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Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos

Titel: Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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bei jeder Entscheidung gefragt. Außerdem verfügte er über grundlegende Geschichtskenntnisse und eine tiefe Sorge um seine Mitmenschen - ob sie nun aus dem Lichtlosen Königreich stammten oder nicht.
    Von J'vina ließ sich das nicht behaupten. Sie war schlicht und einfach Kriegerin. In ihrem großen schlanken Körper verbarg sich eine ungeheure Kraft und Wendigkeit. Ihre Lebenseinstellung war recht praktisch. Ihren kämpferischen Fähigkeiten bereiteten ihr größtes Vergnügen, und sie verhielt sich ihren Gefährten gegenüber äußerst loyal, auch wenn sie deren Überlegungen nicht immer befürwortete.
    Sie konnte eine unangenehme Wahrheit oder ihre eigenen Unzulänglichkeiten mit gleichermaßen unbarmherziger Aufrichtigkeit feststellen. Niemals befand man sich im Zweifel, wo man mit J'vina stand.
    T'via, die dritte Frau in der Gruppe, war im Gegensatz dazu ruhig und zurückhaltend. Ihre Rolle war im Wesentlichen die der Beobachterin und Vertreterin der Propheten. Sie sprach in deren Namen, wenn es nötig war, und würde ihnen bei ihrer Rückkehr aus Great Newport Bericht erstatten. Sie wirkte reserviert und äußerte sich kenntnisreich nur dann, wenn es um religiöse und geistige Dinge ging. Als eines der neuen Mitglieder des Kontrolltrupps musste man sie noch immer überreden, ihre Ansichten preiszugeben.
    Das andere vergleichsweise junge Teammitglied war C'lin. Er war Soldat wie J'vina, und obwohl sein Können beim Kampf dem ihren nicht ebenbürtig war, so war er doch in den vielen praktischen Dingen, die für das Überleben in den von ihnen aufgesuchten entlegenen Gebieten erforderlich war, ebenfalls erfahren. Er war kräftig und praktisch veranlagt.
    D'vor war der Mann, den man mit dem Zusammenhalt dieser so ungleichartigen Gruppe betraut hatte. Er war älter als die anderen, glaubte aber von sich, nicht über die besonderen Fähigkeiten zu verfügen, die ihn zu der Position eines Führers berechtigten. Oft fragte er sich, warum er von den Propheten auserwählt worden war, und gelegentlich lastete die Verantwortung schwer auf ihm. Seine Kollegen wären allerdings durchaus in der Lage gewesen, ihm eine Vielzahl von Gründen zu nennen, weshalb er ihr Vertrauen und ihre Loyalität genoss. Um solche Beteuerungen zu bitten, widersprach jedoch D'vors Natur, folglich war er ständig bemüht, seine Autorität zu rechtfertigen.
    Im Augenblick ruhte sich die Gruppe aus und erholte sich von den Anstrengungen ihrer Reise und der darauffolgenden Auseinandersetzung. Zum erstenmal seit Verlassen des Lichtlosen Königreiches fühlten sie sich sicher genug, ihre Schutzbandagen aus Seidenfischband abzunehmen. Unter dieser Schutzhülle war ihre Haut weitaus empfindlicher als die der überirdisch lebenden Menschen.
    Die Halle, in der sie saßen, war ausgewählt worden, weil es eine der größten unter der Stadt war, und weil sie nur indirekt aus dem parallel verlaufenden Gang beleuchtet wurde. Sie war zwar feucht und muffig, aber sie kam der heimatlichen Umgebung der Neulinge so nahe wie möglich, daher konnten sie sich entspannen, ungehindert die Glieder ausstrecken und sich mit ungeschützen Augen umsehen.
    Anfangs hatte J'vina sich wegen ihrer Verletzbarkeit Sorgen gemacht.
    »Ein paar dieser teuflisch starken Lampen würden schon genügen«, beklagte sie sich, »und wir wären hilflos!«
    »In der Oberwelt stehen wir immer unter einem gewissen Risiko«, erwiderte D'vor. »Jordan hat uns versichert, dass hier nirgendwo Feinde in der Nähe sind, außerdem hat er Wachen aufgestellt, um ganz sicherzugehen.«
    »Und woher wollen wir wissen, dass wir vor ihnen sicher sind?« wollte sie wissen. »Jordan mag vertrauenswürdig sein, aber schließlich sind seine Leute Oberweltler.«
    »Sich darüber Gedanken zu machen, bringt im Augenblick nichts«, meinte V'dal dazu. »Wenn wir eine Chance wollen, dass unsere beiden Völker erfolgreich Zusammenar beiten, bleibt uns gar nichts anderes übrig, als ihnen zu glauben und einzusehen, dass sich das Risiko lohnt.«
    »Es ist schon eine Erleichterung, nur aus diesen Bandagen rauszukommen«, fügte C'lin hinzu.
    »Das ist wahr«, gab J'vina zu.
    »Legt euch hin und entspannt euch«, riet C'tis. »Wir brauchen alle etwas Ruhe.«
    Die Kriegerin gehorchte, wenn auch widerwillig.
    J'vinas Argwohn war verständlich. Bis zu Ardens unerwartetem Auftauchen war die fanatische Kriegersekte, die unter dem Namen Graue Vandalen bekannt war, ihr einziger Kontakt zur Oberwelt gewesen. Dieser wilde Haufen

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