Die Traumprinzessin: Royal House of Shadows (German Edition)
Traumnebel versetzt. Ich bin zurück in jene Nacht gegangen, in der meine Eltern …“ Sie schluckte. „Ich bin in die Nacht zurückgekehrt, in der meine Eltern gestorben sind. Ich habe das Blut gesehen. Ihr Blut. Die Wunden an ihrem Körper.“
Ihre Unterlippe bebte, und ihre Augen füllten sich mit Tränen, gegen die sie verzweifelt ankämpfte. „Du siehst, ich kenne den Schmerz, etwas zu verlieren. Jemanden.“
Er begriff diesen Schmerz. Lebte ihn.
„Ich weiß, dass ich kein normales Leben führen kann, solange ich das nicht irgendwie in Ordnung gebracht habe. Ich muss der Erinnerung an meine Familie Gerechtigkeit verschaffen. Hilf mir weiter dabei, Osborn. Bitte“, drängte sie ihn.
Als Osborn das Dorf verlassen hatte, war er voller Pläne und Erwartungen gewesen. Er wollte, dass Breena einem anderen Pfad folgte als dem, den er sein ganzes Leben lang beschritten hatte. Er war müde. Müde von seinen eigenen Schmerzen und der Reue und dem Durst nach Rache, den er verdrängen musste, bis er seine Brüder großgezogen hatte. Die Müdigkeit drang ihm bis auf die Knochen, und die wenigen Gefühle, die er noch empfinden konnte, waren schmerzhaft.
Er wollte nicht, dass es Breena genauso erging,wollte nicht, dass sie auch die Last trug, die Toten rächen zu müssen, und das Leben leben musste, das er lebte.
Er rieb sich die verspannten Muskeln an seinem Halsansatz. Bis zu diesem Augenblick hatte er nicht begriffen, wie ähnlich sie sich wirklich waren. Auch in ihr würde immer der Wunsch brennen, zu rächen, was ihrer Familie geschehen war, so wie der Wunsch in ihm selbst ewig brannte. „Ich helfe dir.“
Breena schloss fest die Augen und ließ vor Erleichterung die Schultern hängen. „Danke.“
Er bezweifelte, dass ihre Dankbarkeit lange anhalten würde.
Der Rest des Nachmittags galt der Ausbildung, und Breena beschwerte sich nicht ein einziges Mal über Schmerzen oder steife Muskeln. Sie hatte es geschafft. Sie hatte Osborn überzeugt, ihr weiterhin zu helfen, und dafür war sie dankbar. Ihre Magie hatte sie zu dem Mann gebracht, der ihr beibrachte, wie sie den Mörder ihrer Eltern besiegen konnte.
Sie würde sich noch einmal in ihre Vergangenheit träumen müssen. Ihr Körper zitterte bei dem Gedanken, die Todesnacht noch einmal aufzusuchen, aber nur so konnte sie die Wahrheit herausfinden. Würde Osborn sie wieder festhalten?
Am Abend zeigten die Jungen ihr, wie man das Abendessen zubereitete, während Osborn sich in den Lagerraum neben der winzigen Küche zurückzog.
„Ich fasse es nicht, dass wir einem Mädchen zeigen müssen, wie man Abendessen macht“, knurrte Bernt, aber es war nur im Spaß gemeint.
„Ja, ich dachte, du willst für uns kochen“, fügte Torben hinzu, und sie alle lachten.
„Ich zeige euch beiden zum Dank, wie man tanzt.“ Beide Gesichter zeigten den gleichen entsetzten Ausdruck.
Die Tür zum Lagerraum öffnete sich, und Osborn steckte den Kopf hinaus. Ein leises Lächeln legte sich auf sein Gesicht, als er sie sah. „Breena, komm her.“
Da war er wieder. Der Befehl, zu ihm zu kommen. Fast hatte sie diese Befehle schon vermisst. Fast. Aber sie war zu neugierig, was Osborn tatsächlich in diesem winzigen Raum angestellt hatte. Sie wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch ab und ging zu ihm hinüber.
„Ich, ähm …“, fing er an und verstummte.
Osborn war nervös? Breena verbarg ein Lächeln und drehte den Kopf, um in den Raum sehen zu können, in dem Osborn so beschäftigt gewesen war. Der Vorratsraum war tatsächlich winzig. In ihre Schlafkammer in Elden hätte er viermal hineingepasst. Die Wände waren kahl, und auf dem Boden lag lediglich ein kleiner Teppich in der gleichen Farbe wie die blauen Blumen, die vor der Hütte wuchsen. Nicht die Art, die ein Mann für sich selbst aussuchte, aber genau die Art, die ein Mann für eine Frau kaufte. Jetzt wusste sie, was in einem der geheimnisvollen Pakete gewesen war.
„Es wird außer dem Bett nicht viel reinpassen, aberes ist ein Zimmer für dich allein, Breena. Wenn du willst.“
Osborns Stimme klang ernst, und sie wusste, er bot ihr mehr an als einen winzigen Raum in seiner Hütte. Er bot ihr Raum in seinem Leben. Sie nickte. „Ich will.“
„Ich habe noch etwas für dich.“ Da war wieder dieses Lächeln. Wer hätte gedacht, dass ihr Berserkerkrieger so großzügig war? Er kam mit einem kleinen Paket zurück, das ihr heute Morgen gar nicht aufgefallen war. Breena löste die Schnur, und der grobe Stoff
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