Die Traumprinzessin: Royal House of Shadows (German Edition)
Albträume.
Seine Brüder standen am Küchentisch. Das Holz des zerbrochenen Stuhls hatten sie bereits zusammengefegt und den getrockneten Haferbrei vom Tisch gewischt. Alle Spuren von Breenas Besuch waren beseitigt … Doch er konnte sie jetzt in seinem Zuhause spüren. Er fühlte ihre Anwesenheit in sich.
Seine Haut kühlte sich ab. Der Berserkergang erwachte in ihm. Die Wände der Hütte, die er mit seinen Brüdern gebaut hatte, sein Zufluchtsort, wurden ihm jetzt zu eng und sperrten ihn ein. „Ich muss hier raus“, sagte er zu Bernt und Torben, griff nach der Tasche mit seinem Pelz und ignorierte die neugierigen Blicke seiner Brüder.
„Was ist mit ihr?“, wagte Bernt zu fragen.
Mit einem wütenden Brüllen auf den Lippen drehte Osborn sich zu seinem Bruder um. „Werdet sie los, ehe ich wiederkomme.“
„Aber sie ist …“ Sein jüngerer Bruder Torben schluckte.
„Was?“, bellte er seine Frage.
„Sie ist ein Mädchen.“
Als wäre ihm das nicht aufgefallen.
Bernt räusperte sich. „Wir dachten, sie könnte vielleicht bleiben. Und für uns kochen.“
„Und sauber machen und waschen. Mädchen mögen so was doch.“
Offensichtlich hatte er seine Brüder zu lange von der Zivilisation ferngehalten. Das konnte er zu der langen Liste der Fehler und Mängel hinzufügen, die er bei ihrer Erziehung gemacht hatte. „Wir sind kein Haus voller Zwerge, und sie bleibt ganz bestimmt nicht.“
„Aber …“
Osborn warf seinem Bruder einen wütenden Blick zu, und Bernt war klug genug, zu wissen, wann er den Mund halten musste.
„Besorgt ihr etwas zum Anziehen, und schafft sie hier raus.“ Osborn knallte die Tür so fest hinter sich zu, dass jeder Balken und jede Glasscheibe bebten.
„Was machen wir jetzt?“, fragte Torben.
Bernt zuckte mit den Schultern. „Besorg ihr eine Hose, aus der du rausgewachsen bist. Ich sehe nach, ob ich ein altes Hemd finden kann und Schuhe, die klein genug für sie sind.“
„Ich verstehe nicht, wieso sie nicht bleiben kann.“ Jetzt, da sein ältester Bruder nicht da war, wurde Torben aufmüpfig.
Bernt schüttelte nur den Kopf. Am heutigen Tag ergab nichts einen Sinn.
Die Tür zur Schlafkammer öffnete sich, und die Frau spähte um die Ecke.
Breena hatte die Stimmen aus dem anderen Zimmer gehört. Sie hätte es gar nicht vermeiden können. Sie war ziemlich sicher, dass ihr Krieger gegangen war, und sie war auch sicher, dass er dabei die Scharniere der Tür ganz schön in Mitleidenschaft gezogen hatte.
Warum war er so wütend? Das ergab einfach keinen Sinn. Ihre Magie hatte sie zu ihm gebracht, so musste es gewesen sein. Warum sollte sie in der Lage sein, sich in die Träume eines so mächtigen, so wilden Mannes zu stehlen, eines Mannes, der ihr und ihrer Familie mit Sicherheit helfen konnte, und diese Gabe dann nicht benutzen?
In dem Raum hinter der Tür standen zwei Jungen und starrten sie an. Sie mussten seine Brüder sein. Sie hatten das gleiche dunkle Haar, die gleichen dunklen Augen. Groß und schlank waren die beiden, schlaksige Jungen, aber sie würden sich bald auswachsen und so muskulös wie ihr älterer Bruder werden. Der jüngste könnte sogar noch größer werden als ihr Krie…
Nun, sie hatte es satt, ihn ihren Krieger zu nennen. „Wie heißt er?“, fragte sie.
Der jüngere Bruder sah den älteren an, als ob es ein Verrat wäre, das Monster beim Namen zu nennen.
„Osborn“, sagte der ältere. „Und ich bin Bernt, und das ist Torben. Wir finden etwas zum Anziehenfür dich, ehe du wieder gehst.“
Osborn. Sie wiederholte den Namen in Gedanken. In all den Nächten, in denen sie diesen Mann im Schlaf besucht hatte, war er für sie nie etwas anderes als ihr Liebhaber gewesen. Der Krieger aus ihren Träumen. Sie hatte ihn sich nie im wahren Leben vorgestellt – als einen Mann mit einer Familie, Pflichten und einem Namen.
Es gab noch etwas, das viele der Prinzessinnen in den Geschichten gemeinsam hatten: Selbstsucht. Sie hatte in Osborn immer nur jemanden gesehen, der ihr helfen konnte.
Aber war es selbstsüchtig, zu hoffen, dass er ihre Familie beschützen konnte? Ihr Königreich und ihr Volk lagen im Sterben. In Wahrheit waren sie vielleicht schon tot oder versklavt.
Breena straffte die Schultern. Osborn wollte sie vielleicht so schnell wie möglich loswerden, aber sie hatte nicht vor zu gehen. Ihre Magie hatte sie zusammengeführt, und auch wenn ihr Krieger sich noch sträubte, er würde ihr helfen. Sie betrachtete die Eingangstür.
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