Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt
ist die Strategie, die perfekt zum Karrierekapital passt. Und wenn Ihr Ziel lautet, eine Arbeit zu finden, die Ihnen wirklich Spaß macht, sollten Sie sich spätestens jetzt von der leidenschaftsorientierten Einstellung verabschieden, denn Leistung sticht Leidenschaft.
Jobs, Glass und Merrick waren alle drei von der leistungsorientierten Haltung überzeugt, die ja durch handwerkliches Können oder andere Fähigkeiten gekennzeichnet ist. (Und beschreiben sich auch selbst mit diesen Worten. »Ich war Handwerker«, sagte Merrick in einem Interview über seine ersten Tage als Surfbrett-Designer. 22 ) Die Theorie über das Karrierekapital besagt, dass das kein Zufall ist. Um in den Genuss der drei Elemente ei | 62 | nes Traumjobs zu kommen, muss man schon etwas bieten können: seltene und wertvolle Fähigkeiten, die ich als Karrierekapital bezeichne. Bei dem leistungsorientierten Ansatz steht ja die eigene Leistung im Vordergrund, und genau das müssen auch Sie zu geben bereit sein. Nur mit dieser Einstellung können Sie so viel Karrierekapital anhäufen, wie irgend möglich. Und genau das ist letzten Endes der Grund, weshalb ich vom leistungsorientierten Ansatz zu 100 Prozent überzeugt bin, während mir der leidenschaftsorientierte kaum ein müdes Lächeln entlockt. Verstehen Sie mich nicht falsch, das hier soll auf keinen Fall in eine philosophische Debatte über die Existenz von Leidenschaft oder den Wert von harter Arbeit ausarten – ich bin ein äußerst pragmatisch veranlagter Mensch: Damit Ihnen in der Arbeitswelt Gutes widerfährt, müssen Sie erst mal Gutes leisten. Und der leistungsorientierte Ansatz bringt Sie diesem Ziel näher.
Doch ich war noch nicht fertig mit meinen Argumenten gegen den leidenschaftsorientierten Ansatz. Mal abgesehen davon, dass er völlig versagt, wenn es darum geht, seinen Traumjob zu finden, gibt es nämlich auch noch eine weitere dunkle Seite. Es kann so weit kommen, dass diese Theorie zum aktiven Gegenspieler des leistungsorientierten Ansatzes mutiert, mitunter mit verheerenden Konsequenzen. Aber lesen Sie selbst.
Reicht Mut aus für die Traumkarriere?
Im Sommer 2009 erschienen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen zwei Artikel in der New York Times , die den Unterschied zwischen dem leistungs- und dem leidenschaftsorientierten Ansatz sehr gut illustrierten. Der erste handelte von Lisa Feuer. 23 Mit 38 kündigte sie ihren Job in der Werbebranche. Das Angestelltendasein hatte sie aufgerieben, weshalb sie sich fragte, ob das nicht der Wink des Schicksals sei, noch einmal neu durchzustarten. »Mein Mann hat sich selbstständig gemacht, und ich dachte, das könne ich auch«, gab sie als Erklärung an. Gesagt, getan. | 63 |
Wie die Times schrieb, machte Feuer eine Ausbildung zur Yogalehrerin. Sie nahm sogar eine Hypothek von 4 000 US-Dollar auf, um den 200-Stunden-Kurs bezahlen zu können. Gleich nach der bestandenen Prüfung gründete sie ihr eigenes Yogazentrum, das Karma Kids Yoga, das vor allem auf kleine Kinder und Schwangere ausgelegt war. »Mir macht meine Arbeit einfach Spaß«, gab sie dem Reporter gegenüber als Begründung an, weshalb sie sich Hals über Kopf in das Abenteuer der Selbstständigkeit gestürzt hatte.
Für all diejenigen, die vom Mythos der Berufung überzeugt sind, gibt es doch nichts Heldenhafteres als jemanden, der sein sicheres Angestelltendasein gegen seine Leidenschaft eintauscht. Vielleicht haben Sie ja auch hierzulande schon von Pamela Slim gehört, die den in Amerika äußerst beliebten Ratgeber Escape from Cubicle Nation verfasst hat. 24 Auch sie ist eine überzeugte Anhängerin des leidenschaftsorientierten Ansatzes. Auf ihrer Webseite findet sich ein Dialog, den die Autorin ihren Worten zufolge schon zig Male selbst erlebt hat.
»Frage: Sie sind also so weit, Ihren Plan in die Tat umzusetzen?
Antwort: Ich weiß rein theoretisch, was ich tun müsste, aber ich habe keine Ahnung, ob ich das auch wirklich kann! Wie komme ich bloß dazu, zu behaupten, ich wäre ein erfolgreicher Künstler (Coach, Berater, Masseur)? Was, wenn ein Besucher meiner Webseite einen hysterischen Lachanfall bekommt, weil ich so dreist bin, meine Dienste anzubieten und dafür auch noch Geld zu verlangen? Weshalb sollte mich irgendjemand kontaktieren wollen?
Antwort: Höchste Zeit, dass wir etwas für Ihr Selbstbewusstsein tun!« 25
Durch diese Erfahrung ermutigt, rief Slim ein Telefonseminar mit dem Namen Rebuild your Backbone! (sinngemäße Übersetzung: Tu was für dein
Weitere Kostenlose Bücher