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Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Titel: Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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Tage pressen. Leuchtende Rot- und Lilatöne waren jetzt zu dem Grün hinzugekommen, das die Wüste zierte. Sogar die tristen Dornenbüsche trugen hellgrüne Knospen.
    Sie entdeckte mehrere vielversprechend aussehende Blätter, hatte jedoch keine Ahnung, ob sie nahrhaft oder giftig waren. Die Meyrkats waren keine große Hilfe, da sie Pflanzen nicht als Nahrung betrachteten. Sie zeigten ihr eine, die sie gegen Scorpionstiche benutzten, doch Gemma wusste nicht, inwieweit das eine Empfehlung war. Tapfer kostete sie ein kleines Stück. Sie war bitter, aber genießbar, und sie erlitt keine unangenehmen Nebenwirkungen. Eine andere Pflanze ähnelte stark einer kleinen Zwiebel und schmeckte auch so, und so sammelte sie von beiden Arten, soviel sie konnte, bevor sie zu ihrem Zelt zurückkehrte.
    Dort angekommen stellte fest, dass die Meyrkats eine weitere Schlange herbeigeschafft hatten, die viel größer war als die erste. Gemma konnte sich nicht vorstellen, wie es ihnen gelungen war, sie töten - sie sah kräftig genug aus, um jeden von ihnen zu zerquetschen. Sie machte sich an die mühevolle Arbeit, das Fleisch vorzubereiten, kochte einen Teil, räucherte einen anderen und überließ den Jägern eine beträchtliche Portion im Rohzustand. Es war später Nachmittag, als sie damit fertig war, und sie war müde und schmutzig. Sie wusch sich mit Sand so gut es ging, dann trank sie etwas Wasser. Als sie wiederkam, hatten die Meyrkats eine weitere Überraschung für sie.
    »Eier!« stieß sie laut hervor, vom Klang ihrer Stimme selber überrascht.
    Gemma hatte keine Ahnung, von welchem Vogel oder Tier die Eier stammten, würde sich darüber aber nicht den Kopf zerbrechen. Sie bedeckte sie mit einer Mischung aus Matsch und feuchtem Sand und buk sie in der Glut ihres Feuers. Eins aß sie zusammen mit ihrer Abendmahlzeit und stellte fest, dass es einen kräftigen Geschmack hatte und köstlich war. Ihre Vorräte waren jetzt vollständig.
    Als die Dämmerung in die Dunkelheit der Nacht überging, versammelte sich eine große Gruppe von Meyrkats, vielleicht die Hälfte des Clans, in einem Kreis um den schaukelnden Stein. Als die ersten Sterne erschienen, begannen sie zu singen. Zwar konnte niemand behaupten, dass es schön klang, dennoch erzeugte der Gesang einen traurigen Widerhall, der Gemmas Herz berührte. Sie spürte sofort, dass dies die Wanderer waren und dass sie sich von dem Stein verabschiedeten, den ihr Stamm über Generationen bewacht hatte, von ihrem Land, ihrer Heimat. Die Erkenntnis schnürte ihr die Kehle zu, und plötzlich fragte sie sich, womit sie so viel Ergebenheit verdient hatte. Als der Gesang verhallte und es still wurde, rollten Gemma die Tränen über die Wangen.
    Dann setzte ein neuer Gesang ein, völlig anders diesmal. Es war schneller, schrill und dissonant, und enthielt unleugbar ein Element der Erregung. Gemma wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und fragte sich, was der Gesang zu bedeuten hatte.
    Od tauchte neben ihr auf, als hätte er ihre unausgesprochene Frage gehört.
    Worüber singen sie ? fragte Gemma.
    Sie verabschieden sich von dem Gott-Himmel-Feuer-Stein und erbitten sich seine Erlaubnis, auf Wanderschaft zu gehen, erwiderte er feierlich. Und jetzt singen sie von der Reise und dem Leben, das sie erwartet ... und von dir.
    Von mir?
    Natürlich. Jetzt bist du ihr Land, meinte Od.
    »Was hat er damit gemeint, Gemma?« fragte Jon, der auf ihrem Schoß saß. Er stellte diese Frage an diesem Punkt der Geschichte.
    »Das habe ich dir doch schon erklärt«, erwiderte sie. »Es bedeutet, dass ihr Zuhause bei mir ist, wo ich auch hingehe.«
    »Und warum sind sie dann nicht ins Tal gekommen?« Jon blieb hartnäckig.
    »Genug jetzt!« entschied Mallory. »Ab ins Bett - ihr zwei!«
    »Ooch ...«
    »Keine Widerworte. Es ist spät, und Gemma hat schon fast keine Stimme mehr. Sie erzählt jetzt schon seit Stunden.«
    Gemma räusperte sich und hüstelte leise und musste grinsen, als die Jungen sie zweifelnd ansahen.
    »Macht schon. Tut, was eure Mutter sagt, sonst gibt sie mir die Schuld, wenn ihr morgen verschlaft. Ein andermal ist noch genügend Zeit zum Geschichtenerzählen.«
    »Aber wir waren doch gerade an der spannenden Stelle, mit den bösen Männern und dem Kampf«, beschwerte sich Jon.
    »Blödmann! Das kommt doch erst viel später«, wies Vance seinen Bruder zurecht.
    »Ab ins Bett!« kam Mallorys Kommando, die sich von diesen Ablenkungsmanövern nicht hinters Licht führen ließ.
    Gemma lächelte

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