Die Traumvektor Tetralogie - I.Ursprung (German Edition)
lassen und erst als es ihr zu kalt geworden und sie wieder an Land zurückkehrt war, hatte sie den Verlust ihrer Tasche bemerkt. Entweder lag sie noch an der Stelle des unglücklich gewählten Lagerplatzes oder sie trieb jetzt im Fluss.
Seither hatte sie nichts gegessen und war fast am Verhungern. Ihr kam jetzt noch der Magen hoch, wenn sie an den Fisch dachte, den sie gefangen hatte und roh verspeisen wollte. Sie hatte fein säuberlich die Schuppen entfernt und in das verführerische, zarte, weiche Fleisch gebissen. Keine Sekunde später war sie mit kräftigen Würgegefühlen im Gras gelegen.
Dann hatte sie versucht sich einzureden, die Insekten, die es hier massenhaft gab, wären sehr nahrhaft, man musste sich nur überwinden und sie einfach hinunterschlucken. Das Ergebnis war das gleiche gewesen. Jetzt war ihr schon speiübel, wenn sie sich nur ein Insekt in ihrem Mund vorstellte.
So stopfte sie nur ab und zu einige Beeren und Trauben in sich hinein, trank dafür umso mehr und versuchte ihren knurrenden Magen zu ignorieren.
»Aus welchem Grund tu’ ich mir das alles noch an? Ich bin total erledigt. Ich wundere mich, dass ich mich mit meinen aufgedunsenen Füßen überhaupt noch vorwärts bewegen kann. Warum überfällt mich kein wildes Tier und zerfleischt mich, dann fände ich endlich Ruhe. Ruhe, wie er ...«
»Gott, wenn es dich gibt, bitte hol’ mich endlich hier raus. Lange halt’ ich das nicht mehr aus.«
»Eigenartig, dass ein Mensch nur in Stunden der größten Verzweiflung an ihn denkt. Wieso sollte er mir helfen, was hat er davon? Er kommt auch ohne mich ganz gut zurecht. Was kann ich ihm schon bieten?«
»Falls du der Gütige, Barmherzige, Allmächtige bist, für den dich alle halten, dann hilf mir, bitte ...«, rief sie verzweifelt, die Hände zum Himmel gestreckt.
Einen Moment stand sie bewegungslos da, auf ein Wunder hoffend.
»Sinnlos, auf die Hilfe von jemandem zu warten, der nicht existiert. Ich gehe weiter.«
Sie ließ resignierend ihre Arme fallen und schluckte ihr Leid hinunter.
Sie hatte kaum fünf Schritte durch das unüberschaubare Pflanzengewirr gemacht, als sie den Halt unter ihren Füßen verlor und einen steilen Abhang hinunterkollerte.
»Was jetzt noch?«
Ihre Versuche irgendwo Halt zu finden hinterließen nur schmerzhafte Wunden an ihren Händen.
Sie schlug hart mit ihrem Kopf gegen einen Baumstumpf und in ihrem Bewusstsein wurde es schlagartig dunkel.
Erkenntnis
es war ein sonderbares gefühl. in den letzten vier wochen war ich zwar an jedem tag damit konfrontiert gewesen, doch es faszinierte mich jedes mal aufs neue. ich wusste, ich lag bewegungslos auf einem bett und schlief. andererseits glaubte ich, hellwach zu sein und mit hunderten personen gleichzeitig zu sprechen, mir unzählige filme anzusehen und tausende bücher zu lesen, während ich »bildungsreisen« auf dutzende planeten unternahm.
ein gigantischer datenstrom floss in mein gehirn, wurde dort in kleinste informationseinheiten zerlegt und in neuronalen netzen abgelegt, die sich mit irrsinniger geschwindigkeit neu organisierten, um ihren inhalt vielleicht irgendwann in unbestimmter zukunft der außenwelt zur verfügung stellen zu können.
gerade saß ich in einem dorf aus kreisrunden hütten mit strohdächern und sprach mit einigen ureinwohnern marduks. die »adapa« waren ungefähr 1,60 meter große humanoide von äußerst kräftiger statur. sie hatten schwarzes, kurzes, gekräuseltes haar, kurze breite nasen und volle lippen. ihre haut war dunkelbraun, bei einigen fast schwarz. auf der erde wären sie ohne weiteres als schwarzafrikaner durchgegangen.
ich blickte hinaus auf die endlose savanne und beobachtete eine herde giraffen, die blatt um blatt von den zweigen der hier reichlich vorhandenen akazien rissen und sie genüsslich verspeisten. nicht weit entfernt zupften zebras am dunkelgrünen gras und ließen sich auch nicht durch ein rudel löwen stören, die sich in der heißen mittagssonne träge dahinschleppten.
eine kleine glocke klingelte schrill, als wollte sie mich auf etwas aufmerksam machen.
zwei graue tiere mit langen, gebogenen weißen zähnen versuchten gerade, einen baum umzuknicken. es mussten elefanten sein. die perspektive veränderte sich und ich schwebte jetzt über ihnen, stieg immer höher in den himmel hinauf.
die tiere wurden kleiner und kleiner und verschwanden ganz. die umrisse des kontinentes wurden sichtbar und hinterließen ein gefühl der vertrautheit. ich stieg noch
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