Die Traumvektor Tetralogie - II.Aufstieg (German Edition)
sauerstoffvergiftung, im delirium, still und leise ins jenseits schleichen. mein geist suchte krampfhaft nach einer schmerzlosen art der selbsttötung, die gedanken kreisten, hungrigen aasgeiern gleich, um ein sammelsurium zu bild gewordener kadaver diverser selbstmordarten: erhängen?, todessturz vom balkon?, erschießen? sprengen?, alles zu unsicher, vergiften und ertränken, ja!, ertränken und vergiften, in und mit wodka.
»weilst du noch unter den lebenden?«
nachdem der satz vier- oder fünfmal wiederholt worden war, schaffte er es endlich, seine aussage bis in mein bewusstsein durchzuboxen.
»ja ..., ja ..., bitte noch einen doppelten ...«
»ich kann deinen schock gut nachfühlen, ist verdammt hart, sich der illusion beraubt zu sehen, einzigartig zu sein. ich habe selbst jahre benötigt mit der tatsache fertig zu werden, es gibt noch mehr von meiner sorte, um es kurz zu machen, zu viele, als dass man sie zählen könnte. zwar nicht alle hier, in dieser zeitebene, in diesem zeitalter, doch es gibt sie, irgendwo da draußen ...«
»verstehe, parallele welten, das nebeneinander der zeiten, diese fiktiven quantenuniversen und so’n kram, den die wissenschaft zu verkaufen versucht und du bist nur zufällig hier. ein schuldloses, in ein außer kontrolle geratenes zeitexperiment geratenes opfer. lass dir was besseres einfallen, solche geschichten kenne ich dutzende, allesamt aus sf-filmen und sf-literatur ...«
»du gefällst mir, doch gleichzeitig jagen eisige kälteschauer über meinen rücken. ich hab’ nämlich auf gleiche art und weise reagiert, als ich das erste mal von diesen dingen hörte. du bist mehr als nur ein zwillingsbruder, du siehst nicht nur so aus wie ich, nein, du denkst auch fast in haargenau den gleichen bahnen wie ich, du bist ich.«
»ich bin mir sicher, auch unsere leben sind, bis zu diesem missglückten ›zeitexperiment‹, wie du es nennst, sehr ähnlich verlaufen. du warst doch zuletzt programmierer, wahrscheinlich ein unzufriedener obendrein? »
»woher ...?«
»weil ich du bin, begreifst du? wir sind nicht zwei verschiedene individuen, zwei menschen unterschiedlicher herkunft. uns trennen nur kleinigkeiten, abweichende betrachtungsweisen gewisser dinge, doch im großen und ganzen sind wir ein und dieselbe person, ein und dasselbe bewusstsein. soll ich dir ein paar einzelheiten aus deinem sexleben erzählen? würdest du mir dann glauben?«
mein kinn kippte schon wieder nach unten, doch gerade noch rechtzeitig, bevor mich diese heimtückische »leichenstarre« lähmen konnte, griff ich zur rettenden flasche und schüttete einen kräftigen schluck hinunter.
»du erlaubst dir doch keinen scherz mit mir?«
»mensch, nein! oder wie erklärst du dir dein hier sein?«
»nun ..., ich weiß nicht ..., ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich neben einem flugzeugwrack aufgewacht bin, muss wohl abgestürzt sein, wohin ich wollte und zu welchem zweck, keine ahnung. mein kopf hat sich wohl einen zu harten landeplatz ausgesucht, was die erinnerungslücken erklärbar macht.«
»und was glaubst du, wo du gelandet bist?«
»im urwald?«, sagte ich scherzhaft, da mir keine bessere antwort einfallen wollte.
»immer zu späßen aufgelegt, wie? nein ich habe mich falsch ausgedrückt, ich sollte besser fragen: wann bist du gelandet?«
»2000? 2010?«
»völlig daneben. aber demnach glaubst du an die möglichkeit von zeitreisen?«
ich erinnerte mich an die illustrierte aus dem jahre 1998.
»muss ich wohl, diese zeitung, das verrostete wrack ...«
»und wenn ich dir jetzt sage, du bist nicht nur in der zeit gereist, sondern hast auch noch das universum gewechselt, hältst du mich dann für verrückt?«
»kannst du annehmen.«
»gut, freut mich zu hören. trotzdem gehörst du genauso wenig in dieses zeitalter, wie ich und schon gar nicht in dieses universum und falls dich das jahr interessiert, das wir gerade schreiben, nimm vorher lieber noch einen schluck: zehntausend vor null, plus minus ein paar tausend jahre, aber was macht das schon.«
ich schnappte nach luft.
»zehn ..., zehn ..., aber ..., das ..., das flugzeug ..., die zeitung ..., wie ...«
»war wohl ein kleiner nebeneffekt deines traumes, du hast von einem abstürzenden flugzeug geträumt, folglich musste doch eines in der nähe sein, wenn du aufwachst, nicht weiter schlimm, nur ein kleiner egotrip deines geistes.«
»nicht weiter schlimm! du willst mir weismachen, ein traum ist für die existenz dieses flugzeuges
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