Die Traumprinzessin: Royal House of Shadows (German Edition)
Blut hing schwer in der Luft. Ihr wurde schlecht davon, aber noch übler wurde ihr vom Anblick ihres Volkes, tot oder auf dem kalten Steinboden der Burg im Sterben liegend.
Breena wollte ihre Röcke heben, um ihnen zu Hilfe zu eilen, aber sie trug Hosen. Die Kleidung eines Jungen. An ihrer Hüfte hing ein Schwert in einer Scheide. Ihre Finger griffen nach dem Zeitmesser, den sie um den Hals trug. Breena betrachtete das Geschenk, das ihre Mutter ihr zum fünften Geburtstag gemacht hatte. Ein Schwert war darauf geprägt, ein seltsames Symbol für ein kleines Mädchen. Sie zog ihr Schwert. Es sah genau aus wie das auf dem Zeitmesser.
Sie befand sich wirklich auf dem Pfad, den das Schicksal ihr zugedacht hatte.
Die Königin. Breena schob das Schwert zurück in die Scheide und rannte durch den Raum, vorbei an den Blutlachen und den Toten, denen sie nicht mehr helfenkonnte. Sie rannte, bis sie das Podest erreicht hatte, auf dem ihre Eltern immer gesessen und über Elden Hof gehalten hatten. Sie fand die beiden an ihre Thronsessel gefesselt, wie um sie zu verspotten. Zu ihren Füßen sammelte sich noch mehr Blut. Es gerann bereits.
Sie waren tot. Beide Kehlen durchtrennt. Trauer überwältigte Breena, und sie schluchzte.
Plötzlich spürte sie etwas Warmes und Tröstliches auf ihrer Schulter. Instinktiv zog Breena ihr Schwert und fuhr herum. Aber hinter ihr stand niemand. Sie steckte das Schwert zurück und nahm sich zusammen, um ihre Eltern noch einmal anzusehen. Ein letztes Mal. Beiden war es gelungen, eine Hand aus den Fesseln zu lösen. Sie hatten einander im Sterben die Hand gehalten.
Tränen liefen Breena die Wangen hinab. So viele. Zu viele, um sie wegzuwischen. Doch dann tupfte sie jemand behutsam fort und beruhigte sie mit einem sanften Flüstern. „Schlaf, Breena. Träume nicht mehr.“
Sie folgte der Stimme aus ihrem Traum hinaus. Wärme hüllte sie ein, und sie überließ sich ganz ihrer tröstlichen Kraft. Sie folgte dem Befehl der Stimme und schlief weiter, ohne noch einmal zu träumen.
Als Breena aufwachte, hatte sie ihre Erinnerungen zurück.
Osborn sah Breena beim Schlafen zu, bis die Vögel ihren morgendlichen Gesang begannen. Ihr Schluchzen hatte ihn schlagartig geweckt. Sie lag noch in seinen Armen, aber sie wand sich und weinte. Er hatte noch nieeine Frau weinen sehen. Von Breena hatte er es nicht erwartet. Sie hatte bewiesen, dass sie ebenso hartes Training ertragen konnte wie ein junger Mann, der auf dem Weg des Kriegers ausgebildet wurde.
Ihre Tränen machten etwas mit ihm. Ließen ihn schwach werden. Brachten ihn dazu, töten oder vernichten zu wollen, was auch immer sie zum Weinen gebracht hatte. Stattdessen konnte er sie nur an seiner Brust wiegen, ihre Tränen wegwischen und mit beruhigender Stimme auf sie einreden. Sie hatte sich schließlich beruhigt und sich an ihn geschmiegt. Ihr Atem war regelmäßig geworden, und er konnte sich entspannen, aber nicht schlafen.
Als die Sonne über dem Horizont aufging, wusste Osborn, dass es ihren Schmerz nur verstärken würde, wenn er sie weiter im Kampf ausbildete. Nach dieser Nacht konnte er es nicht mehr ertragen, sie leiden zu sehen. Heute war der letzte Markttag der Woche im Dorf. Breena konnte nicht weiter mit drei Männern leben. Sicherlich gab es irgendeine Anstellung, etwas vollkommen Ungefährliches, womit sie sich ihren Lebensunterhalt verdienen konnte.
Der Blutkundschafter war nicht zurückgekehrt, hatte keine Verstärkung mitgebracht, und Osborn bezweifelte, dass die Kreatur zurückkommen würde, jetzt, da die Energie am See verändert war. Blutkundschafter waren seelenlose Drohnen, die nur Befehlen gehorchten. Osborn wurde unangenehm hart, als er daran dachte, wie er und Breena die Spuren der Magie verwischt hatten. Er bewegte seine Beine, um denDruck von sich zu nehmen, und sah hinab auf die wunderschöne Frau in seinen Armen. Sie war zu einer Adeligen erzogen worden. Vielleicht konnte sie ein Kindermädchen werden oder Gesellschafterin für eine der Dorfältesten, bis er alles geklärt hatte. Bis er herausgefunden hatte, wohin sie gehörte.
Warum suchte ihre Familie nicht nach ihr?
Er fürchtete, die Antwort bereits zu kennen. Osborn zog langsam seinen Arm von ihrer Taille und ließ Breena nach einem letzten Blick weiterschlafen. Leise schlüpfte er aus der Tür, um niemanden zu wecken. Seine Brüder würden sich keine Sorgen machen, er verließ die Hütte oft frühmorgens, um mit dem Schwert zu üben oder zu laufen oder das
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