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Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Titel: Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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sollte, doch das Funkeln in den Augen des Farmers war zu schelmisch.
    »Mach dich nicht lustig über mich!« Sie lachte. »Ich sehe das anders, und das weißt du ganz genau.«
    Kragen war froh, Gemma bei so guter Laune zu sehen, und sein breites Grinsen verriet sehr deutlich, was er empfand.
    »Hack sie klein für mich, ja?« bat er und zeigte auf einen Haufen Zwiebeln. »Sie bringen mich immer zum Heulen.«
    »Und du willst ein Mann sein?« zog sie ihn auf, tat ihm aber den Gefallen. »Wo ist Mallory? Normalerweise überlässt du diese grässlichen Dinge doch ihr.«
    »Sie ist oben und schläft.«
    »Das ist ungewöhnlich. Geht es ihr gut?«
    »Natürlich«, antwortete er. »Sie ist nur ein wenig müde.«
    Gemma machte sich an die Arbeit und musste zu ihrem Leidwesen feststellen, dass ihr schon bald die Tränen in Strömen über die Wangen liefen. Kragens Augen wurden schon aus Mitgefühl wässrig, und als sich ihre Blicke trafen, platzten sie beide fast vor Lachen. In diesem Augenblick betrat Mallory die Küche und sah sie verwirrt an.
    »Was ist denn hier los?« wollte sie wissen. »Hat Ashlin dich gekränkt?«
    Als Antwort hielt Gemma eine Zwiebel in die Höhe, und Mallory erkannte ihren Irrtum.
    »Von einem Gemüse in ein schniefendes Häuflein Elend verwandelt«, meinte sie zum Spaß. »Lass besser jemanden in die Küche, der sich auskennt.«
    Der nächste Morgen brachte Neuigkeiten von einem anderen, weit weniger häufigen Besucher. Die Jungen waren nach dem Frühstück zum Spielen rausgegangen, kamen aber fast augenblicklich wieder zurück.
    »Mum! Kris ist da! Kris ist da!« brüllten sie, als sie in die Küche platzten.
    Kris war zweifellos der seltsamste Bewohner des Tales - und der wunderbarste. Gemma wusste nicht, wie alt er war, aber er war nicht größer als ein Zehnjähriger, weil seine Wirbelsäule und seine Gliedmaßen auf groteske Weise verunstaltet waren. Seine Kleidung war wie üblich schwarz und formlos und umflatterte ihn beim Gehen. Wenn er sich bewegte, wirkten seine Arme und Beine unkoordiniert, und Arden hatte ihn einmal als große, verwundete Krähe beschrieben - allerdings ohne es böse zu meinen. Und doch wahrte er seine Unabhängigkeit und durchwanderte das Tal unablässig der Länge nach. Das seltsamste jedoch waren Kris' Augen. Sie waren gelb und funkelten wie schmutzige Kristalle. Die Pupillen waren senkrechte Schlitze wie bei einer Ziege.
    Trotz allem, sein äußeres Erscheinungsbild war nicht der Grund für Kris' Sonderstellung in der Gemeinschaft des Tals. Er brachte stets Wärme und gute Laune mit, berührte alle in seiner Nähe mit Liebe. Und er verfügte über außergewöhnliche psychische Kräfte, da er Visionen erzeugen und gelegentlich sogar die Zukunft Vorhersagen konnte. Man begegnete ihm mit Herzlichkeit und Zuneigung, und in jedem Haus hielt man am Tisch einen Platz und ein Bett für ihr frei, falls es ihm einfallen sollte, einen Besuch zu machen.
    Während der Dürre hatte er im Koma gelegen. Doch selbst während dieser Zeit hatte Gemma seine freundliche Seele gespürt und seine Führung. Als der Fluss wieder floss, hatte er sich erholt und sein Wanderleben wieder aufgenommen.
    Seit ihrer Rückkehr ins Tal hatte Gemma Kris ein paarmal gesehen. Genaugenommen hatte sie ihn sogar in der Hoffnung aufgesucht, er könnte ihr helfen, Arden zu finden. Doch das konnte er nicht. Er konnte ihr nur sein einzigartiges Willkommen entgegenbringen.
    Jetzt gingen Gemma und Mallory hinaus, um ihn zu begrüßen. Kurz darauf saß er auf seinem Platz in der Küche. Die ganze Familie freute sich über seine Anwesenheit, erzählte ihm sämtliche Neuigkeiten und stellte ihm dann Fragen. Zwar konnte Kris nicht sprechen, er verständigte sich jedoch mit der ihm eigenen Zeichensprache - die Gemma gerade erst lernte.
    »Er hat eine Nachricht für dich«, sagte Mallory plötzlich zu ihr, und alle drehten sich um und sahen Gemma neugierig an.
    »Und das wäre?«
    Die vogelähnlichen Hände flatterten kurz, viel zu schnell, als dass Gemma ihnen hätte folgen können, und Mallory war sichtlich schockiert.
    »Was ist denn?« wiederholte Gemma beharrlich.
    »Er sagt, ein Mann wird kommen, der dich sucht«, erklärte Mallory.
    Gemmas Herz machte einen Sprung.
    »Hat er gesagt, wer es ist?« wollte sie wissen.
    »Nein«, erwiderte Mallory. »Gemma ... mach dir keine großen Hoffnungen.«
    »Wann kommt er?« fragte Gemma, den Rat ihrer Freundin ignorierend.
    »Heute Nachmittag.«
13 . KAPITEL
    Kris hatte

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