Die Traumprinzessin: Royal House of Shadows (German Edition)
wiedersehen sollte, würde sie ihn nur umarmen.
„Weißt du denn eine lustige Geschichte?“, fragte Bernt.
Sie war am Leben, sie war für den Augenblick in Sicherheit, und sie bekam endlich wieder etwas in den Magen. Breena konnte eine Mahlzeit genießen, ohne sich um ihre Brüder zu sorgen, ihre Heimat oder wie sie den nächsten Tag überleben sollte. Sie schob ihren Teller zur Seite und senkte ihre Stimme zu dem gleichen verschwörerischen Tonfall, den ihre Mutter benutzt hatte, wenn sie etwas Interessantes zu berichten hatte.
„Na ja, habt ihr schon vom König von Alasia gehört, der mit seinem Wahrsager unzufrieden war?“
Beide Jungen beugten sich vor. „Nein.“
„Er hat dem König gesagt, sein Lieblingspferd würde sterben. Und wirklich, zwei Tage später ist das Tier tot umgefallen.“
„Wahrsager gibt es nicht“, sagte Torben mit skeptischer Stimme. Breena konnte sich gut vorstellen, woher der Junge seine Einstellung hatte.
Aber Breena schüttelte nur den Kopf, geheimnisvoll, wie sie hoffte. „Der König hat ihm auch nicht vertraut. Tatsächlich hatte er den Verdacht, dass der Wahrsager das Pferd vergiftet hatte, damit seine Vorhersage eintrat. Dadurch würde das ganze Königreich von seinen Gaben erfahren, und er bekäme von allen Seiten Geld für seine Vorhersagen.“
„Was ist als Nächstes passiert?“, fragte Bernt.
„Der König hat den Wahrsager zu sich bestellt und ihn aufgefordert, das Datum seines eigenen Todes vorherzusagen.“
Bernt rutschte aufgeregt auf seinem Stuhl hin und her. Hatten diese beiden Jungen noch nie zuvor eine Geschichte erzählt bekommen? „Warum?“
„Weil der König ihn umbringen wollte“, sagte Osborn.
Breena lächelte ihren klugen Krieger an. „Euer Bruder hat recht. Der König hatte vor, den Wahrsager umzubringen, sodass jede Antwort, die er gab, falsch wäre und sich niemand mehr an ihn erinnern würde.“
Torben stand von seinem Stuhl auf und hob ein imaginäres Schwert. „Was hat er getan? Ist er davongerannt, oder hat er den König zum Kampf gefordert?“
Sie biss sich auf die Unterlippe. Kein Wunder, dass es ihrer Mutter so viel Spaß gemacht hatte, am Tisch Geschichten zu erzählen. „Keins von beidem.“
„Was dann?“, fragten die Jungen gleichzeitig.
„Er hat dem König in die Augen gesehen und gesagt: ‚Das genaue Datum meines Todes weiß ich nicht, aber ich weiß, dass der König mir nur zwei Tage später ins Grab folgen wird.‘“
Osborn fing an zu lachen, und es klang, als hätte er das lange nicht mehr getan. Sie sah ihn an, und ihre Blicke begegneten sich. Das Verlangen in seinem Blick ließ ihr Lächeln verblassen. Oh, sie wusste, dass er ihren Körper begehrte, aber in seinen braunen Augen stand noch ein anderes Begehren. Ihre Lippen öffneten sich,und ein elementarer Teil von ihr wünschte sich, ihm zu geben, was er verlangte.
„Zeit fürs Bett“, sagte er zu seinen Brüdern, ohne den Blick von ihr zu nehmen.
„Was?“
„Es ist noch früh!“
Osborn seufzte tief. „Ihr braucht Schlaf, falls ich euch morgen mit ins Dorf nehme. Falls. “
Die Brüder beeilten sich, den Tisch abzuräumen und im Nebenzimmer zu verschwinden, in dem die drei Betten standen. Innerhalb von wenigen Augenblicken war sie mit Osborn allein. Schon wieder.
„Komm mit ans Feuer“, sagte er. Es war bestimmt keine Bitte, und als er ihr seine Hand reichte, konnte man es nicht als höfisches Benehmen auslegen. Sie hatte neben ihm am Feuer zu sitzen, und sie hatte ihm alles zu erzählen, was er wissen wollte.
In jeder großen Halle gab es eine große Feuerstelle, und auch wenn die Hütte klein war, schien Osborns Kamin eine ganze Wand einzunehmen. Ein einladender Teppich lag vor den großen flachen Steinen, die die Feuerstelle umgaben. Sie ließ sich erschöpft auf den weichen Vorleger sinken. Er war dick genug, um als zusätzliche Schlafstelle zu dienen. Osborns Brüder hatten einige Decken dazugelegt. In ihrer Heimat schliefen die meisten Leute vor dem Feuer, wärmten ihre Hände an den Flammen, tanzten bei Feiern davor und wärmten ihr Bier darüber. Osborn schien es zu bevorzugen, in die Flammen zu starren. Wütend.
„Du verschwindest bei Sonnenaufgang von hier.“
Sprach er zu ihr oder zu sich selbst? Er hatte doch bereits verkündet, dass er sie am Morgen ins Dorf bringen wollte. Es war also schon fest beschlossen. Oder nicht?
„Es verändert sich bereits alles, und du bist erst wenige Stunden hier. Meine Brüder sind nicht an die
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