Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos
meinte er. »Wir lassen dich in Frieden.« Mallory lächelte ihn an, als er in die Küche zurückkehrte.
Kris, das Glas unbeholfen zwischen seinen krummen Fingern haltend, trank mit sichtlichem Vergnügen.
»Ich weiß, es ist dir vielleicht unangenehm«, begann Gemma, »und es tut mir leid. Aber würdest du mir von der Vision erzählen, die du Arden gezeigt hast?«
Einen Augenblick lang wirkte Kris verlegen und antwortete nicht. Dann stellte er seinen Wein ganz vorsichtig ab, und seine Hände bewegten sich so rasch, dass Gemma nicht alles mitbekam.
»Er sagt, zwischen dir und Arden gibt es eine sehr starke Verbindung«, übersetzte Mallory. »Aus dieser Verbindung entspringt die Vision von dir. Doch es muss eine höhere Macht beteiligt sein, denn es war die einzige Vision, die Kris je von etwas außerhalb des Tales empfangen hat.«
»Welche höhere Macht?« fragte Gemma.
Kris zuckte mit den Achseln und schüttelte den Kopf, Gesten, die keiner Auslegung bedurften.
»Weißt du von den Magischen Kreisen?« fragte Gemma, das Thema wechselnd.
Die Hände begannen erneut zu sprechen.
»Das Tal gleicht einem solchen Kreis?« riet Gemma und sah Mallory an, um sich das bestätigen zu lassen. »Aber hast du wirklich niemals etwas anderes außerhalb des Tales gesehen?«
»Nein. Dies war die einzige Vision«, bestätigte Mallory mit Blick auf Kris' Finger.
»Oh.« Gemmas Hoffnungen schwanden. Dann beschrieb sie das Bild der kleinen Gemma auf dem Gipfel des Berges und fragte Kris nach dem Tiefen Süden und dem Gesang der Sirenen, doch er hatte ihr darüber nichts Erhellendes zu sagen. Er berichtete, er habe weder in Mallorys noch in der Zukunft des Kindes etwas Ungewöhnliches entdeckt. Die Bruchstücke, die Gemma gesehen hatte, waren ihm ein Rätsel - genau wie das Thema des Tiefen Südens. Gemmas Enttäuschung schien ihn zu bedrücken, doch als sie zu anderen, angenehmeren Themen übergingen, war die schützende Atmosphäre aus Wärme und Zufriedenheit bald wieder von ihm hergestellt.
»Kris meinte, es gäbe eine starke Verbindung zwischen uns«, berichtete Gemma Arden, als sie an jenem Abend in seinen Armen lag.
»Da erzählst du mir nichts Neues«, meinte er schläfrig. »Wie sollte es auch anders sein, nach allem, was wir zusammen durchgemacht haben.«
»Mmmm.« Sie kuschelte sich fester an ihn.
»Möchtest du diese Verbindung offiziell machen?« murmelte Arden.
»Was willst du damit sagen?«
»In Unter wird in ein paar Tagen Rat gehalten«, gab er zurück. »Bei dieser Gelegenheit feiert man im Tal die Hochzeiten.«
Gemma war mehrere Augenblicke lang sprachlos. Sie hatte nie daran gedacht zu heiraten. Sie hatte lediglich das Gefühl der Wärme und die Erleichterung über ihr langersehntes Wiedersehen genossen, daher rührte sie Ardens Bemerkung doppelt.
Er löste sich ein wenig von ihr, um sie anzuschauen.
»Sag was!« drängte er. »Ich weiß, eigentlich müsste ich auf die Knie gehen ... aber ich bleibe lieber hier bei dir. Ich weiß, viel habe ich nicht zu bieten ...«
»Sei endlich still, du Dummkopf!« unterbrach ihn Gemma lachend. »Natürlich heirate ich dich!«
13. KAPITEL
Zwölf Tage später war das Dorf Unter voller Menschen, die an der Ratsversammlung teilnahmen, und es herrschte eine festliche Atmosphäre. Es war zwar ein kühler Tag, doch der Himmel war klar; aus diesem Grund wurden die geschäftlichen Angelegenheiten kurzerhand bei einer Zusammenkunft unter freiem Himmel abgehandelt. Dann ging man zu den wichtigen Anlässen der Versammlung über. Als erstes wurden zwei Neugeborene vorgestellt und bekamen von ihren stolzen Eltern ihre Namen, dann folgte das Ereignis, das sogar die Menschen aus den entlegenen Winkeln des Tales angelockt hatte. Die Mehrheit der Bevölkerung betrachtete Gemma und Arden als Helden, und dies, zusammen mit dem Umstand, dass sie die ersten Außenstehenden waren, die je im Tal miteinander vermählt wurden, machte die Zeremonie zu einem Ereignis, das mit größtem Interesse verfolgt wurde.
Auch wenn es nach dem Standard der Außerwelt kein förmliches Ritual war, lauschten dennoch alle Anwesenden dem feierlichen und doch freudigen Austausch der Gelöbnisse in ehrfürchtigem Schweigen. Als es vorbei war, hob großer Jubel an, und anschließend begann das eigentliche Fest.
Wie Arden Gemma erzählt hatte, waren die Menschen im Tal froh über jeden Grund zu feiern - und diesmal hatten sie einen besonders schönen. Nicht nur, dass das Tal wörtlich zu neuer Blüte
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