Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos
sie Gemmas besorgten Gesichtsausdruck sah. »Du kennst seine Geschichte besser als ich, Kind. Ich werde ihn nicht bedrängen.« Dann wichen die Freundlichkeit und Besorgtheit in ihrem Gesicht einem boshaften Grinsen.
»Wir müssen eben einfach so tun, als wüssten wir, was geschieht«, meinte sie. »Schließlich haben wir einen Ruf zu wahren!«
»Also gut. Ich werde einfach ein wissendes Lächeln aufsetzen und versuchen, dem Thema aus dem Weg zu gehen«, erklärte Gemma sich ebenfalls grinsend einverstanden.
»So, wie es sich anhört, wird er das schon selbst tun.«
Gemma nickte, dann fiel ihr etwas anderes ein.
»Dieses Etwas bei Arden«, fragte sie, »meinst du, es könnte sich um Erd-Wildheit handeln - von damals, als er all das Raellim gegessen hat? Möglicherweise ist sein Körper noch nicht wieder völlig frei davon?«
Gemma musste an C'tis Beschreibung von Erd-Wildheit denken: teils Substanz, teils Energie, teils Traumbild - und völlig rätselhaft. Es handelte sich um eine Kraft, die jeden durchzog, der von den geheiligten Pilzen des Lichtlosen Königreiches aß, und es rief seltsame Visionen hervor und noch seltsamere Fähigkeiten.
»Ich weiß es nicht«, gab Adria ehrlich zu. »Es ist mir noch nie zuvor begegnet, daher habe ich keine Möglichkeit seine Wirkung zu erkennen.«
Damit schien ihre Diskussion über Arden beendet, und ihr Gespräch wandte sich allgemeineren Dingen zu. Als Gemma Adria eine Weile später verließ, war sie guter Dinge, und weckte die noch immer schlummernden Männer. Kurz darauf verabschiedeten sie sich und brachen zum letzten Teil ihrer Reise auf.
Wie Adria vorhergesagt hatte, machte Arden keinerlei Anstalten, über sein Erlebnis zu sprechen, und Hewe war klug genug, nicht davon anzufangen.
Drei Tage später näherten sie sich dem Rabenfelsen. Diese eindrucksvolle Felswand wurde nur von einer steilen Schlucht unterbrochen, aus der der Fluss, der durch das Tal floss, in Form eines Wasserfalles hervortrat.
»Sieht unpassierbar aus«, meinte Arden. Er hatte sein geliebtes Tal zwar viele Male aufgesucht, doch aus dieser Richtung war er noch nie gekommen.
»Stimmt«, antwortete Hewe. »Dass Dale und ich beim letztenmal den Weg nach oben gefunden haben, war ausschließlich unserer Sturheit zu verdanken.«
Von unten war der steile Pfad, der sich in Serpentinen die Klippe hinaufwand, absolut nicht zu erkennen. Ein weiterer Beweis dafür, wie sich das Tal vor der Außenwelt schützte.
Arden war seit jenen Ereignissen, die den Fluss wieder hatten fließen lassen, nur ein einziges Mal in das Tal zurückgekehrt, und auch dann nur für eine Nacht. Jetzt konnte er es kaum erwarten, seine Freunde wiederzusehen und die Ruhe und die Schönheit diesen ganz besonderen Ortes zu genießen. Als sie den oberen Rand der Schlucht erreicht hatten, konnte er seinen Ungeduld kaum noch zügeln und führte Gemma und Hewe die vergleichsweise, sanft geschwungenen Hänge in hohem Tempo hinab. Einmal innerhalb der unsichtbaren Grenzen, zügelte er dann doch sein Ross und atmete tief durch. Wie ein Flickenteppich lag die Landschaft in all ihrer Pracht goldgrün leuchtend vor ihnen, eingerahmt von Bergen und erfüllt von Frieden. Hier gediehen alle Arten von Bäumen, Blumen und Sträuchern. Es gab reichlich Wild und Vögel, die friedlich mit ihren zahmen Artgenossen und der menschlichen Bevölkerung zusammenlebten.
Das Trio ritt gemächlich weiter und genoss jeden Augenblick seiner Rückkehr. Worte waren überflüssig, um die Freude und Zufriedenheit zu beschreiben. Ohnehin hätte keiner der drei erklären können, was genau sie mit einem solchen Gefühl der Wonne füllte.
Mallorys Söhne, Vance und Jon, sahen sie als erste, als sie sich am späten Nachmittag dem Farmhaus näherten. Die Jungen hatten offenbar in den Ästen eines Baumes gehockt, von wo aus sie einen guten Blick über den Weg hatten, der vom Nordende des Tales herführte. Sie sprangen herab, liefen zum Haus und riefen: »Sie sind da! Sie sind da!«
Dann kamen sie freudeschreiend angerannt, um die Ankömmlinge zu begrüßen. Ein paar Augenblicke später folgte Mallory etwas gelasseneren Schritts am Arm ihres Gatten Kragen. Die Reiter stiegen ab und wurden herzlich willkommen geheißen.
»Wie ihr seht, bin ich ein Mann, der sein Wort hält«, meinte Hewe und gab Mallory einen Kuss auf die Wange. »Ich habe sie rechtzeitig zurückgebracht.«
»Aber nur knapp, wenn ich dich anschaue«, fügte Gemma mit einem Blick auf Mallorys stark
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