Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos
Innenleben untersuchte, stellten sie fest, dass sowohl der Oberlord als auch Gemma - von der sie wussten, dass sie in der Festung gefangengehalten wurde - verschwunden waren. Nur die Blauflammenkammer am Fuß des Turmes war geblieben - und nur Arden war es gelungen, in diesen geheimnisvollen Raum vorzudringen.
Zur Überraschung aller, die ihm dabei zugesehen hatten, war es ihm gelungen, hineinzukommen. Jetzt befand er sich jedoch schon recht lange darin, und mehrere Zuschauer machten ihrer Sorge Luft.
»Was sollen wir tun?« fragte sich Hewe laut. Der Bär von einem Mann stand ganz vorne in der Gruppe und hatte sein vernarbtes Gesicht besorgt in Falten gelegt.
»Was können wir tun?« hielt Jordan dagegen. »Außer abwarten?« Er war der Führer des Untergrunds und spürte die Last seiner Verantwortung. Es gab so viel, was er hätte tun sollen, im Augenblick jedoch nahm die Blauflammenkammer und was immer sich dahinter abspielte seine Aufmerksamkeit völlig in Anspruch. Er wandte sich an seinen Lieutenant. »Die beiden sind ziemlich erfinderisch. Schließlich sind sie dort reingekommen ...«
Kurz darauf drehte sich Jordan um und richtete das Wort an eine Gruppe von Kriegern, die in einer dunklen Ecke des Raumes standen. Diese Soldaten waren alle groß und schlank und am ganzen Körper mit einem glänzend schwarzen Material umwickelt, das ihnen ein entschieden finsteres Aussehen verlieh. Es handelte sich um den Kotrolltrupp aus jenem unterirdischen Reich, das Arden das Lichtlose Königreich nannte. Er hatte mehrere Monate bei ihnen in ihrer dunklen und wundersamen Welt verbracht.
»Irgendwelche Ideen, D'vor?« erkundigte sich Jordan.
»Arden hat in der Halle der Winde ihr Vertrauen gewonnen«, meinte der Kontrolltruppführer. »Vielleicht besteht diese Wand aus ähnlichen Wesen. Trotz unserer Schutzhülle haben wir Schwierigkeiten, sie direkt anzusehen,« fügte er als Erklärung hinzu, »aber wir halten es für durchaus möglich.«
Genau in diesem Augenblick tauchte innerhalb der schimmernden Barriere ein Schatten auf. Sämtliche Gespräche verstummten, und die Zuschauer hielten den Atem an. Der Schirm beulte sich aus, und kurz darauf erschienen Gemma und Arden Hand in Hand inmitten eines Funkenregens. Als hinter ihnen die Meyrkats auftauchten und dabei vor Aufregung und Freude ihre typischen Pfeifgeräusche ausstießen, kamen die Zuschauer aus dem Staunen nicht mehr raus.
Als Gemma und Arden die Verblüffung ihrer Zuschauer bemerkten, hatten die beiden dieselbe Idee, und sie machten, immer noch händchenhaltend, eine tiefe Verbeugung. Der Clan kannte dies noch von ihrer Zeit als fahrendes Volk mit Gemma und versuchte es ebenfalls mit huldvollen Verbeugungen - mit unterschiedlichem Erfolg. Einige von ihnen kippten bei dem Versuch vornüber, was so komisch wirkte, dass die anderen lauthals loslachten, als Gemma und Arden sich mit einem Grinsen im Gesicht wieder aufrichteten.
»Bravo!« rief Jordan begeistert.
»Ich hab' dir doch gesagt, sie gehört auf die Bühne«, bemerkte Hewe beiläufig. »Sie hat sogar schon ihre eigene Truppe zusammen.«
Eine Stunde später hatten es sich Gemma und ihre Truppe zusammen mit Jordan und Hewe im alten Hauptquartier des Untergrunds bequem gemacht, einem gemütlichen Raum unterhalb einer riesigen Müllhalde in einem der ärmeren Viertel von Great Newport. Das Hauptquartier war Teil eines unter den Straßen der Stadt verlaufenden Tunnellabyrinths, das lange Zeit der Wirkungskreis des Untergrunds gewesen war.
Die Gruppe aus dem Lichtlosen Königreich hatte sich Gemmas Trupp nicht angeschossen - obwohl sie auf Gemma neugierig waren. Als Erklärung hatte D'vor angegeben, seine Leute litten trotz ihrer Schutzschicht aus Seidenfischband darunter, dass sie ständig einer Vielzahl unterschiedlicher Lichtformen ausgesetzt waren. Also hatte man sie in den dunkelsten Bereich des Tunnellabyrinths geführt und dort zurückgelassen, wo sie ihre Schutzbandagen abnehmen und sich in einer angenehmeren Umgebung erholen konnten. Anfangs war Gemma von ihnen fasziniert gewesen, hatte sich sogar ein wenig gefürchtet. Sie hatte ihnen viele Fragen stellen wollen, doch Jordan bestand darauf, dass sie zuerst ihre Geschichte erzählte.
Sie wiederholte, was sie ihm erzählt hatte, fügte, wenn nötig, Einzelheiten und Erklärungen hinzu, und erläuterte ihre Theorie über das Buch in der Blauflammenkammer. Als sie fertig war, schwieg Jordan eine Zeitlang und machte ein nachdenkliches
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