Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos
harmlos -ehrlich.«
»Woher weißt ...?«
»Oh, Adria hat schon vor Jahren in mich hineingesehen - und hat kurz darauf angewidert aufgegeben«, gab er grinsend zurück.
»Hewe ist zu sehr dem Praktischen verhaftet«, warf Adria ein. »Die Energie ist da, aber er kann seinen Platz im Leben nicht finden.«
Gemma versetzte Arden einen sanften Schubs, woraufhin er widerstrebend vor Adrias Sessel niederkniete. Arden war fürchterlich befangen, als die Alte ihm ihre welken Daumen an die Schläfen legte, und ihre anderen Fingerspitzen unterhalb seines Ohres zu liegen kamen. Adria schloss die Augen, dann wurde sie vollkommen ruhig.
Langsam verstrich die Zeit. Nach einer Weile nahm sie ihre Hände fort und ließ sich zurück in ihren Sessel fallen.
»Und?« wollte Arden wissen.
»Du bist für mich zu wenig greifbar«, antwortete sie lahm. »Ich stand kurz davor, etwas zu fassen zu bekommen, aber es entglitt mir immer wieder. Und ich dachte, Gemma sei rätselhaft!«
»Wie meinst du das?« fragte er verwirrt nach. »Dabei kannst du es doch unmöglich belassen!«
Doch Adria konnte. Sie war eingeschlafen und rührte sich nicht einmal, als Hewe sie nach oben ins Bett trug.
11 . KAPITEL
Früh am nächsten Morgen ging Gemma zu Adria, um mit ihr zu sprechen, wie sie es auch bei ihrem vorigen Besuch getan hatte. Die alte Dame war bereits wach und saß aufrecht im Bett, als erwartete sie Besucher. Sie lächelte, als Gemma das Zimmer betrat.
»Wie hat er es verkraftet?« erkundigte sie sich mit einem schelmischen Funkeln in den Augen.
»Nicht sehr gut«, gestand Gemma. »Ich war die halbe Nacht auf den Beinen, um ihn zur Vernunft zu bringen.«
»Manchmal müssen wir uns mit Männern abgeben, die sich nicht zur Vernunft bringen lassen wollen - das ist der Preis, den wir für die Liebe zahlen müssen. Früher oder später finden alle Frauen das heraus.«
»Ich bezahle ihn gem.«
»Das tun wir alle«, seufzte Adria resigniert. »Und trotzdem benutzen sie das irgendwie als Vorwand, uns als das schwächere Geschlecht zu bezeichnen - wobei sie sich auch noch im Recht fühlen!«
»Magst du Männer denn gar nicht?«
»Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein als das!« ereiferte sich die alte Frau. »Nur sehe ich sie - und die Arbeitsweise ihres Verstandes - klarer als die meisten anderen!«
Sie bemerkte Gemmas fragenden Blick und fügte hinzu, »Ich bin nicht zu alt, um zu wissen, wie es ist, jung und verliebt zu sein. Als es um meinen Mann ging, war ich so blind wie alle anderen. Seine Fehler sehe ich erst jetzt, im Nachhinein.« Sie hielt inne und erinnerte sich. »Am schlimmsten war, dass er keine Lust hatte, lange genug zu leben, um mir in meiner zweiten Kindheit Gesellschaft zu leisten.« Adrias Augen bekamen einen Ausdruck, der Gemma die Kehle zuschnürte, doch die alte Frau nahm sich zusammen, und als sie weitersprach, klang sie wieder recht vergnügt.
»Und ich bin nicht zu alt, um ein paar Fragen zu beantwor ten«, stellte sie klar. »Schließlich bist du nicht hierhergekommen, um dir mein Geschwätz anzuhören. Was meinte Arden zum gestrigen Abend?«
»Er sagte, er habe am ganzen Körper ein seltsames Kribbeln verspürt und Lichtblitze gesehen.«
»Und was noch?«
»Genauer konnte er es nicht erklären. Einfach ein komisches Gefühl, meinte er. Und als ich ihn bedrängte, es genauer zu erklären, reagierte er bloß gereizt.« Gemma schüttelte den Kopf und lächelte gequält. »Eine Zeitlang war er ziemlich mürrisch, und geendet hat es damit, dass er meinte, überhaupt nichts sei geschehen. Es war, als wollte er den ganzen Vorfall abstreiten.«
»Na ja, das ist die übliche Reaktion«, bemerkte Adria, »aber wenn ich ganz ehrlich bin, ich kann es ihm nicht verübeln, dass er verwirrt war. Da war irgendetwas, dem ich noch nicht begegnet bin. Und da er eine starke Abwehr aufgebaut hat, um sich davor zu schützen, wäre es vielleicht besser, wenn es verborgen bliebe.«
»Wie meinst du das?«
»Nun, seine Erfahrung mit den Elementalen deutet auf ein starke instinktive Reaktion hin. Bislang waren seine Reaktionen recht geschickt. Möglicherweise schadet es, wenn man sich in seine Selbsterkenntnis einmischt.«
Sie dachten schweigend einen Augenblick darüber nach, dann fuhr Adria fort: »Seine geistige Kraft ist zu willkürlich - sie hat nichts, auf das sie sich richten könnte. Außerdem schirmt er sich sehr geschickt vor Dingen ab und verbirgt sie dadurch sogar vor sich selbst...« Sie zögerte, als
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