Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos
Ihre Gesichter war nur eine Handbreit voneinander entfernt. Die Angst stand dem Vandalen deutlich in den Augen. »Hör zu, du Haufen Mist. Du verdienst es zwar nicht, trotzdem werden wir dir aber eine Chance geben. Du wirst nach Great Newport gehen, Jordan und Galar erklären, ich hätte dich geschickt und ihnen deine Hilfe anbieten. Verstanden?« Die Frage wurde von einem heftigen Schütteln begleitet, das Wray bejahendes Kopfnicken noch verstärkte. »Ich werde bald wieder dort sein, und sollte ich irgendetwas Unangenehmes über dich hören, bist du tot. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
Wray nickte erneut.
»Wie komme ich zu Jordan?« fragte er leise.
»Ich gebe dir ein Schreiben mit«, antwortete Hewe und stieß ihn dann heftig von sich.
»Ist das klug?« wollte Arden wissen.
»Es wird verschlüsselt sein«, antwortete Hewe. »Wenn er das Schreiben benutzt, wird Jordan sich ein vollständiges Bild machen können, unabhängig davon, was Wray ihm vielleicht erzählen möchte. Wenn nicht, kommt er nicht einmal durch die Stadtmauer.«
Während Hewe zu seinem Pferd hinüberging, um seine Nachricht aufzuschreiben, blieb Wray vollkommen reglos sitzen und betrachtete nervös seine drei Bezwinger, als könnte er sein Glück kaum fassen. Hewe kam zurück und drückte ihm das Schreiben in die Hand.
Dann stiegen er und seine Freunde auf und ritten ohne ein weiteres Wort davon. Als sie ein gutes Stück entfernt waren, warf Arden einen Blick zurück und sah, wie Wray langsam den Pferden, die durchgegangen waren, hinterherstapfte.
»Was meinst du, wird er tun?« fragte er.
»Er hat gar keine Wahl«, gab Hewe zurück.
»Hoffentlich geht er wirklich zu Jordan«, warf Gemma ein. »Ob es uns gefällt oder nicht, er befindet sich in einem der magischen Kreise - und am Ende werden wir all deren Hilfe brauchen. Von jedem einzelnen von ihnen.«
10. KAPITEL
Sie brauchten acht weitere - diesmal ereignislose - Tage, um Adrias abgeschiedenes Landhaus zu erreichen. Die weißhaarige alte Dame stand bereits vor ihrer Eingangstür und beobachtete, wie sie angeritten kamen. Als sie näherkamen, blickte sie ihre Gäste mit strahlenden Augen an.
»Wird aber auch langsam Zeit!« knurrte sie, machte dann auf dem Absatz kehrt und humpelte, sich schwer auf ihren Stock stützend, ins Haus.
Arden machte ein überraschtes Gesicht. »Seid ihr sicher, dass wir willkommen sind?« fragte er unsicher.
Hewe, der die alte Dame recht gut kannte, musste grinsen.
»Wenn sie uns überfreundlich empfangen hätte, dann hätte ich mich gefragt, ob irgendetwas nicht stimmt«, sagte er beim Absteigen. »Sie wirkt nach außen hin vielleicht widerborstig«, fuhr er deutlich hörbar fort, »doch sie hat ein Herz aus Gold.«
Als Antwort erhielt er ein einziges Wort aus dem Inneren des Hauses. Arden war schockiert, Gemma und Hewe jedoch brachen in Gelächter aus.
»Geht ihr zwei hinein«, befahl Hewe grinsend. »Ich werde mich um die Pferde kümmern.«
»Sind alle Verborgenen so?« erkundigte sich Arden.
»Wie soll ich das wissen?« antwortete Gemma. »Sie ist die einzige, die ich je kennengelemt habe.« Sie musste grinsen, als sie sah, wie Arden beim Ein treten zögerte, und fragte, »Du fürchtest dich doch nicht etwa, oder?«
»Natürlich nicht! Nur, sie ist... nicht ganz so, wie ich erwartet hatte. Du hast gesagt, sie sei weise - und sanftmü tig...«
»Aber das ist sie auch«, warf Gemma ein. »Komm, ich stelle dich ihr vor.«
Gemma hatte sich große Mühe gegeben, Arden zu erklären, dass eine Verborgene zwar selbst über keine nennenswerten magischen Fähigkeiten verfügte, sie aber bei anderen erkennen und gelegentlich verstärken konnte. Adria war es gewesen, die Gemma schließlich erstes Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten gegeben hatte. Die Beschreibung hatte Arden beeindruckt, er hatte jedoch Schwierigkeiten, sie mit der alten, barschen Frau in Einklang zu bringen, der er gerade begegnet war. Er kam sich wie ein nervöser Schuljunge vor, als er Gemma ins Haus hinein folgte.
Sie nahmen nebeneinander auf einem bequemen Diwan Platz, während Adria es sich in einem Sessel gemütlich machte. Das Wohnzimmer duftete nach Kräutern, und im Kamin brannte trotz des heißen Tages ein kleines Feuer.
»Adria, das hier ist Arden«, begann Gemma.
»Ich weiß, wer das ist, Kind«, meinte die alte Dame. Ihre Stimme war durchdringend, aber nicht unfreundlich. »Man braucht euch zwei nur anzusehen, um zu wissen, dass ihr euch liebt.«
Arden wurde
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