Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt
werden. Es lag an der Frische der von ihm kreierten Beiträge, dass er die Chance erhielt, sich live als Moderator zu bewähren. Obwohl seine Stimme nun wirklich nicht so klingt, wie man das von einem Moderator erwartet, heimste er für seine Beiträge die ersten Preise ein. Gut möglich, dass ihm ein gewisses Talent für die Moderation und Redaktion in die Wiege gelegt worden war, aber wie unter Regel 1 bereits beschrieben, war Glass davon überzeugt, dass harte Arbeit vonnöten ist, um das Beste aus einem Talent herauszuholen. »Wir kreativen Köpfe kennen das alle … man macht seine Sache … und dann ist da diese Diskrepanz zwischen dem, was man tut, und dem, was man tun möchte. Schlimmer noch, man ist gar nicht so gut, wie man dachte … Eigentlich versucht man, gut zu sein … aber das ist alles andere als großartig«, erklärte er in einem Interview seine Karriere. 21 »Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, sich zur Arbeit | 60 | zu zwingen, sich zu zwingen, sich bestimmte Fähigkeiten anzueignen; das ist die härteste Phase«, sagte er in seinem Gespräch für Roadtrip Nation . Anders ausgedrückt, seine Geschichte ist nicht die eines Ausnahmetalents, das nach dem College zu einem Radiosender ging und sofort eine eigene Sendung bekam. Je mehr man über Glass liest, umso klarer zeichnet sich das Bild eines jungen Mannes ab, der so lange an seinen Fähigkeiten gearbeitet hat, bis er so gut wurde, dass ihn alle bemerkten.
Diese Strategie hat funktioniert. Nach dem Erfolg seiner Kurzbeiträge für All Things Considered bat ihn Chicagos Rundfunksender WBEZ , als Co-Moderator für unterschiedliche Radioshows – allesamt Eigenproduktionen von WBEZ – zu arbeiten, was den Wert seiner Fähigkeiten weiter steigen ließ. Als der Sendeleiter 1995 beschloss, eine formlose Show zu produzieren, die vielleicht sogar in ganz Amerika ausgestrahlt werden würde, stand Glass ganz oben auf seiner Liste möglicher Moderatoren. In Glass’ Karriere finden sich heute alle drei Elemente – Kreativität, Einfluss, Selbstbestimmung –, aber das war beileibe nicht schon von Anfang an so. Seine Laufbahn ist ein Musterbeispiel für die eherne Regel von Angebot und Nachfrage: Glass hat sich seltene und wertvolle Fähigkeiten hart erarbeitet und erhielt im Gegenzug dafür einen Traumjob.
Es dürfte Sie nicht weiter überraschen, dass auch Al Merricks Karriere ähnlich begann und verlief. Die seltene und kostbare Fähigkeit, mit der seine Laufbahn als Designer von Surfbrettern begann, liegt auf der Hand: Er war nämlich so gut, dass seine Surfbretter die der Konkurrenz an Qualität übertrafen. Doch auch im Fall von Merrick war der Erfolg nicht vorprogrammiert. Als gelernter Bootsbauer war es für ihn kein Problem, mit Fiberglas zu arbeiten, und da er selbst phasenweise mal ein begeisterter Surfer war, kannte er die Anforderungen an ein gutes Surfbrett aus eigener Erfahrung. Doch es hat ihn jahrelange harte Arbeit gekostet, um dort anzukommen, wo er heute steht und wo seine Fähigkeiten geschätzt werden. »[Am Anfang] hatte ich wahnsinnige Angst davor, zu versagen oder dass sich herausstellt, dass der Typ, für den ich gerade ein Surfbrett baute, Welt | 61 | meister war, und dass meine Bretter doch nicht so gut sind, wie sie sein sollten«, erinnerte er sich in seinem Interview für Roadtrip Nation . »Doch diese Ängste haben in meinem Fall dazu geführt, dass ich mich noch mehr anstrengte, um ein perfektes Surfbrett zu bauen.« Keine Frage, es hört sich toll an, wenn von einem Büro die Rede ist, das nur einen Steinwurf vom Strand entfernt liegt. Noch besser sogar, wenn man Surfen gehen kann, wann immer einem danach ist. Aber solche Traumjobs bekommt man nicht einfach so. Merrik war klar, dass er im Gegenzug einzigartige Fähigkeiten entwickeln musste. Sobald Profis wie Kelly Slater auf seinen Surfbrettern Wettkämpfe gewannen, bekam er die Freiheit, seinen Arbeitstag nach eigenem Gutdünken zu gestalten. Ich fasse nun die Hauptargumente meiner Theorie noch einmal zusammen.
Karrierekapital als Voraussetzung für Traumkarrieren:
Die für tolle Jobs typischen Elemente sind selten und damit kostbar.
Die Lehre von Angebot und Nachfrage besagt: Wer diese Elemente für sich in Anspruch nehmen möchte, muss im Gegenzug dafür seltene und wertvolle Leistungen anbieten können – das Karrierekapital.
Die leistungsorientierte Grundhaltung, die sich ausnahmslos dem Leitsatz verschrieben hat, »so gut zu werden, dass es alle bemerken«,
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