Die Traumprinzessin: Royal House of Shadows (German Edition)
wie es funktionieren sollte. Leider hatte er sie nicht an seine Brüdern weitergegeben, für die er verantwortlichwar. Jedenfalls bisher noch nicht. Die Magie wirbelte wieder in ihr hoch, aber Breena unterdrückte sie schnell.
„Gehen wir rein. Ich habe Hunger, und Breena hat jede Menge Fragen zu beantworten. Danach geht ihr gleich zu Bett. Ich bringe sie bei Tagesanbruch ins Dorf.“
„Ins Dorf? Kann ich mit?“, fragte Bernt.
„Es ist so lange her, seit du uns mit in eine Stadt genommen hast.“
Osborn schüttelte den Kopf. „Nicht bis ich weiß, ob Gefahr droht.“
Die zwei Jungen sackten zusammen und gingen dann schlurfend die Stufen zur Hütte hinauf. Breena war ebenfalls hungrig. Seltsam, wie der Körper seinen ganz eigenen Zeitplan hatte. Ihre Familie war verloren, sie war in der Wildnis umhergeirrt, war angegriffen worden, und doch konnte sie essen wie an einem ganz normalen Tag.
„Warum halten deine Brüder so wenig von Mädchen?“, fragte sie, als sie wieder allein waren.
Sein Blick senkte sich auf ihre Lippen. Dann auf ihre Brüste, und sie streckten sich ihm gleich durch den dünnen Stoff ihres Hemdes entgegen. „Wenn man sich selbst einredet, eine Frau sei nur für eine Sache gut, dann fehlen einem die ganzen anderen Dinge, die man sich von ihr ersehnt, nicht so sehr.“
In seiner Stimme lag so viel Sehnsucht, so viel Einsamkeit, dass sie die Hand ausstreckte und an seine Wange legte.
Seine Finger schlossen sich um ihre. Seine Handfläche war schwielig, sein Griff fest, und sie dachte noch einmal, dass er nicht viel Zeit mit Frauen verbracht haben konnte.
„Weißt du noch, was ich gesagt habe? Über das Alleinsein mit mir?“, frage er mit wilder Miene.
Sie nickte und konnte den Blick dabei nicht von seinen Lippen wenden.
Osborn senkte seinen Kopf, bis sein Mund nur noch ein kurzes Stück von ihrem Ohr entfernt war. „Du bist mit mir allein.“
Eine Warnung, eine Drohung, ein Versprechen … seine Worte waren all das zusammen. Ihr lief ein Schauer über den Rücken. Sie kniff die Augen fest zusammen, als er mit der Zunge behutsam die Kurve ihres Halses nachfuhr.
„Breena?“
Sie nickte und sehnte sich nach noch einer Berührung wie dieser. Wünschte sich, er würde sie nicht am Morgen fortschicken. Wünschte sich so viele hoffnungslose Dinge.
„Geh ins Haus.“
Breena löste sich aus seiner Umarmung, ohne dass er Widerstand leistete, und schloss die Tür fest hinter sich. Dann ließ sie sich von innen gegen die grobe Holztür fallen, rang nach Luft und versuchte, ihr wild klopfendes Herz zu beruhigen.
Überleben.
Rächen.
Mit Osborns Hilfe konnte sie beides schaffen. IhreTraummagie hatte den Richtigen ausgewählt. Sie musste nur noch dafür sorgen, dass er es ebenfalls so sah.
„Hast du das gesehen?“, flüsterte Torben. „Sie hat ihn angefasst, und er hat nicht gebrüllt. Oder sie weggestoßen.“
Bernt nickte. „Ich glaube, es wird nie wieder so sein wie früher.“
6. KAPITEL
D as Abendessen war eine einfache Mahlzeit aus hartem Brot, getrocknetem Fleisch und Beeren, die vermutlich neben der Hütte gepflückt worden waren. Niemand sprach ein Wort, während sie aßen. In Elden war das Abendessen immer ein großes Dinner gewesen, mit mehreren Gängen, Unterhaltung und jeder Menge Gelächter. Hier betrachteten die drei Brüder ihr Essen ernsthaft, die Köpfe über die Teller gesenkt, die Augen fest auf die Mahlzeit gerichtet.
„Weiß jemand eine lustige Geschichte?“
Bernt sah sie an, als hätte sie plötzlich angefangen, in einer anderen Sprache zu sprechen. Ihr Vater hatte immer so lustige Geschichten von den Reisen seiner Jugend erzählt. Ihre Mutter konnte jeden mit Erzählungen von Legenden und Mythen bezaubern. Nicolai kannte einen sehr guten Witz über einen König auf Reisen, einen Keuschheitsgürtel und einen treuen Ritter, der sich über den falschen Schlüssel beschwerte.
Sie richtete den Blick auf Osborn und spürte, wie ihre Wangen glühten. Breena hatte immer geglaubt, der Witz bestände darin, dass der König den falschen Schlüssel dagelassen hatte. Jetzt wurde ihr klar: Der Ritter, der versuchte, den Keuschheitsgürtel zu entfernen, und dass der König ihm absichtlich den falschen Schlüssel gegeben hatte – das war der Witz an der Geschichte.
Breena würde ihren Bruder ohrfeigen, wenn sie ihnje wiedersah. Sie hatte diesen Witz mindestens drei Mal weitererzählt. Eine Woge aus Heimweh verdrängte ihre Wut. Nein, wenn sie Nicolai je
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