Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos
ihrer in seine Welt geführt hatte. Sie hatten zwar versucht, sich sowohl geistig als auch körperlich vorzubereiten, aber allein die Tatsache, über so unvorstellbar weite Entfernungen blicken zu können, hatte in ihnen ein Gefühl ehrfürchtiger Scheu geweckt. Und die Sterne ansehen zu können, die so unvorstellbar weit über ihnen hingen - umgeben von dieser Leere -, war eine Übung in Wahnsinn.
Nach diesem verblüffenden Beginn war ihre Reise zu einer Folge von Offenbarungen geworden, voller Gefahren und Angst, als sie vor dem entsetzlichen Feuer Schutz suchten, das, wie Jordan sie gewarnt hatte, am östlichen Himmel aufgehen würde. Bäume, Blumen, die sanft geschwungenen, grasbewachsenen Hügel, die flüchtigen Blicke auf menschliche Behausungen in der Feme, Tiere sowie die Bewegung von Wind und Wolken - all dies bot Anlass zum Staunen, aber auch Anlass zur Furcht. Doch es war die endlose Kuppel des Nachthimmels, die sie zu der größten mentalen Anpassung zwang. Es konnte kaum überraschen, dass einige aus der Gruppe Schwierigkeiten hatten, sich zurechtzufinden.
»Alles andere hier wird uns guttun«, meinte C'tis und zeigte dabei auf die dunklen engen Wände ringsum, »aber nach und nach müssen wir uns auf draußen vorbereiten.«
Eine Zeitlang schwiegen sie. D'vors Bitte nach Informationen war mehr als Genüge geleistet worden.
»Wie sieht es mit den Vorräten aus, C'lin?« fragte er und versuchte, so geschäftsmäßig wie möglich zu klingen.
»Gut«, meinte der Krieger sofort. »Wir haben reichlich Nahrung und Wasser - auch wenn das Essen seltsames Zeug ist. Soweit C'tis und ich es beurteilen können, ist es aber vollkommen ungefährlich und nahrhaft.«
»Bis jetzt hat niemand dadurch Schaden genommen«, fügte die Heilerin hinzu.
»Man muss sich bloß an den Geschmack gewöhnen.« V'dal verzog das Gesicht.
»Du hast in der Vergangenheit schon Schlimmeres gegessen«, gab J'vina zurück. »Wir hatten nicht immer B'van, der für uns kocht.«
Es entstand ein kurzes Schweigen. Der Tod ihres ehemaligen Kollegen in einer früheren Schlacht bedrückte sie noch immer sehr. Er war nicht nur ein ausgezeichneter Koch gewesen, sondern sein unfehlbarer Humor und seine Ehrlichkeit hatten ihn zu einem unschätzbaren Freund gemacht. C'lin, der seinen Platz im Kontrolltrupp eingenommen hatte, räusperte sich.
»Nun, ich fürchte, jetzt müsst ihr mit mir vorlieb nehmen«, meinte er. »Wir können also von Glück reden, dass wir nicht selber kochen müssen. In dieser Hinsicht sind wir auf unsere Gastgeber angewiesen, wie auch, was unsere Unterbringung anbetrifft. Aber wenn wir müssten, kämen wir zurecht.«
»Gut«, schloss D'vor. »Will noch jemand was hinzufügen?«
»Ja, ich«, antwortete J'vina. »Was soll ich mit der Schlange machen, die gerade aus dem Loch in der Wand gekrochen ist?«
5. KAPITEL
Erschrocken drehte sich die Gruppe um. Die Schlange war von hässlich gelber Farbe und so dick wie J'vinas Handgelenk. Bislang war erst der vordere Teil ihres Körpers hervorgekommen, und der hatte sich nun aufgerichtet und musterte den Raum, als wollte er sein erstes Opfer auswählen. Kleine, boshafte Augen starrten aus seinem flachen, mit einer Haube versehenen Kopf hervor.
J'vina stand sofort auf, zog ihr Schwert mit einem Zischen aus der Scheide und ging langsam auf sie zu. Die Schlange beobachtete sie einen Augenblick, dann zog sie sich ins Dunkel zurück.
»Soll das heißen, wir haben die ganze Nacht hier geschlafen mit ihr in der Wand?« C'lin schauderte.
»Können wir das Loch nicht verstopfen?« schlug C'tis vor.
»Ja, aber wahrscheinlich gibt es noch andere Ausgänge«, gab V'dal zu bedenken.
»Wir können jedenfalls nicht jede Spalte im Auge behalten«, meinte die Heilerin matt. »Wie sollen wir heute Nacht schlafen?«
»Vielleicht können wir euch helfen«, meinte eine Frauenstimme vom Eingang her.
Sie drehte sich um und erblickten die Umrisse eines Mannes und einer Frau im Türeingang. Um ihre Füße scharten sich mehrere kleinere Schatten. Als Gemma und Arden in die Halle traten und sich vorsichtig im Halbdunkel vortasteten, sprangen die Meyrkats um sie herum und scharrten mit ihren Krallen über den felsigen Boden.
Habt ihr die Schlange gesehen? fragte Gemma sie stumm.
Wir haben ihre Witterung, antwortete Ox für den Clan. >Kurven-Essen< wird gut schmecken, fügte er in einem Ton hinzu, der verdeutlichte, dass sie mit dem Essen in letzter Zeit nicht glücklich waren.
»Ist das nicht
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