Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos
zunehmend erstarrte, wie ihre Füße am Boden festzufrieren schienen. Sie waren unfähig, sich zu bewegen, was immer sie versuchten. Als der Mann sich langsam umdrehte, verfolgten die Beobachter dies mit einer Mischung aus Faszination und Entsetzen, fast als erwarteten sie, das Gesicht eines grotesken Wahnsinnigen zu erblicken. Arden fürchtete plötzlich, seinen Vater wiederzusehen - doch der Mann, der sie gefangenhielt, wirkte vollkommen normal. Er war von schmächtiger Gestalt und hatte ein angenehmes, harmloses Gesicht. Er lächelte, und erst in diesem Augenblick blitzte ein Funke in seinen blassen blauen Augen auf.
»Erkennt ihr meine Stimme nicht?« fragte er, die Unschuld in Person, dann drückte er auf einen Knopf. »Ist es so besser?« Die vertraute Stimme des Führers der Stadt dröhnte hervor, zur Unkenntlichkeit verändert und verstärkt. Er schaltete sie wieder aus.
»Wie ihr seht, bin ich zur Zeit recht beschäftigt«, sagte er milde. »Warum wolltet ihr mich sprechen?«
36. KAPITEL
Sie waren sprachlos. Der Große Führer hatte sie ohne erkennbare Anstrengung in seinen Bann geschlagen. Ihr Verstand schien im selben Augenblick zu erstarren wie ihr Körper. Nur Gemmas Gehirn war noch aktiv; doch sie hatte, weit entfernt, einen anderen Kampf auszufechten.
Tante Gemma, hier ist so eine große Frau.
Nicht jetzt, Gem. Ich habe zu tun.
Aber sie macht mir Angst. Ich glaube, sie ist böse. Sie brüllt so laut.
Schlafweiter, meine Liebling. Ich kann dir jetzt nicht helfen. Das Baby fing an zu weinen, und Gemmas Kopf schmerzte. Vielleicht ist sie der zukünftige Schlüssel, schäumte sie innerlich, aber noch ist sie nicht soweit. Lasst sie in Frieden!
Wie die Großmutter, nur viel größer, hörte sie Gem leise sagen, bevor ihre Aufmerksamkeit gewaltsam wieder in den kreisrunden Raum gezwungen wurde. Ihr Feind ergriff erneut das Wort.
»Ich will nicht abstreiten, dass euer Einfallsreichtum mir beträchtliche Unannehmlichkeiten bereitet hat. Ich habe euch unterschätzt. Ein Fehler, den ich nicht wiederholen werde.« Die Worte wirkten umso bedrückender durch den sanften Ton, in dem sie ausgesprochen wurden. »Am Ende jedoch wird dies keine Rolle spielen. Das Zeitalter des Chaos, wie ihr es so poetisch nennt, ist bereits gewiss. Zwar wird die Welt ganz anders sein, doch ich werde es sein, der über sie herrschen wird. Durch euren törichten Angriff habt ihr genau das ausgelöst, was ihr so verzweifelt habt verhindern wollen. Ironie des Schicksals, findet ihr nicht?« Er wartete auf eine Antwort, erhielt aber keine und fuhr fort: »Kein Wunder, dass eure kümmerlichen Völker mir nicht gewachsen sind«, sprach er voll glühender Verachtung. »Ich hatte zumindest eine gepflegte Unterhaltung erwartet... bevor ihr sterben werdet.«
»Vergesst Ihr nicht etwas?« ergriff Jordan endlich das Wort. »Wenn dieser Ort hier in die Luft geht, dann werdet Ihr ebenfalls sterben.«
Der Große Führer lächelte. »Oh, das glaube ich kaum«, meinte er beiläufig. »Im Augenblick sind wir hier drinnen sicher, und wenn dieser Ort zerstört ist, bin ich bereits weit fort. Mein Himmelsrabe - so nennt ihr sie doch, nicht wahr? - wartet auf dem Dach über uns.« Sein Lächeln wurde breiter. »Möchte mich vielleicht jemand begleiten?« Er trat wieder vor die Instrumententafel und studierte sie ein paar Augenblicke schweigend, bevor er sich erneut ihnen zuwandte.
»Mir bleibt fast noch ein halbe Stunde, bevor ich aufbrechen muss«, meinte er vergnügt, »reichlich Zeit, um euch zu erklären, was geschehen wird.« Er war offensichtlich größenwahnsinnig und weidete sich genüsslich an der Hilflosigkeit seiner Gefangenen.
»Sobald die Temperatur im Hauptkraftwerk ein bestimmtes Niveau erreicht hat - ich bin dann selbstverständlich schon lange fort -, wird das Grundgestein, auf dem es er richtet wurde, zu schmelzen beginnen, und das Ganze wird in die Erde versinken. Wenn es auf den glühenden Erdkern stößt, kommt es zu einer Explosion, die stärker sein wird als tausend Vulkane.«
Zana wimmerte leise, und der Große Führer drehte sich um und grinste sie an.
»Die dabei entstehenden Trümmer werden in die Atmosphäre geschleudert und verteilen die Verschmutzung über die gesamte Erdoberfläche. Natürlich werden einige Orte weniger in Mitleidenschaft gezogen werden als andere, doch überall wird das Leben beeinträchtigt werden. Nur wer mich in die unterirdische Stadt begleitet, kann sicher sein, davon verschont zu bleiben.
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