Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos
noch unbehaglicher zumute.
»Sieht man uns das so deutlich an?« fragte Gemma lächelnd.
»Wieso glaubt eigentlich jede Generation, sie sei die erste, die die Liebe entdeckt?« brummte Adria mit einem Zwinkern in den Augen. »Ich bin vielleicht alt, aber nicht blind.« Sie hob ihre runzlige Hand und zeigte auf Arden. »Du hast großes Glück, junger Mann. Irgendetwas an dir muss wunderbar sein, dass Gemma dich so liebt. Sie ist ein bemerkenswertes Mädchen - du solltest gut auf sie achtgeben, oder du bekommst es mit mir zu tun. Unter anderem.«
»Ich schwöre, dass ich sie sehr liebe«, antwortete Arden augenblicklich und voller Gefühl. »Auf jede Macht, die du willst.«
»Er ist in Ordnung«, meinte sie.
»Davon bin ich überzeugt«, erwiderte Gemma, ergriff seine Hand und drückte sie sanft. »Wir waren lange genug getrennt, um uns ganz sicher zu sein.«
»Und jetzt wollt ihr die verlorene Zeit aufholen«, meinte Adria dazu.
»Wie meinst du das?« fragte Arden. Er war peinlich berührt, glaubte aber trotzdem, nachfragen zu müssen.
Adria sah ihn unter ihren gesenkten Brauen hervor an.
»Du weißt ganz genau, was ich meine! Und ich glaube nicht, dass du irgendeinen Gedanken auf die Folgen verschwendet hast«, meinte sie trocken.
»Welche Konsequenzen?«
Die alte Frau richtete den Blick verzweifelt gen Himmel. »Kinder!« sagte sie »Es wäre nicht sonderlich praktisch, wenn Gemma gerade jetzt schwanger werden würde, oder?«
Gemma war es, die das darauffolgende Schweigen brach.
»Du hast recht. Wir haben beide nicht darüber nachgedacht«, gab sie zu und wunderte sich über den Verlauf, den das Gespräch genommen hatte. Der körperliche Ausdruck ihrer Liebe war ihr als etwas ganz Normales vorgekommen - er ließ sich weder leugnen noch in Frage stellen. Umso klarer wurden ihr jetzt die möglichen Folgen gedankenloser Wonnen.
»Nun, umso besser, dass du gar nicht kannst«, sagte Adria.
»Ich kann nicht?« Eine zweite Besorgnis löste die erste ab in Gemmas Herz.
»Du zahlst einen Preis für die Magie in dir«, erwiderte Adria ruhig. »Das haben die die Zauberer doch gewiss erklärt?«
Gemma nickte langsam und musste an ihre Kindheit zurückdenken, als ein Zauberer sich unglaublich darum bemüht hatte, seiner Magie zu entsagen, um so ein Kind zeugen zu können. »Aber ... mit uns ist doch alles in Ordnung?« fragte Arden leise nach.
»Das schon. Du hast Glück, junger Mann. Du bekommst allen Spaß, ohne die Verantwortung übernehmen zu müssen.«
Als er das hörte, sprang Arden auf. Sein Gesicht war plötzlich rot vor Zorn.
»Nein!« schrie er. »Du irrst dich! Du weißt nichts von mir, wenn du so etwas denken kannst. Ich fühle mich durchaus verantwortlich - Gemma und auch mir selbst gegenüber -, und davor werde ich mich niemals drücken. Nur weil sie ... weil wir keine Kinder bekommen können ...« Er brach plötzlich ab, stieß einen verzweifelten Seufzer aus und starrte Adria an. Die alte Frau schüttelte sich in stiller Heiterkeit. Langsam gewann er seine Haltung zurück, und nach ein paar Augenblicken musste er grinsen.
»Habe ich die Prüfung bestanden?« erkundigte er sich leise und setzte sich wieder hin.
»Aber ja«, erwiderte Adria, die noch immer in sich hineingluckste. »Aber ja. Aber es kommt doch trotzdem ganz gelegen, oder?«
Gemma und Arden stellten fest, dass sie es nicht wagten, sich anzusehen. Kurz darauf mussten alle drei lachen.
Als sie sich wieder beruhigt hatten, fragte Gemma, »Werde ich jemals ...?«
»Wer weiß?«, antwortete Adria. »Solche Fragen kann nur die Zeit beantworten. Dich erwartet in Zukunft mehr als genug. Du wirst Babys überhaupt nicht vermissen. Um ehrlich zu sein, in deinem Alter hätte ich eine solche Gelegenheit sofort beim Schopf ergriffen. Wenigstens hätte ich mich dann nicht mit den beiden Lümmeln belasten müssen, die sich meine Söhne nennen.«
»Du weißt ganz genau«, meinte Hewe, der gerade ein Tablett ins Zimmer trug, »dass diese beiden Lümmel dir eine Menge Freude bereitet haben.«
»Für die ich teuer bezahlen musste«, erwiderte sie schlagfertig. »Wie für alle Geschenke von Männern.«
Hewe verteilte die Getränke.
»Mit ein wenig Muskatnuss«, erklärte er ihrer Gastgeberin. »Genau, wie du es magst.«
Adria zeigte sich nicht sonderlich beeindruckt.
»Wahrscheinlich hat jeder Mann auch seine guten Seiten«, meinte sie und nippte an ihrer Tasse. »Selbst die, die nur Muskeln haben und keinen Verstand - wie dieser
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