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Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Titel: Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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nicht erkennen können, aus welcher Richtung der Mann kam. Gemma jedoch war überzeugt, dass er vom Südende des Tales kommen musste, wo der Weg in das Hochgebirge begann, und wollte sofort dorthin. Mallory riet ihr davon ab, zumal er im Grunde von überall her kommen könne. In jedem Fall, beruhigte sie Gemma, hielt das ganze Tal jetzt nach ihm Ausschau, und man würde sie benachrichtigen, sobald der Besucher auftauchte.
    Gemma stimmte widerstrebend zu, aber als Kris gegangen war, geriet Gemma unter eine unerträgliche Spannung und lief ruhelos umher.
    »Warum gehst du nicht nach draußen?« schlug Mallory vor. »Hier drinnen führst du dich auf wie ein Tier im Käfig.«
    »Nein. Ich möchte bei dir bleiben«, gab Gemma hastig zurück. »Damit ich sofort, wenn du Bescheid weißt ...«
    »Dann komme ich mit nach draußen.« Mallory ging entschlossen zur Tür und öffnete sie. »Komm.«
    Gemma sah sich im Raum um, als hätte sie etwas vergessen, dann folgte sie ihrer Freundin auf den Hof. Sie schlenderten um die nahen Felder, unterhielten sich ab und an, bis es Mittag war.
    »Immer noch nichts?« erkundigte Gemma sich zum zehnten Mal.
    »Ich sage es dir, sobald ich etwas höre!« erklärte Mallory, und sie beschlossen, zur Farm zurückzukehren. Dort trafen sie Kragen, der gerade eine Sense im Hof wetzte. Das Geräusch nagte an Mallorys überstrapazierten Nerven, und sie wollte ihn gerade bitten, damit aufzuhören, als er plötzlich sein Werkzeug niederlegte und sie ansah. Sie wussten Bescheid.
    Gemmas Blickt wanderte vom einen zum anderen.
    »Wo?« wollte sie wissen.
    »Am Nordende«, antwortete Mallory. »In der Nähe von Winders Haus.«
    »Westlich der Schlucht«, fügte Kragen hinzu. »Sie müssen den Weg über Raven's Crag genommen haben.
    »Sie?« fragte Gemma hastig.
    »Es sind zwei Männer«, fuhr Mallory fort, während immer weitere Informationen in ihren Kopf sickerten. »Sie sind zu Pferd.« Dann erschlaffte ihr Gesicht. »Gemma, es ist nicht Arden. Es tut mir leid.«
    Gemma schloss die Augen und atmete einmal stockend durch. Einen Augenblick lang glaubte Mallory, ihre Freundin könnte zusammenbrechen, und wollte sie schon stützen, doch sie blieb gefasst, und als sie sprach, bebte ihre Stimme nur ganz leicht. »Weißt du, wer es ist?«
    »Nein. Es sind Fremde.«
    Gemma schlug die Augen wieder auf, und als Mallory den Schmerz darin sah, fragte sie sich zum ersten Mal, ob Kris' Fähigkeit, in die Zukunft zu blicken, tatsächlich eine so gute Sache war. Für Gemma wäre es besser gewesen, wenn man die Fremden nicht angekündigt hätte.
    Kragen legte die Sichel fort und ging zu seiner Frau.
    »Sollen wir hinausreiten, um sie zu begrüßen?« fragte er sie leise.
    »Nein«, entschied Mallory. »Sie werden früh genug hier sein.« An Gemma gewandt fügte sie hinzu, »Komm ins Haus.«
    Kurz darauf saßen sie schweigend am Küchentisch und tranken Kräutertee.
    »Wer sonst könnte nach mir suchen?« fragte Gemma nach einer Weile. Kurz darauf fiel ihr die naheliegende Antwort ein. »Wie sind sie gekleidet?«
    »Sie tragen Reisekleidung. Keine graue«, antwortete Mallory.
    »In dieser Gegend sind die Vandalen noch nie gesehen worden«, fügte Kragen hinzu. »Außerdem hätte Winder sie nicht hierhergeschickt, wenn er das Gefühl gehabt hätte, dass sie dir Böses wollen.«
    »Ich glaube nicht, dass irgendjemand mit bösen Absichten den Weg ins Tal finden könnte«, meinte Mallory nachdenklich. »Wie hätten wir sonst so abgeschieden und in Frieden leben können?«
    Kragen nickte. »Wer immer die beiden sind, hier bist du sicher«, sagte er zu Gemma. »Zerbrich dir deswegen nicht den Kopf.«
    Eine gute Stunde später kam Vance und berichtete, dass sich vier Reiter näherten. Windsor und sein Sohn Rulon hatten sich den beiden Fremden angeschlossen. Sie gingen alle nach draußen, um sie in Empfang zu nehmen. Gemma kam einer der Neuankömmlinge bekannt vor, und dann erkannte sie, wer es war, und ein kleiner Teil ihrer Enttäuschung wich aufrichtiger Freude.
    »Hallo, Hewe!« begrüßte sie ihn. Er winkte zurück, und Gemma erklärte Mallory und Kragen: »Das ist ein Freund von mir, einer von Jordans Männern aus Great Newport.«
    Die Reiter waren nur noch wenige Schritte entfernt.
    »Endlich!« rief Hewe. »Die Hexe von den Inseln aus dem Norden!« Sein breites Grinsen erstickte jeglichen Einwand von Gemmas Freunden im Keim. »Hätte ich gewusst, wie schwer es ist, dich zu finden, hätte ich es gar nicht erst versucht!«

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