Die Traumprinzessin: Royal House of Shadows (German Edition)
vergessen.
Rache.
Breena konnte nicht vergessen. Etwas in ihr ließ das nicht zu.
Der Mann, von dem sie gerade noch gesprochen hatten, betrat die Lichtung. Osborn brachte ihren Atem immer noch jedes Mal zum Stocken. Er sah irgendwieanders aus. Weniger grimmig und mit einer neuen Entschlossenheit. Das bedeutete hoffentlich, dass heute keine weiteren Balanceübungen anstanden. Er hatte seine Haare zusammengebunden und trug die Kleider, die er vor ein paar Tagen auf dem Weg ins Dorf angehabt hatte. Tatsächlich hielt er ein paar große Pakete in seinen kräftigen Armen.
„Ich wusste nicht, ob ihr es heute Morgen schafft“, sagte er, und so etwas wie ein Lächeln legte sich auf seine Lippen.
Bernt und Torben standen hastig auf.
„Bereit für mehr?“, fragte Osborn, aber sein Blick blieb direkt auf Breena gerichtet. „Holt eure Schwerter, und geht vor auf den Übungsplatz. Ich muss mit Breena reden.“
Die Jungen rannten zu ihren Waffen und flogen dann geradezu um die Hütte herum und ließen sie mit Osborn allein. Er legte die Pakete vorsichtig auf eine Kiste neben der Eingangstür, und die Erinnerung an den Traum von letzter Nacht kam mit voller Kraft zurück. Die Schmerzen. Das Leid. Jedes lebhafte Detail. Aber am meisten der Trost, als sie geweint hatte.
Osborn hatte sie getröstet. Ihr die Tränen fortgewischt. Das wurde Breena jetzt klar. Er hatte den Schmerz in ihrem Herzen gelindert. Wenn auch nur für einige Augenblicke.
Rache.
Nur dass man sie nicht trösten konnte. Nicht, solange dieser Zwang ihr Bewusstsein beherrschte.
Zum ersten Mal fühlte sich Breena in Osborns Gegenwart unsicher. Wusste nicht, wie sie sich verhalten oder wohin sie schauen sollte. Etwas in ihrer instabilen Beziehung hatte sich während der Nacht verändert. Sie rang die Hände und versteckte sie dann schnell hinter dem Rücken.
„Ich bin im Dorf gewesen“, erklärte er.
„Das sehe ich“, antwortete sie mit einem Blick auf die Pakete.
Er kniff die Augen zusammen und betrachtete ihr Gesicht, jeden einzelnen Zug. Er rieb sich mit einer Hand den Nacken, eine Geste, die sie oft genug gesehen hatte, um zu wissen, dass ihn etwas belastete.
„Ich glaube, ich habe eine Stelle für dich gefunden“, sagte er schließlich und senkte den Blick.
„Stelle?“
„Da ist eine Frau im Dorf. Sie ist letzten Winter gefallen und hat jetzt Schwierigkeiten, sich um ihr Haus zu kümmern. Du hättest das ganze obere Stockwerk für dich und ein bisschen Taschengeld dazu.“
„Wovon redest du?“
„Du kannst nicht hierbleiben, Breena“, antwortete er mit einem Schulterzucken. „Es ist nicht recht. Eine Frau bei drei Männern.“
Breena schnaubte verächtlich. „Willst du mir wirklich etwas von Anstand erzählen? Von Sittenverstößen?“
Er zog das Band heraus, das sein Haar zusammenhielt, und die Locken fielen ihm auf die Schultern. Da war ihr Osborn wieder, wild und ungezähmt. „Ich versuche zu tun, was für dich das Richtige ist.“
Breena marschierte auf ihn zu. Sie würde ihm auf keinen Fall durchgehen lassen, dass er solche Entscheidungen für sie traf. „Indem du mich fortschickst? Wir hatten eine Abmachung.“
Sie sah, wie er schluckte. Dann sah er sie an. „Du hast letzte Nacht geweint, Breena. Du hast in meinen Armen geweint.“ Seine Stimme klang belegt und angespannt.
In ihrer Kehle bildete sich ein Klumpen. Der Krieger, der versuchte, sich nicht um sie zu kümmern, machte sich Sorgen um sie. Große Sorgen.
„Das ist nicht gut für dich. Du bist nicht für dieses Leben bestimmt.“
Und nicht für ihn, wollte er damit sagen.
„Ich will nicht zusehen müssen, wie du zynisch und so von Rachedurst verzehrt wirst, dass nichts für dich je wieder wie vorher sein wird.“
„Ich werde schon jetzt von Rachedurst verzehrt.“
„Und er wird dich verzehren, bis nur noch Hass übrig ist. Ich will nicht, dass du endest wie … ich.“
Breena schüttelte den Kopf. „Ich kann es nicht abschalten. Meine Eltern sind tot. Ich habe sie sterben sehen. Da war so viel Blut.“ Sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. „Ich konnte sie nicht einmal begraben. Etwas ruft nach mir. Ich kann mich ihm nicht widersetzen.“
„Woher weißt du das? Deine Erinnerungen …“
„Meine Erinnerungen sind wieder da“, unterbrach sie ihn.
Sie sah ihm in die Augen, und was er in den grünen Tiefen entdeckte, ließ ihn zögern. Ließ seinen Atem stocken und seine Brust sich zusammenziehen.
„Letzte Nacht habe ich mich in einen
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