Die Traumprinzessin: Royal House of Shadows (German Edition)
ich bin, und du hast mir nicht wehgetan.“
„Nein, ich würde dir nie wehtun“, sagte er leise. Irrte sie sich, oder fügte er im Flüsterton noch etwas hinzu? Nicht mit Absicht. „Was geschieht mit dir, wenn die Wut verflogen ist? Ich habe gehört, Berserker sind dann am schwächsten, aber du warst nach der Schlacht unbesiegbar.“
„Nichts ist unbesiegbar. Die Wölfe haben ihr Silber, die Vampire die Sonne. Ich bin nur ein Mann, aber wenn ich meine Bärenhaut, meinen Pelz, trage, können nur die natürlichen Materialien der Erde mich verletzen. Und wenn die Schlacht lang ist, brauche auch ich Ruhe.“
„Und wenn die Schlacht kurz ist?“, fürchtete sie sich fast zu fragen.
„Dann sehne ich mich nach der Erleichterung, die nur eine Frau schenken kann.“ Sie spürte, wie ihre Wangen vor Scham glühten. Genau wie er es beabsichtigt hatte. Das war die letzte Frage, die sie für heute stellen wollte, und doch hatte sie so viele weitere Fragen über diesen Mann. Sie nahm an, auf die meisten würde sie nie eine Antwort erhalten. Fand sie ihn deshalb sofaszinierend? Weil sie nie die ganze Geschichte dieses Berserkers erfahren würde?
„Was hast du noch von meiner Art gehört?“, fragte er.
Dann wollte er also doch reden. „Dass Frauen nicht …“
Sie brach gerade noch rechtzeitig ab. Wollte sie das Gespräch wirklich darauf lenken?
„Breena?“, fragte er in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete.
In seinen Augen flackerte etwas. Hitze.
„Dass Frauen bei Berserkern nicht sicher sind. Dass sie sich nehmen, was sie wollen. Wen sie wollen. Sich einen Spaß daraus machen, Männer mit Töchtern herauszufordern.“
Er blieb stehen und packte sie bei den Schultern, damit sie ihn ansah.
„Dieses Gerücht stimmt“, sagte er, den Blick auf ihre weichen Lippen gerichtet. Er nahm ihr Kinn zwischen seine Finger und rieb ihre zarte Haut dort mit seinem schwieligen Daumen.
„Fühlst du dich sicher bei mir, Breena?“
Sie beschloss, ihm nicht zu antworten, löste ihr Kinn aus seinem Griff, und sie gingen weiter den Pfad hinab.
Kurz hinter den Grenzen des Dorfes erstreckte sich neben dem ruhigen Fluss eine friedliche Lichtung mit grünem Gras, auf der Osborn endlich stehen blieb. Der Waldrand war nur einige Schritte entfernt und verströmte den frischen Duft der Pinien.
„Hier ist es wunderschön“, sagte sie und erinnertesich dabei an die Geschichte von dem Mädchen, das zu lange auf einer Lichtung Blumen gepflückt hatte. Sie hatte die Sonne auf ihrem Gesicht so sehr genossen, dass sie sich verlaufen hatte, und dann hatte sie einem Wolf vertrauen müssen, sie nach Hause zu führen.
„Sie ist gut zu verteidigen.“
„Was soll das heißen?“
„Mit dem Fluss im Rücken muss ich mich nur nach drei Seiten verteidigen. Der Wald kann Schutz vor einem eventuellen Feind bieten oder Zeit, sich zu sammeln.“
So vieles, was sie lernen musste. Wo sie nur einen Ort sah, an dem sie ihre Schuhe ausziehen und rennen wollte, sah Osborn einen guten Schlachtplatz. „Siehst du? Ich lerne schon etwas.“
Der Blick, mit dem ihr Krieger sie ansah, ließ ihr Lächeln verblassen. Sie schluckte, als sie die wilde Leidenschaft in seinen Augen glänzen sah. „Ich bringe es dir bei, Breena. Aber was bekomme ich im Gegenzug?“
„W…was meinst du?“
„Man muss sich seinen Unterhalt verdienen. Was hast du zu bieten?“
„Na ja, ich kann …“ Sie versuchte, sich an die wichtigen Pflichten zu erinnern, die sie im Schloss erfüllt hatte, und wie sie sich auf Osborns Haus anwenden ließen. „Ich könnte einen schönen Wandbehang für die Hütte nähen. Vielleicht einen, der deinen größten Sieg zeigt“, bot sie ihm an, und ihr selbst gefiel der Vorschlag sehr.
Er hob eine Augenbraue. „Was soll ich mit einem Wandbehang?“
„Der Stoff hält Zugluft ab. Die Hütte bleibt nachts dadurch wärmer.“
Das Braun seiner Augen verdunkelte sich. „Ich will etwas anderes, was mich in der Nacht warm hält.“
Bilder von ihnen beiden, Haut an Haut, wie sie am See gewesen waren, wie sie sich wärmten nur mit der Hitze ihrer …
„Ich kann Kerzen fertigen, die in der Nacht Licht spenden“, sagte sie hastig und hoffte, damit die Gedanken an ihre verschlungenen Leiber aus ihrem Kopf zu vertreiben. „Die Kerzen sind hell genug, um dabei zu arbeiten.“
„Meine Brüder und ich arbeiten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Wir brauchen keine Kerzen, wir sind bereits im Bett, wenn der Mond aufgeht.“
Osborn
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