Die Traumvektor Tetralogie - II.Aufstieg (German Edition)
kenne den Namen der Fluglinie, das Ziel der Reise, das Datum und sogar die Urzeit des Unglücks, doch den Aufzeichnungen nach gab es keinen Absturz einer Passagiermaschine an diesem Tag.«
»Deshalb diese Daten am Monitor, du sichtest gerade die Passagierlisten der verunglückten Flugzeuge des letzten Jahrhunderts.«
»Genau, vom Jahre 1968 bis heute, sofern eben Aufzeichnungen vorhanden sind.«
»Keine Übereinstimmung der Suchparameter mit Datenbankeninhalten gefunden«, meldete sich eine monotone Stimme aus den Audioboxen der KI.
Ein Seufzer.
»Wieder nichts.«
Anath legte die Tastatur zur Seite und ließ sich auch einen Kaffee in eine Tasse laufen, hockte sich danach auf einen Hocker neben Re.
»Dieses Weibsstück, was ist so geheimnisvoll an ihrem Tod, dass sie ihn so gut verbirgt?«
Re zuckte mit den Schultern.
»Woher soll ich das wissen? Ist ja nicht mein Reinkarnationsschock. Hast du Fracht- und Militärmaschinen in deiner Suche mit einbezogen?«
»Vielleicht hat sie den Flug verpasst, ist per Anhalter gereist und jemand hat sie mitgenommen«, setzte er scherzhaft hinzu.
»Sie ..., ich flog mit einer Boeing, einem Airbus oder einem ähnlich großen Ding, da bin ich mir ganz sicher.«
»Versuch’s trotzdem, was ist, wenn du dich irrst, möglicherweise war’s gar kein Jumbo, sondern dein Gedächtnis assoziiert den Begriff ›Flugzeug aus dieser Epoche‹ automatisch mit einem Düsenjet, wäre doch ’ne Möglichkeit?«
Sie kaute an ihrer Unterlippe.
»Wäre ’ne Möglichkeit«, wiederholte sie gedankenverloren Res letzten Satz.
»Computer, ich benötige eine Liste aller verzeichneten Flugzeugabstürze im Zeitraum vom Januar 1990, nein 1985 bis Januar 2005 ...«
Re öffnete seinen Mund, offenbar um Anaths Formulierung noch etwas hinzuzufügen, doch sie war schneller.
»... darüber hinaus eine Liste der verschollenen Fluzeuge, im selben Zeitabschnitt wie vorher genannt, und eine tabellarische Auflistung sämtlicher außerplanmäßigen Vorfälle, die sich auf den Routen Wien-Sydney und zu allen Destinationen in Südostasien, die von Wien aus erreichbar waren, ereigneten, weiters jedes noch so kleine Flugzeug, das über Südostasien verschwunden ist.«
»Definiere außerplanmäßig«, bat der Computer um eine präzisere Beschreibung des Suchmusters.
»Nun, jedes Ereignis, das sich von den Routineprozeduren eines Langstreckenfluges unterscheidet, wie Abweichungen vom geplanten Kurs, elektronische oder mechanische Schäden, Krankheitsfälle an Bord und daher notwendige, nicht vorhergesehene Zwischenlandungen usw.«
»Suchprozedur läuft«, meldete sich der Computer für einen ungewissen Zeitraum von der Außenwelt ab und ließ seine Schnüffelprozeduren auf die Datenbestände los, kryptische Zwischenergebnisse brav, wie es der Programmcode verlangte, auf dem Monitor abbildend – was eigentlich keinen Sinn ergab, die Daten, die dort vorbeihuschten, konnte sich so oder so kein Mensch merken, viele Erdenbürger wären vermutlich nicht einmal in der Lage gewesen, sie zu entschlüsseln, doch das eigenartige Wesen Mensch wollte flackernde Zeichen am Bildschirm sehen, so überflüssig sie auch sein mochten, wollte bestätigt sehen, dass der Computer auch wirklich arbeitete und nicht etwa in den unbekannten Tiefen seiner Rekursivität 5 ein Nickerchen hielt, den Bediener verulkte, und so mussten eben Zwischenergebnisse zum Monitor wandern, genährt von kostbarer Prozessorzeit, doch das nur so nebenbei – und in temporäre Dateien speichernd.
»Wo zum Teufel liegt oder lag Wien?«
»Es war eine Stadt in Alteuropa, heute ist sie ein Teil des Zentrumkomplexes der nationalen Einheit.«
»Und dort hat sie gelebt?«
»Nicht direkt, in einer Kleinstadt ungefähr vierhundert Kilometer südlich davon. Heute leben nur noch Ratten und Outsiders dort, eine heruntergekommene, vergessene Gegend, für niemanden von Interesse.«
»Und wie bist du da hineingekommen?«
»Illegal, wie auch sonst. Ich glaube nicht, dass ich ein Visum bekommen hätte.«
»Ja, ich hätte es wissen müssen.«
»Wer hat eigentlich Ricohs Job übernommen?«, fragte Re nach einigen schweigsamen Minuten, in denen beide auf eine positive Rückmeldung vonseiten des Computers warteten.
»Ich. Wie geplant. Klar wurden Stimmen laut, die so viel Macht in den Händen einer einzigen Person nicht guthießen und natürlich gab es ein allgemeines Murren unter Ricohs vermeintlichen Erben, doch Nadina hat unmissverständlich klargestellt, wem
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