Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos
-, die dafür kämpfen werden, das Tal in seinem jetzigen Zustand zu erhalten.«
»Das habt ihr schon bewiesen«, sagte Mallory. »Bei euch beiden oder anderen wie Hewe bin ich mir sicher, aber jetzt gibt es so viele andere Probleme - das Lichtlose Königreich, ganz Cleve und der Tiefe Süden. Es scheint so ungerecht, dass wir inmitten all der brutalen Umwälzungen ringsum einfach glücklich in unserer völligen Abgeschiedenheit weitermachen. Ich fühle mich schuldig deswegen.«
»Vielleicht werdet ihr noch hineingezogen, irgendwann«, gab Gemma zu, »umso mehr Grund habt ihr, die Herrlichkeit dessen, was ihr jetzt habt, zu genießen. Ich habe das jedenfalls vor!«
Doch Mallory ließ sich nicht vom Thema ablenken.
»Der Tiefe Süden«, meinte sie nachdenklich. »Dort kommt alles her - das unterirdische Gift, die Himmelsraben, Mendles Macht...«
»Ja, und wahrscheinlich auch der Damm, der euch den Fluss genommen hat.«
»Und der Gesang der Sirenen?« fragte Mallory ruhig.
»Der auch.«
»Aber wie kann diese Macht des Bösen, was immer sie ist, ein Lied von solcher Schönheit hervorbringen?« Mallory hatte die unglaubliche Musik nur ein einziges Mal in den Bergen gehört, trotzdem ging sie ihr noch immer nicht aus dem Kopf. »Du musst dir ein paar ernste Gedanken über diese Verbindung machen, Gemma. Schließlich war es das, was dich von Anfang an in unser Land gelockt hat.«
»Ich weiß«, erwiderte Gemma. »Ich will auch herausfinden, warum. Aber hier soll mich das nicht belasten.«
»Hast du es in der letzten Zeit gehört?«
»Nur einmal, auf dem Weg nach Great Newport, mit Hewe und Ashlin.« Gemma hielt inne. »Von da an nur in meinen Träumen.«
»Wie war das? Es muss schrecklich gewesen sein.« Mallory war bestürzt.
»Besser als im Wachzustand!«
Eine Weile sagten beide nichts.
»Es hat mir sehr leid getan, von Ashlin zu hören«, sagte Mallory leise.
»Ich weiß. Hätte ich nicht zugelassen, dass er mich beglei tet...«
»Es war seine Entscheidung.«
Gemma nickte traurig. »Sie haben mir erzählt, er sei tapfer gestorben -bei dem Versuch, mich zu retten. Ich muss seiner Familie morgen einen Besuch abstatten.«
Mallory stand auf. »Ich sollte etwas zu essen machen. Nach der Arbeit in der frischen Luft haben sie bestimmt einen Bärenhunger.«
»Lass mich das machen«, protestierte Gemma. »Du solltest dich ausruhen.«
»Ich bin doch keine Kranke!« erwiderte ihre Freundin. »Es wird noch ein Weilchen dauern, bis die Kleine hier ihren Auftritt hat.«
»Nicht so lange, wie du glaubst«, meinte Gemma zu ihr.
»Wie meinst du das? Zählen kann ich schließlich noch.«
»Nun, ich könnte mir denken, dass es die kleine Gemma vielleicht ein wenig eilig hat«, sagte Gemma. »Ich konnte fühlen, dass sie ungeduldig ist.«
»Wie lange wird es denn noch dauern?«
»Einen Monat, vielleicht weniger.«
»Sonst hast du nichts gefühlt?«
Gemma zögerte, doch dann wurde ihr klar, dass sie unmöglich länger Ausflüchte machen konnte. Also erzählte sie von der Vision auf dem Berggipfel.
»Was hat das zu bedeuten?« wollte Mallory wissen.
Gemma zuckte mit den Achseln.
»Ich weiß, dass sie irgendwie etwas Besonderes sein wird. Darüber hinaus bin ich genauso überfragt wie du.«
»Etwas Besonderes ... im Guten oder im Schlechten?« fragte die zukünftige Mutter.
»Kein Kind aus diesem Tal - ganz besonders keines deiner Kinder - könnte jemals etwas anderes sein, als eine Kraft des Guten«, stellte Gemma entschieden fest. »In dieser Hinsicht brauchst du dir keine Gedanken zu machen.«
Mallory nickte, auch wenn sie nicht völlig überzeugt war.
Anschließend beschäftigten sich die beiden mit der Vorbereitung der Speisen und nahmen Zuflucht in den Notwendigkeiten des täglichen Lebens. Als der Abend näherrückte, kehrten Arden und die anderen zurück. Sie waren bester Laune, und die Jungs waren eingenommen von ihren Heldentaten und voller Pläne für die kommenden Tage. Das Mahl und die Unterhaltung halfen Gemma und Mallory, sich zu entspannen, und allmählich sahen sie den Dingen freudig und nicht nur voller Ungewissheit entgegen.
Das Tal schlug sie alle in seinen vertrauten Bann.
Am nächsten Morgen besuchte Gemma Ashlins Eltern. Die Nachricht vom Tod ihres Sohnes übermannte sie, und obwohl Gemma ihn und seine Tapferkeit ausgiebig lobte, konnte sie nichts in ihrem Kummer trösten. Sie hatten schon nicht begreifen können, warum er überhaupt mitgegangen war, und jetzt verstanden sie nicht,
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