Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt
zu retten.
Pardis’ Mission
Als Doktorandin wurde Pardis magisch von dem damals recht jungen Wissensgebiet der computergestützten Genetik angezogen: Mithilfe von Computern lassen sich dabei DNA-Sequen-
| 147 | zen entschlüsseln. Sie entwickelte einen Algorithmus, der Datenbanken mit der Erbgutinformation des Menschen durchsucht, mit dem Ziel zu beweisen, dass die menschliche Evolution noch längst nicht abgeschlossen ist. Unter Evolutionsbiologen gilt das längst als erwiesen, doch der Allgemeinheit ist diese Erkenntnis schwer zu vermitteln. Einer der Klassiker unter den Beweisen dafür ist die Laktosetoleranz des Menschen – die Fähigkeit, Milch auch im Erwachsenenalter problemlos verdauen zu können. Diese Fähigkeit hat sich erst mit der Domestizierung von Milchvieh unter der menschlichen Population verbreitet.
Pardis’ Algorithmus spürt mithilfe von statistischen Methoden Genmutationen auf, die aufgrund von Selektionsdruck entstehen – und sich rasch unter einer bestimmten Population verbreiten. Anders ausgedrückt, durchsucht der Algorithmus blind die Datenbank nach geeigneten »Kandidaten«, die allem Anschein nach das Ergebnis natürlicher Auslese sind. Es obliegt natürlich den Wissenschaftlern, herauszufinden, weshalb die natürliche Selektion ein bestimmtes Gen als sinnvoll erachtet.
Pardis sucht mit dieser Methode nach erst kürzlich entstandenen Gensequenzen, die eine Krankheitsresistenz bewirken. Sie argumentiert, dass biomedizinische Wissenschaftler Therapien oder prophylaktische Maßnahmen gegen bestimmte Krankheiten entwickeln können, wenn es ihr gelingt, diese Sequenzen zu entdecken und ihre Funktionsweise zu verstehen. Es versteht sich von selbst, dass krankheitsresistente Gene zu den Kandidaten zählen, die Pardis’ Algorithmus aufspürt, da sie ein klassisches Beispiel für die natürliche Selektion sind. Sind zum Beispiel innerhalb einer bestimmten Population über einen längeren Zeitraum immer wieder Menschen an einem Virus gestorben, sprechen Biologen davon, dass diese Gruppe unter »Selektionsdruck« steht. Gelingt es ein paar Glückskindern aus dieser Population, eine Resistenz gegen diesen Erreger zu entwickeln, sorgt der Selektionsdruck dafür, dass sich das neue Gen rasch innerhalb dieser Gruppe verbreitet (schließlich ist die Überlebenschance für Menschen mit diesem neuen Gen viel höher). Die rasche Verbreitung neuer Gene ist genau die Signatur, die mithilfe von Pardis’s | 148 | Algorithmus entdeckt werden kann.
Pardis’ erste große Entdeckung war ein Gen, das seinen Träger resistent gegen das Lassafieber macht – eine der ältesten und meist tödlich verlaufenden Krankheiten Afrikas, der jedes Jahr Zehntausende zum Opfer fallen. »Menschen, die daran erkrankt sind, sterben nicht einfach», betont Pardis. »Sie sterben einen grausamen Tod.« Sie hat ihre Liste der »Geißeln der Menschheit« um Malaria und Beulenpest ergänzt, die sie mithilfe ihrer Computer ausrotten will.
Pardis’ Karriere ist von einer klaren Mission getrieben: Mithilfe neuester Technik uralte Krankheiten besiegen. Forschung auf diesem Gebiet ist immens wichtig – weshalb ihrem Projekt über die Bill und Melinda Gates Stiftung und vom Nationalen Gesundheitsinstitut (NIH) Forschungsgelder im siebenstelligen Bereich zugeflossen sind. Diese Mission verleiht ihrer Arbeit tiefen Sinn und ihr selbst sehr viel Energie. Nur deswegen ist sie gefeit vor der Arroganz, wie sie andere Akademiker an den Tag legen. Diese Mission weckt die Begeisterung für ihre Arbeit und bildet die Grundlage dafür, dass sie ihren Job wirklich genießt. Und genau aus diesem Grund müssen wir mehr über diese Strategie erfahren.
Was eine Mission bewirken kann
Eine Mission zu haben bedeutet, dass die berufliche Laufbahn auf ein klares übergeordnetes Ziel ausgerichtet ist. Eine Mission ist allgemeiner als eine bestimmte Aufgabe und kann mehrere Bereiche umfassen. Sie gibt die Antwort auf die Frage, die uns wohl alle beschäftigen dürfte: Was soll ich nur mit meinem Leben anfangen? Missionen können viel bewirken, da sie Energie in bestimmte Bahnen lenken und Menschen die Kraft verleihen, die Welt jeden Tag ein kleines bisschen besser zu machen. Wer das Gefühl hat, einen sinnvollen Job zu haben, ist meist glücklich und zufrieden damit. Und nicht nur das, er oder sie ist auch viel stressresistenter und | 149 | kann mehr leisten. Wer bis spät in die Nacht arbeitet, um eine Millionenklage gegen seinen Arbeitgeber
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