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Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos

Titel: Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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hielt die Untergrundbewohner für unmenschliches Ungeziefer und hatte jeden, auf den sie trafen, bedenkenlos getötet. Ansonsten hatte die Oberwelt dem Lichtlosen Königreich nichts weiter hinterlassen als ein todbringendes Gift. Es konnte also kaum überraschen, wenn die Vorurteile den Oberweltlern gegenüber tief saßen. Doch wenn ihre Mission hier gelang, bestand wenigstens eine Chance, dass sie bei zwei ihrer Probleme Hilfe bekämen. Das Lichtlose Königreich war in seiner Existenz bedroht, und das war sicherlich den Versuch wert, die beiden Gesellschaften miteinander zu versöhnen - wie riskant es auch erscheinen mochte.
    Mit diesem Gedanken im Hinterkopf beschloss D'vor, diese Reise genauso zu sehen wie alle anderen, die der Trupp bereits unternommen hatte. Am nächsten Morgen, nachdem man sich die Nacht über ausgeruht hatte, rief er sie zusammen.
    »Wir müssen zu gegebener Zeit den Propheten Bericht erstatten«, begann er. »Lasst bitte eure Einschätzung bis jetzt hören. V'dal?«
    »Nun, ich habe mir bereits ein ganz gutes Bild von den unterirdischen Wegen unter der Stadt machen können«, antwortete der Führer. »Zumindest von den Teilen, die wir gesehen haben oder von denen man uns erzählt hat: Die Welt oben ist völlig unbekannt - ich kann mir nicht einmal vorstellen, wie es dort aussieht.« Er hielt inne und dachte über die Unvorstellbarkeit nach, dass eine ganze Stadt, Tausende von Menschen, über der Erde lebten. Alles, was er gesehen hatte, als sie sich mitten in der Nacht Great Newport näherten, waren die dunklen Umrisse der Stadtmauern, und seine Phantasie versagte bei dem Versuch, sich vorzustellen, was sich dahinter verbarg.
    »Würdest du den Tunnel wiederfinden, durch den wir eingestiegen sind?« wollte D'vor wissen.
    »Ja.«
    »Und draußen? Könntest du uns ohne Hilfe zurück nach Hause führen?«
    »Mit verbundenen Augen«, behauptete V'dal zur allgemeinen Erheiterung. Sie waren nachts über Land gereist, geschützt nur durch eine einzige Schicht Seidenfischband über ihren Augen. Sie hatte das Licht von Sternen und Mond ausreichend gefiltert, um die Oberwelt erträglich zu machen, während gleichzeitig ihre Sicht nicht beeinträchtigt wurde.
    »J'vina?«
    »Was soll ich sagen?« tat sie die Frage ab, riss sich aber zusammen, bevor D'vor sie zurechtweisen konnte. »Meine Sorge über unsere taktische Situation kennt ihr bereits, aber ich will einmal als gegeben hinnehmen, dass der Feind sich angeblich nicht in Angriffsnähe befindet.« Es gelang ihr, ihre Zweifel nicht völlig durchklingen zu lassen. »Vom militärischen Standpunkt aus betrachtet haben wir uns bislang recht gut geschlagen. Die Zahl unserer Ausfälle ist vertretbar, und wir haben noch immer all unsere Waffen. Ohne Kenntnis dessen, was uns aller Wahrscheinlichkeit nach noch bevorsteht, kann ich dem nichts mehr hinzufügen.«
    D'vor nickte, dann wandte er sich an T'via.
    »Die Propheten werden erfreut sein«, sagte sie ruhig. »Wir haben dazu beigetragen, dass Jordans Leute eine große Bedrohung überstanden haben. Wenn er und Arden unseren Fall den Oberweltlern vortragen, bestehen alle Hoffnungen auf ein für beide Seiten vorteilhaftes Verhältnis.« Sie zögerte. »Bei den Göttern«, meinte sie leise. »Ich höre mich an, als wollte ich einen Vortrag halten.«
    »Stimmt«, meinte J'vina, »aber dadurch, dass du es zugegeben hast, ist der Effekt dahin. Angeblich sollen die Propheten ...« Ein warnender Blick von D'vor ließ sie verstummen, doch T'via war nicht gekränkt. Sie machte nur ein nachdenkliches Gesicht.
    »Ich habe mich oft gefragt...«, setzte sie an, hielt dann aber inne und sah sich unter ihren erwartungsvollen Gefährten um. »War nicht so wichtig«, beendete sie den Satz und fügte dann als nachträglichen Einfall hinzu, »ich habe ein gutes Gefühl, was unser Hiersein betrifft.«
    D'vor fühlte sich durch ihre Worte beruhigt. Wer von den Propheten auserwählt war, war oftmals Reizen gegenüber empfänglich, die über den Horizont normaler Menschen hinausgingen. Er hatte längst aufgehört, solche unsichtbaren Kräfte in Frage zu stellen, und vertraute auf T'vias Instinkte ebenso, wie er auf die ihrer Vorgängerin L'tha ver traut hatte.
    »C'tis?«
    Die Heilerin hob matt den Kopf. Für sie hatten die anstrengendsten Aufgaben erst nach den Kämpfen begonnen, und sie hatte nur widerwillig zugegeben, wie müde sie war. Doch gleich, nachdem sie aufgehört hatte zu arbeiten, war sie vor Erschöpfung

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