicht geglaubt.
    Sie schüttelte den Kopf und lachte leise.
    »Was ist denn so komisch?« wollte Mallory wissen.
    »Die Vorstellung, ich könnte die Welt retten!«
    »Bis jetzt warst du doch gar nicht schlecht.«
    »Ihr wisst ganz genau, dass ich bei jedem Schritt Hilfe gebraucht habe«, konterte Gemma. »Ohne Arden wäre ich jetzt nicht einmal mehr am Leben. Dann gab es Jordan und die Leute in Newport, ihr alle aus dem Tal, die Leute aus dem Bergdorf, die Meyrkats ... alleine auf mich gestellt hätte ich nichts bewirkt.« Sie hielt inne. »Nein, weniger als nichts! Ich wäre eine Belastung!«
    »Unsinn!« rief Mallory empört. »Erzähl das mal denen, deren Kinder du in Keld geheilt hast. Ohne dich wären sie jetzt tot.«
    Gemma schwieg und schloss die Augen.
    Mallory und Kragen machten sich daran, die Essensreste zu beseitigen, und überließen ihren Gast seinen Gedanken. Sie war wieder in der Wüste bei den Meyrkats, als sie zu ihrer Wanderung aufbrachen. Voller Hoffnung erinnerte sie sich an jede Einzelheit und versuchte sicherzugehen, dass sie keinen Hinweis auf ihre Zukunft übersah.
    Das einzige Problem bestand darin, dass die offensichtlichsten Hinweise ihr grauenhaft angst machten.
    Am Morgen nach dem Abschiedsgesang der Wanderer herrschte reges Treiben. Die Meyrkats befanden sich in einem Zustand höchster Erregung, liefen steifbeinig umher, die Schwänze wie Kriegsstandarten hochgereckt. Gemma sorgte sich bereits, sie könnten nicht genug Kraft für ihre Wanderung haben, aber dann fiel ihr ein, dass sie nur mit ihr Schritt zu halten brauchten, und das wäre wohl kaum zu schnell. Aus dem Tuch ihres Zeltes schnitt sie einen Sack, den sie mit den Zeltstangen und so viel Proviant wie möglich füllte. Das Feuer mitzunehmen war unmöglich - wenn sie auch die Glasscherbe einpackte und ein paar verkohlte Holzreste, in der Hoffnung, deren >Erinnerung< könnte von Nutzen sein. Ein anderes Problem war das Wasser. Sie hatte jedoch keine Möglichkeit, es zu transportieren, also trank sie sich satt, bevor sie erklärte, sie sei bereit zum Aufbruch.
    Auf ihre Worte hin kamen die Meyrkats angesprungen. Zwei Gruppen lösten sich aus dem Gedränge, und Gemma sah sich den Wanderern gegenüber, die sie begleiten würden. Sie war hocherfreut, ein paar bekannte Gesichter zu sehen, dann glaubte sie, sich in den Gruppen geirrt zu haben, denn sie entdeckte Ox, den Anführer des Clans. Er spürte ihre Überraschung und beruhigte sie sofort.
    Od ist jetzt der Anführer des Stein-Clans. Ich werde auf Wanderschaft gelten.
    Gemma nickte zum Zeichen, dass sie verstanden hatte. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Bei Ox stand noch ein weiterer Ältester, Ed, sowie zwei der älteren Weibchen, Ul und Av. Das einzige andere Tier, das sie erkannte, war Em, ein junges Männchen. Die Gruppe bestand aus sieben weiteren Erwachsenen und vier

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