Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos
einer?« fragte Hewe.
»Genau da täuscht du dich«, brüllte der Vandale. »Ich habe Freunde!« Er hob dramatisch die Arme und brüllte, machte aber keine Anstalten, sein Schwert zu ziehen. Plötzlich tauchten aus dem Sand rings um ihn blaue Fetzen auf, stiegen langsam in die Luft und fingen an, zu tanzen. Innerhalb weniger Augenblicke war der Kreis der Elementalen komplett.
»Ich bin unbesiegbar!« lachte Wray keckernd. »Und ich kann euch ganz nach Belieben verschwinden lassen.« Er drehte Hewe den Rücken zu und ging bedrohlich auf die anderen zu. Die Elementalen bewegten sich mit ihm wie ein riesiger, blauer Schild.
»Ich hätte euch beide längst umbringen sollen«, meinte er hämisch, »aber jetzt werde ich es umso mehr genießen. Kniet nieder und fleht um Gnade - oder meine Elementalen werden euch vernichten.«
Zu Wrays völliger Verblüffung fing Arden bloß an zu lachen.
»Das glaube ich kaum«, meinte er ruhig, dann machte er einen Schritt nach vom, mit Gemma an seiner Seite.
»Tod der Teufelsbrut!« kreischte Wray. »Verbrennt!«
Gemma und Arden traten völlig ohne Angst in die blauen Flammen hinein. Sofort spürten sie den Widerwillen, den die Elementalen wegen Wrays Herrschaft über sie empfanden, und sie spürten deutlich, dass sie sich nach Freundschaft sehnten - was der Vandale nie begreifen würde.
Sie blieben nur wenige Schritte vor dem verstörten Wray stehen. Arden lächelte.
»Diese Geschöpfe sind meine Freunde«, stellte er ruhig fest. »Und ich lasse sie hiermit frei.«
Eine Woge der Freude und Wärme durchzog ihn. Die Elementalen begannen wild zu tanzen, schwebten in den Himmel, flogen fort und kehrten noch einmal zurück, bevor sie völlig verschwanden.
»Nein!« Wrays gequälte Stimme brach. »Kommt zurück!« Er versuchte, nach seinem Schwert zu greifen, spürte jedoch, wie die Spitze eines anderen Schwertes locker in seinen Nacken gelegt wurde.
»Das würde ich an deiner Stelle bleiben lassen«, riet Hewe mit eiskalter Stimme.
Die Knie des Vandalen gaben nach, und er stürzte zu Boden, wo er - gebrochen und entkräftet - schluchzend liegenblieb.
Hewe nahm ihm das Schwert fort.
»Mit euch beiden unterwegs zu sein ist aufregender, als ich gehofft hatte«, kommentierte er trocken. »So einen Auftritt habe ich nicht mehr gesehen seit ... seit...« Die Erinnerung verließ ihn.
»Und das sind nur unsere Ferien«, meinte Gemma strahlend. »Stell dir nur vor, wie wir sind, wenn wir richtig in Fahrt kommen.«
»Ich hätte nichts dagegen, wenn der Rest unserer Reise ein wenig ruhiger verlaufen würde«, gab Hewe zurück. »Und was sollen wir bis dahin hiermit anfangen?« Er stieß den winselnden Haufen mit seiner Stiefelspitze an.
»Lass ihn laufen«, antwortete Gemma.
Die beiden Männer sahen sie erstaunt an.
»Er stellt für niemanden mehr eine Bedrohung dar«, erklärte sie. »Seht ihn euch doch an.«
»Aber er hätte dich getötet«, stellte Hewe klar.
»Hat er aber nicht.«
»Ja, aber ...«
»Was kann er denn jetzt tun?« wollte sie wissen. »Er ist alleine und hat keine Freunde. Yarat ist tot, und selbst die Elementalen, auf die er so stolz war, haben ihn verlassen. Wenn er nicht zur Vernunft kommt und versucht, seinen Frieden mit Galar zu schließen, wird er nicht lange überleben. Und wenn doch, wer weiß? Vielleicht erweist er sich sogar noch einmal als nützlich.«
Arden blieb skeptisch.
»Wie können wir ihm je vertrauen?« fragte er.
»Droh ihm einfach nur damit, wiederzukommen und ihn erneut heimzusuchen«, erwiderte sie grinsend. »Das sollte ihn zur Besinnung bringen!«
Wray, immer noch am Boden zerstört durch den betäubenden Verlust seiner Selbstachtung, wand sich zu ihren Füßen, als er ihren Vorschlag hörte.
»Ich tue alles«, murmelte er.
»Lass ihn hier«, sagte Gemma. »Unbewaffnet.«
Wray hob den Kopf. Sein Gesicht war feucht.
»Nicht hier, nicht mitten in der Wüste. Bitte.«
»Du befindest dich gerade mal ein paar Meilen von der Küstenstraße entfernt«, gab Arden angewidert zurück. »Außerdem gelingt es dir vielleicht, eines der Pferde einzufangen.«
»Wo kann ich denn hin?« Wieder fing er an zu weinen.
Arden wandte sich angeekelt ab.
»Meinst du wirklich, er könnte von Nutzen sein?« wollte Hewe von Gemma wissen.
»Er verfügt über gewisse Fähigkeiten. Vielleicht kann man ihm beibringen, wie er sie sinnvoll einsetzt«, gab sie zurück.
»Also schön.« Hewe bückte sich, riss Wray am Kragen hoch und funkelte ihn wütend an.
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