Die Traumfängerin - Roberts, N: Traumfängerin
der Arbeit beflügelte seine Kreativität.
Er war dafür bekannt, seinen eigenen Kopf zu haben und die äußeren Umstände seinen Vorstellungen anzupassen – eine Eigenschaft, die sich nicht nur auf seinen Beruf, sondern auch auf sein Privatleben auswirkte. Als Produzent war er, so sagten zumindest die meisten Regisseure, ausgesprochen erfolgreich, aber auch ungerecht. Als Mann war er – glaubte man den Frauen, die ihn kannten – großzügig, aber egoistisch und wenig herzlich.
David billigte jedem Regisseur künstlerische Freiheit zu, allerdings nur, solange diese seiner Vorstellung entsprach. Er gab sich offen und kompromissbereit. Doch nicht selten stellte ein Regisseur schließlich fest, dass dieser Kompromiss letztendlich genau zu dem Ziel führte, das David von Anfang an vor Augen gehabt hatte.
Und auch in einer Beziehung ließ er sich oberflächlich stets auf die Bedürfnisse der Frau an seiner Seite ein. Sie liebte Rosen? Dann schickte er täglich einen Strauß. Sie genoss Wochenenden auf dem Lande? Er stand am Sonntag mit dem Cabriolet vor ihrer Tür und fuhr mit ihr ins Grüne. Auch hier gab er sich offen und anpassungsfähig. Doch jede Frau stellte irgendwann fest, dass sie diesemMann niemals wirklich nahegekommen war. Sobald sie mehr forderte, als er zu geben bereit war, oder sogar über eine gemeinsame Zukunft sprach, beendete er die Affäre.
Trotz seines unbestrittenen Erfolges arbeitete kaum ein Regisseur ein zweites Mal mit David Brady. Die Frauen dagegen verzweifelten zwar an seiner Unnahbarkeit, doch sobald er sie anrief, schmolzen sie dahin.
Dabei war er keineswegs ein eiskalter Herzensbrecher. Er wusste nur ganz genau, was er wollte, und wich von seinem Weg keinen Millimeter ab.
Mittlerweile waren die Vorbesprechungen für seine neue Sendung abgeschlossen, das Konzept nahm konkrete Formen an, sogar das Studio war schon eingerichtet. Zu diesem Zeitpunkt wurde David unruhig, er verlangte erste Erfolge zu sehen. Zum Auftakt seiner neuen Serie wollte er unbedingt Clarissa DeBasse als Studiogast haben. Und diese Entscheidung hatte nichts mit ihrer Agentin zu tun, versicherte er sich selbst mehr als einmal.
Ursprünglich hatte er überlegt, Clarissa zu Hause zu interviewen. Doch eine kurze Nachricht von A. J. Fields hatte diesen Plan zunichtegemacht. Miss DeBasse sei nicht bereit, ihre Privatsphäre öffentlich darzustellen. Punkt. Und da David sich durch solche Formalitäten nicht von seinen Vorstellungen abbringen lassen wollte, hatte er kurzerhand das Studio so einrichten lassen, dass es der gemütlichen Vorstadtidylle in Clarissas Haus glich. Für das Gespräch hatte er den bekannten Journalisten Alex Marshall engagiert. Er war gefürchtet für seine kritischen Fragen, und wenn es jemand schaffen konnte, in diesem Interview Tatsachen und Aberglauben sauber voneinander zu trennen, dann Alex Marshall. Davon war David überzeugt.
Nun endlich war es so weit. David hielt sich im Hintergrundund ließ sein Team arbeiten. Mit Sam Cauld well, dem Regisseur, hatte er bereits zwei Filme gedreht. Die Zusammenarbeit gestaltete sich nicht unkompliziert, aber sie hatten für beide Dokumentationen einen Preis bekommen – und das war entscheidend.
„Du musst einen anderen Filter auf den Scheinwerfer setzen“, wies Sam gerade den Beleuchter an. „Ich will eine gemütliche Atmosphäre, nicht das Flair eines Möbelhauses.“ Ungeduldig wandte er sich an den Journalisten. „Alex, wenn du die Zuschauer begrüßt, kommst du von rechts und bleibst genau hier stehen.“
„Alles klar.“ Genervt löschte Alex seine teure Zigarre und trat vor die Kamera. Unruhig schaute David auf die Uhr. Clarissa kam später als vereinbart, aber noch war genügend Zeit. Wenn sie in zehn Minuten nicht aufgetaucht war, würde er sie anrufen lassen. Er sah zu, wie Alex professionell seinen Text vortrug, und beobachtete den Aufnahmeleiter, der noch immer mit dem Licht unzufrieden war. David beschloss, dass er hier entbehrlich war, und ging hinaus, um Clarissa selbst anzurufen. Vielleicht war es besser, A. J. darum zu bitten, überlegte er. Es konnte nicht schaden, sie ein wenig unter Druck zu setzen. Er nahm sein Handy aus der Jacketttasche und stieß die Studiotür auf.
„Oh, David, entschuldigen Sie bitte.“
In diesem Moment hastete Clarissa den Gang entlang. Heute sieht sie keineswegs aus wie die nette Tante, dachte er, als sie ihm die Hand zur Begrüßung reichte. Ihr Haar war streng zurückgebunden, was sie um Jahre
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