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Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt

Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt

Titel: Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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doch, um einmal über die Frage nachzudenken, was diese Herren beziehungsweise ihre Jobs gemeinsam haben. Vermutlich finden sich auch in Ihren Träumen über die perfekte Arbeit diese drei Punkte wieder. Und damit wären wir schon bei der nächsten Frage angelangt: Wie lassen sich diese drei Elemente in Ihr Arbeitsleben integrieren? Als ich mich damit auseinandergesetzt habe, ist mir sofort aufgefallen, dass alle drei im Arbeitsleben nur sehr selten anzutreffen sind. Bei den meisten Jobs sind weder Kreativität gefragt noch können die Arbeitnehmer weitestgehend selbst bestimmen, was und wie sie etwas tun, vom Einfluss auf den Rest der Welt mal ganz zu schweigen. Als frischgebackener Universitätsabsolvent werden Sie in Ihrem ersten Job vermutlich eher den Satz »Ändern Sie diese Tabelle!« hören als »Ändern Sie die Welt!».
    Keine Frage, diese drei Eigenschaften sind per se auch kostbar – schließlich machen sie den Job zum Traumjob. Allerdings | 58 | wandeln wir stets auf ausgetretenen Pfaden. Ein Student der Betriebswirtschaft oder Volkswirtschaft lernt schon im ersten Semester, dass es seltene und kostbare Güter nur dann gibt, wenn man im Gegenzug auch etwas Kostbares und Seltenes anbieten kann – Angebot und Nachfrage lautet hier das Stichwort. Daraus folgern wir, dass Sie Ihrem Arbeitgeber auch etwas Besonderes bieten müssen, wenn Sie einen Traumjob wollen. Wenn wir mit dieser Schussfolgerung richtig liegen, müssen wir die Erfolgsgeschichten unseres Trios daraufhin prüfen. Dann begreifen wir, was es mit dieser Art von »Tauschgeschäft« auf sich hat – es ist die Grundvoraussetzung für einen Traumjob.
    Zurück zu Steve Jobs: Als er damals in den Laden von Paul Terrell marschierte, hatte er etwas in der Hand, was damals wirklich selten war: eine Leiterplatte für den Apple I, der kurze Zeit später zum modernsten Personal Computer der damaligen Zeit, als die Computerbranche noch in ihren Kinderschuhen steckte, avancierte. Das Geld, das Steve Jobs der Verkauf von 100 Leiterplatten einbrachte, hat ihm zugleich mehr Selbstbestimmung über seine Karriere ermöglicht, aber – um im Jargon der Volkswirtschaftler zu bleiben – er musste sein Angebot um ein wertschöpfendes Element erweitern, um im Gegenzug weitere kostbare Elemente für seine Karriere zu erhalten. Und in diesem Augenblick legte Jobs Aufstieg drastisch an Geschwindigkeit zu. Er lieh sich 250 000 US-Dollar von Mark Markkula und entwickelte mit Steve Wozniak ein neues Computerdesign, das unstrittig so gut war, dass alle es bemerkten. Keine Frage, im Homebrew Computer Club, einem Verein computerinteressierter Hobbybastler, gab es andere Techniker, die Jobs und Wozniak durchaus das Wasser hatten reichen können, doch nur Jobs war damals schlau genug, um eine für die damalige Zeit ziemlich hohe Summe zu investieren und seine ganze Energie und sein ganzes Wissen für die Entwicklung eines einsatzfähigen Computers einzusetzen. Was dabei herauskam, ist bekannt: der Apple II, eine Maschine, die ihre Konkurrenten um Längen schlug. Allein schon das farbige Display war einzigartig, nicht zu vergessen, dass Monitor und Tastatur Teil des Gehäuses waren. Die Archi | 59 | tektur war offen, sodass die Erweiterung von Speicher und der Anschluss von Zusatzgeräten (wie das Diskettenlaufwerk, das für den Apple II erstmalig als Massenprodukt erhältlich war) problemlos möglich waren. Dieses Produkt verhalf Jobs’ Unternehmen zu Ruhm und Ansehen und machte aus dem Kleinunternehmer den Chef eines visionären Konzerns. Er schuf etwas von großem Wert und erhielt im Gegenzug eine Extraportion Kreativität, Einfluss und Selbstbestimmung.
    Der Moderator Ira Glass erhielt die Chance, seine eigene Show, This American Life , zu produzieren, die letztendlich dieses Genre neu definierte. Und was war der Grund für diese einmalige Gelegenheit? Er hatte mehrfach unter Beweis gestellt, dass er zu den besten Moderatoren und Interviewpartnern zählte. Glass hatte als Praktikant beim Rundfunk angefangen und stieg kurze Zeit später zum Cutter für die Sendung All Things Considered auf. Es gibt jede Menge junger Leute, die auf dieselbe Weise in ihren späteren Beruf einsteigen wie Glass. Sie absolvieren ein Praktikum bei einem örtlichen Radiosender und steigen dann in eine der unteren Positionen der Produktion auf. Doch Glass hat sich dann von der Masse solcher Berufsanfänger abgehoben, indem er an seinen Fertigkeiten gearbeitet hat, um etwas ganz Besonderes zu

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