Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos
Jordan und die, die ihm am nächsten standen, überlegten, was sie unternehmen sollten. Die Entscheidung wurde ihnen schließlich aus der Hand genommen. Jetzt, da sie ihrem Ziel so nahe waren, befanden sich die Vandalen in den Fängen verrückter Raserei. Galar und Tomas versuchten zwar, sie zurückzuhalten, doch vergeblich. Vor dieser Menge erzürnter Männer mussten sie kapitulieren. Ein Kriegsruf machte mit wachsender Inbrunst die Runde, der in Gemma fürchterliche Erinnerungen weckte.
»Tod der Teufelsbrut!«
»Galar wird sie niemals zurückhalten können«, meinte Hewe zu Jordan.
»Ich weiß. Was für eine scheußliche Lage.« Der Untergrundführer wandte sich an Cai. »Wir müssen uns von den Vandalen trennen. Kannst du uns jetzt vor der Stadt verbergen?«
»Jedenfalls für eine Weile«, gab der Zauberer zurück. »Ich werde mein Bestes tun.«
»Wer weiß?« meinte Jordan. »Vielleicht genügt es schon, wenn nur ein paar von uns hineingelangen.«
»Tod der Teufelsbrut.«
Die ersten Vandalen brachen aus der Deckung hervor und galoppierten die langen Hänge des Tales hinab. Innerhalb weniger Augenblick hatten sich sämtliche Vandalen in Bewegung gesetzt und griffen wie wild im Halbdunkel an, die Stimmen zu einem blutgierigen Geschrei erhoben. Einige von Jordans Leuten ritten mit ihnen, mitgerissen von der Woge des Kampffiebers.
Jordan verfolgte den selbstmörderischen Angriff mit Entsetzen, dann wandte er sich an Cai.
»Tu, was du kannst«, wies er ihn an. »Es hat keinen Sinn, länger zu warten.«
Cai nahm also all seine Kraft zusammen und bat seine Ver trauten um Hilfe. Er wusste, was er hier vorhatte, würde seine Kraft erschöpfen, und er wusste auch, dass die Zeit der allergrößten Anstrengungen gekommen war. Wenn dies sein Beitrag sein sollte, umso besser.
Ringsum schien es dunkler zu werden, als ihnen Cais gemurmelte Worte in den Ohren klangen. Ein widernatürlichen Nebel hüllte sie ein, und das Bild vor ihnen verschwamm.
»Gehen wir«, befahl Jordan und führte seinen Trupp in gleichmäßigem Tempo den Hang hinunter. In der Stadt vor ihnen gingen immer mehr Lichter an, einige heller als alles, was sie bislang gesehen hatten. Die Vandalen hatten bereits den halben Weg zur Stadt zurückgelegt, gewiss würden die Verteidiger sie bald entdecken. Cais Gruppe ritt weiter. Der Abstand zwischen ihnen und den Vandalen wurde mit jedem Augenblick größer.
»Da!« rief Hewe und zeigte durch das Dunkel. Unten aus dem nächsten Monolithen aus Stahl strömten Menschen hervor. Noch mehr Lichter gingen an und beleuchteten den Hang, über den die Vandalen stürmten. Die Verteidiger eröffneten das Feuer, und zahlreiche Pferde und Reiter stürzten kopfüber zu Boden. Als die überlebenden Reiter die metallgesichtigen Verteidiger erreicht hatten, ging der Kampf von Mann zu Mann weiter. Danach war es unmöglich zu erkennen, was geschah.
»Wenn du die Absicht hast, sie als Ablenkung einzusetzen«, meinte Arden nüchtern, »sollten wir uns beeilen. Bald sind nicht mehr viele von ihnen übrig.«
»Zwischen den Gebäuden dort drüben ist eine Lücke«, rief Hewe. »Und ich kann keine Posten sehen. Sollen wir darauf zuhalten?«
»Wenn niemand eine bessere Idee hat«, fragte Jordan. Er bekam keine Antwort. »Können wir schneller reiten, Cai?«
»Ja«, antwortete der Zauberer. Seine Stimme klang schwach. »Ist sogar besser. Lange halte ich das nicht mehr durch.«
Jordan machte also kehrt und führte seine Gefährten auf geradem Weg den Hang hinab. Sie folgten ihm aufgeregt und mit düsteren Ahnungen im Herzen. Sie wussten, dass sie keine andere Wahl hatten. Jetzt oder nie.
Die Stadt nahm einen immer größeren Teil ihres Blickfeldes ein und überragte sie wie ein Gebirge aus Stahl. Jeder von ihnen starrte sie voller Entsetzen an und fragte sich, ob sie wohl zu ihrem Grab werden würde.
Das heißt, alle bis auf Gemma. Sie sah das monströse Metall-Tal aus einem anderen Blickwinkel. Große, braune Augen, viel jünger als ihre eigenen, starrten voller Angst und Verwirrung auf die Szenerie hinab. Die kleine Gem, mit ihrer Namensschwester jetzt durch ein außergewöhnliches Band verbunden, verfolgte ihr Vorankommen von der Spitze eines Berges aus.
35. KAPITEL
Die Leute an den Schaltpulten verfolgten, wie ihre Instrumente auf die Vibrationen im Erdinnern reagierten.
»Was war denn das?«
Besorgt behielten sie die Anzeigen und Lichter im Auge, dann rief einer von ihnen aufgebracht: »Das glaube ich nicht! Die
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