Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich
Verwunderung ihrer Beobachter. Sie überprüfte seinen Atem, der nun stark und regelmäßig ging, dann stand sie auf. Ihre Laune hatte sich erheblich gebessert. Die Meyrkats beäugten sie nervös.
Du bist nicht verletzt? erkundigte Ul sich zögernd.
Ihre Frage hatte einen eigenartigen Unterton, fast so, als sei sie der Ansicht, Gemma könnte beleidigt sein.
Natürlich nicht. Wenn ich auch sagen muss, dass meine Patienten mich normalerweise nicht anpinkeln. Gemma lächelte.
Es entstand eine verlegene Gedankenstille.
Oh, dachte sie bei sich, das ist es also, was ihnen Sorgen macht.
Die Meyrkats waren in Fragen der Reinlichkeit äußerst penibel; nach ihrem Verständnis hatte Ed sie beleidigt.
Ich bin unverletzt, erklärte sie ihnen entschlossen. Ich bin mehr als froh, dass es Ed wieder besser geht. Und wenn es um die Gesundheit geht, kann man alles akzeptieren, fügte sie hinzu und hatte Mühe, nicht zu lachen. Die Meyrkats wirkten nach ihren Worten erleichtert.
Der Clan wird stärker, sagte Ox. Es war seine Art, ihr zu danken.
An eine Weiterreise war an diesem Tag nicht zu denken. Wie Ed hatten auch mehrere andere Meyrkats Verletzungen, wenn auch kleine, erlitten, und sie waren alle sehr müde. Gemma kam sich vor, als wäre jeder Muskel in ihrem Körper in Mitleidenschaft gezogen. Die stärksten Tiere gingen auf Jagd, und zwei halfen Gemma dabei, ihre Sachen zu suchen und zu bergen. Sie entdeckten etwas Holz, doch es war aufgeweicht vom Wasser Gemma fand sich damit ab, dass es kein Feuer geben würde.
Von ihren Helfern erfuhr sie, dass Ed immer wieder andere Meyrkats aus dem Graben geschoben hatte, bis er vor Erschöpfung zusammengebrochen war. Sie war doppelt froh, ihm das Leben gerettet zu haben, und war sehr um seine Genesung bemüht, als sie zum Clan zurückkehrte.
Die Jäger hatten Erfolg, und an jenem Abend aßen sie alle gut. Gemma verspeiste einen ihrer geretteten Fleischstreifen - er war sandig, aber genießbar. In dieser Nacht schlief sie, umringt von den Meyrkats, unter freiem Himmel, und ein jeder fand Trost in der Gegenwart des anderen.
Mit der Morgendämmerung zog ein klarer Tag herauf, zu Gemmas großer Erleichterung - ihre zerfetzten Kleider waren immer noch feucht, und die Nacht war kalt gewesen. Sie war froh darüber, ihren Marsch fortsetzen zu können, und sei es nur, um etwas Wärme in ihre durchgefrorenen Glieder zu bekommen.
Die Nachtruhe hatte den Meyrkats sichtlich gutgetan, und Gemma beobachtete amüsiert, wie sie herumsprangen und gelegentlich fortflitzten, um etwas Neues zu erkunden. Ihre Neugier kannte keine Grenzen. Ed suchte Gemmas Gesellschaft, die entschlossen weiterstapfte, doch dann schien er nicht recht sprechen zu wollen, also eröffnete Gemma das Gespräch.
Das war gestern sehr tapfer von dir, deine Kameraden aus dem Clan vor dem Klar-Rauschen zu retten, begann sie.
Sie haben mir erzählt ... Ed unterbrach sich, dann sprudelten seine Worte hervor. Was ich ... ich getan habe, hat dich nicht verletzt? Ich wollte nicht, dass ...
Schluss! meinte Gemma. Das muss dir nicht peinlich sein. Ich war selber schuld daran. Und ich bin froh darüber, denn es hat dir das Leben gerettet. Um ehrlich zu sein, jetzt, wo es dir wieder gut geht, finde ich es sogar sehr komisch.
Nach einer Weile fragte er: Wie eine Nette-Lüge-Alle- Kennen?
Ja, meinte sie und musste lächeln, als sie seine Verblüffung sah. Das Ganze ist wie ein Scherz.
Das schien Ed ungemein zu freuen, und er flitzte fröhlich zu seinen Kameraden zurück.
Was wohl ihr nächster >Scherz< sein wird? fragte sich Gemma und musste lachen.
Die beiden nächsten Tage verbrachten Gemma und die Wanderer in einem Nebel aus Erschöpfung und Hunger. Ihr letzter Fleischrest war schlecht geworden, und bei aller Mühe hatten die Meyrkats nichts finden können, das zu essen Gemma sich überwinden konnte.
Der stete, mühsame Marsch nach Südosten schien nicht enden zu wollen, und es gab Augenblicke, da schien ihr Vorankommen nur eine Illusion zu sein und die Landschaft sich nicht zu verändern. Aber am zweiten Tag nach dem Erd-Dunkel, eine Stunde vor Anbruch der Nacht, erblickte Gemma in der Ferne Berggipfel und schlief an diesem Abend mit neuer Hoffnung im Herzen ein.
Wie zuvor schlief sie zusammengerollt in einer Mulde, die die Meyrkats ihr gegraben hatten, in sicherer Entfernung von sämtlichen Gräben, umgeben von allen Tieren. Sie suchten den körperlichen Kontakt zu ihr, trotz der Unruhe, wenn sie sich im Schlaf
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