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Die Traumvektor Tetralogie - II.Aufstieg (German Edition)

Die Traumvektor Tetralogie - II.Aufstieg (German Edition)

Titel: Die Traumvektor Tetralogie - II.Aufstieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeamy Lee
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nahm einen schluck zu mir, behielt die flüssigkeit im mund, presste sie durch die zahnritzen, ließ den geschmacksnerven ausreichend zeit, sich an dem schon beinahe vergessenen aroma zu laben, es zu analysieren, und schluckte sie danach genussvoll hinunter, wo sie der magen mit freuden entgegennahm. dieser vorgang wiederholte sich einige male.
    »ahh, bester wodka, woher hast du ihn?«
    »selbst gebrannt, dort hinten stehen noch ein paar flaschen, kannst sie dir jederzeit reinziehen.«
    ich lehnte mich zurück, wuchtete meine füße auf den tisch, verschränkte die arme hinter dem kopf und genoss die wohlige wärme, die sich langsam in meinen gliedern breitmachte.
    so wie wir uns jetzt gegenübersaßen, konnte jeder von uns beiden meinen, in einen spiegel zu sehen. wir hatten nicht nur die gleiche sitzposition eingenommen, nein, wir sahen uns auch noch ähnlich, allzu ähnlich, so ähnlich, dass höchstwahrscheinlich niemand in der lage gewesen wäre, uns auseinanderzuhalten, wären wir gleich gekleidet und hätten wir denselben friseur gehabt, doch das hatten wir, der allmächtigen sei dank, nicht.
    bis zum heutigen tage hatte ich nichts von einem zwillingsbruder gewusst, nun saß er leibhaftig vor mir und ich musste zugeben, seine anwesenheit beunruhigte mich ein wenig. ein zweites, identisches exemplar von mir, damit musste ich erst fertig werden.
    doch diese unruhe löste sich fürs erste, allmählich, mit jedem weiteren schluck dieses wohlschmeckenden getränkes, auf wundersame weise in nichts auf.
    »wunderbar. wann war ich das letzte mal so herrlich entspannt?«
    »ist keine halbe stunde her, nehme ich an, oder hast du es wirklich geschafft, ihren verführungskünsten zu widerstehen?«
    er lächelte breiter als breit.
    »wovon sprichst du?«
    »na, wovon schon, von ishtar oder unter welchen ihrer vielen namen sie sich dir sonst vorgestellt hat«.
    »ishtar, so heißt sie – der name einer liebesgöttin, passt zu ihr – du hältst wohl nicht viel von ihr?«
    »wie kommst du darauf? im gegenteil, ich liebe sie und ohne ihre hilfe würde ich schon lange nicht mehr unter den lebenden weilen.«
    er blickte durch mich hindurch, als sähe er auf der wand hinter meinem rücken szenen aus ihrer beiden vergangenheit.
    »wie lange kennt ihr euch denn schon?«
    »sehr lange, eine kleine ewigkeit. und wenn du jetzt die genaue anzahl der jahre wissen willst, ich muss dich enttäuschen, ich weiß es nicht, frag’ sie, sie kann es dir sicher ganz genau sagen.«
    »ist’s dir wirklich egal, wenn sie neben dir noch andere männer hat?«
    »klar doch, ich liebe in erster linie ihren geist, ihre seele, ihr wesen eben und nicht ihren körper, freilich den auch, doch ist sex nur ein winziger bruchteil unserer tiefen, innigen liebe. weshalb soll ich mir den kopf darüber zerbrechen, wo sie die nächte verbringt, wem sie ihren körper schenkt, wenn unsere seelen längst eine einheit, ein ganzes sind?«
    »ich gönn’ ihr den spaß, sie mir übrigens auch. wir haben schon zu viel gemeinsam erlebt, kennen uns schon viel zu gut, als dass uns noch irgendetwas trennen, sich jemand zwischen uns drängen könnte, auch du wirst es nicht schaffen, obwohl du mir sehr ähnelst. versuch’s ruhig, du hast nicht die geringste chance.«
    »womit wir beim thema wären: weißt du vielleicht, wo wir sind, wann wir sind und diese ähnlichkeit, ich meine, bist du echt, siehst du wirklich so aus oder ist das nur ’ne ..., ’ne maske?«
    »ich wollte, ich könnte dich beruhigen, dir sagen, es war alles nur ein scherz – wer will denn schon freiwillig so aussehen wie du? – doch die grausame wahrheit ist: ich bin wirklich wirklich, bis auf ein paar plastische korrekturen.«
    dieser satz traf mit solcher wucht und unbarmherziger härte auf mein – in erwartung erlösender worte auf diese niederschmetternde nachricht nicht vorbereitetes – bewusstsein, dass es für lange, elend lange sekunden an einer art lähmungserscheinung litt.
    mein unterkiefer klappte nach unten, die arme hingen wie zwei leblose, nutzlose ärmelstraffer an den seiten eines schlaffen, in sich zusammengesunkenen rumpfes herab, die augen weit geöffnet, die lider zu keiner bewegung mehr imstande, starrten bewegungslos zur glänzenden glaspyramidenspitze hinauf, als versuchten sie diese zu hypnotisieren und zum verschwinden zu animieren, meine lungen zogen es vor, überhaupt nur noch ein- und nie mehr wieder auszuatmen. sie dachten wohl, so konnten sie sich, durch eine

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