Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos
Wort.
»Ich habe versucht, herauszufinden, wer ich bin«, wiederholte sie, »doch ich schwinde bereits dahin.« Ardens Doppelgänger hob seine rechte Hand. »Seht doch! Ich kann glatt durch mich hindurchsehen. Wenn ich nicht dahinterkomme ...« Er hielt inne. Dann zeigte er vorwurfsvoll mit dem Finger auf die gestürzten Vandalen. »Die kennen mich, wollen es mir aber nicht verraten. Deswegen bin ich ihnen gefolgt.« Er klang jetzt verärgert. »Die Pferde sind fortgelaufen. Sie laufen mir ständig fort. Selbst die ersten, kurz, nachdem der Nebel sich gelichtet hatte ...« Er sah die drei nacheinander an, während ihre Pferde unruhig auf der Stelle traten. »Könnt ihr mir vielleicht helfen?«
»Bist du sicher, dass es kein Elementaler ist?« fragte Hewe leise. Die Antwort kam unerwarteterweise von Wray.
»Natürlich nicht! Glaubt ihr vielleicht, ich würde mit einem einzelnen Elementalen nicht fertig werden?« Er klang ernsthaft entrüstet.
»Aber was dann ...«, setzte Hewe an, wurde aber unterbrochen - seinen beiden Freunden war gleichzeitig die Erklärung für die beunruhigende Erscheinung gekommen.
»Die schwebende Stadt!« rief Arden. »Als sie dich durch den Raum, aber nicht durch die Zeit bewegt hat«, beendete Gemma für ihn den Satz.
»Wynut sprach davon, es könnte später Schwierigkeiten geben«, bemerkte Arden.
»Offensichtlich hat er recht behalten«, kommentierte Hewe trocken.
»Wovon redet ihr überhaupt?« wollte der Geister-Arden voller Argwohn wissen.
»Wenn ich dir verrate, wer du bist, würdest du dann friedlich verschwinden?« erwiderte Gemma.
Der Geist nickte langsam, einen Hoffnungsschimmer in den bedrückend vertrauten Augen.
»Du warst früher mal ein Mann mit dem Namen Arden«, erklärte Gemma ihm. »Doch der ist aus dieser Zeit verschwunden.« Sie fuhr fort, ohne sich der höchst seltsamen Blicke bewusst zu sein, die ihr ihre Gefährten zuwarfen. »Es ist richtig, dass du schwindest - du wirst danach viel glücklicher sein. Du weißt bereits, dass Zeit und Raum für dich kein Hindernis sind.«
Die Erscheinung nickte erneut und machte dann ein verlegenes Gesicht.
»War ich ein guter Mensch ... als ich real war?« erkundigte er sich leise.
»Der Beste«, gab sie mit einem Kloß in der Kehle zurück. Er lächelte erleichtert. »Ich hatte mich schon gewundert ... weil die Pferde mir ständig fortliefen.«
»Geh jetzt«, sagte Gemma. Ihre Stimme klang freundlich, aber entschieden.
»Danke.« Er lächelte.
Dann löste sich die Erscheinung vor ihren Augen auf. Es handelte sich nicht um eine elementale Transformation, sondern um etwas wesentlich Grundlegenderes. Der zweite Arden war mit der Unmöglichkeit seines eigenen Seins konfrontiert worden und schwand daher zu einem zeitlosen Nichts dahin. Die Luft über ihnen war schon bald darauf wieder klar, und nur ein letztes, von Wind verwehtes Echo blieb, als der Geist seinen Namen wiederholte. Dann verschwand auch er in Vergessenheit.
Gemma musste heftig schlucken und hatte Mühe, ihre Tränen zu unterdrücken, während Arden sich wie unter Krämpfen schüttelte. Die beiden stiegen rasch ab und fielen sich in die Arme:
»Alles in Ordnung?« erkundigte er sich leise.
»Ich glaube ja. Und bei dir?«
»Ich fühle mich sehr merkwürdig«, gestand er. »Es geschieht nicht oft, dass man seinem eigenen Geist begegnet.«
Hewe war ebenfalls abgestiegen und näherte sich jetzt mit dem Schwert in der Hand den beiden am Boden liegenden Vandalen. Als er Yarat erreicht hatte, rief er über die Schulter nach hinten: »Was sollen wir mit den beiden hier machen?« Als er keine Antwort erhielt, beugte er sich über den reglosen Körper. »Er hat sich das Genick gebrochen«, verkündete er und drehte sich dann zu Wray um. »Vielleicht sollte ich den hier ebenfalls fertigmachen.«
»Nein!« rief Gemma, die nicht sicher war, ob Hewe es ernst meinte oder nicht.
Wray hob den Kopf und sah Arden an.
»Du bist wirklich», meinte er langsam. Der Irrsinn flackerte in seinen Augen.
»Wenn die Leute doch endlich aufhören würden, überrascht zu klingen, wenn sie das sagen«, meinte Arden zum Spaß.
Plötzlich rappelte Wray sich auf, und Hewe straffte sich, das Schwert in der Hand bereithaltend.
»Du bist für mich kein Gegner!« kreischte Wray. »Dieses Ding hier überlebt vielleicht einen Stich ins Herz, du aber bestimmt nicht!« Er klang überdreht. »Du hast mir die Arbeit abgenommen!«
»Vergisst du nicht, dass wir zu dritt sind, und du nur
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