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Die Treibjagd

Die Treibjagd

Titel: Die Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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benützte. Als Maxime die Schulen hinter sich hatte, trafen sie nicht selten bei denselben Damen zusammen und darüber lachten sie nur. Sie wurden sogar in gewissem Sinne Rivalen. Wenn der junge Mann mit irgend einer lustigen Schaar im Maison d'Or speiste, vernahm er im angrenzenden Zimmer mitunter die Stimme Saccard's.
    »Ach! Papa ist auch da!« rief er dann mit einer Grimasse aus, die er irgend einem bekannten Schauspieler abgelernt zu haben schien. Und ohne sich irgend einen Zwang anzuthun, pochte er an die Thür des Zimmers, um die Schöne seines Vaters zu sehen.
    »Ah! Du bist es!« sprach dieser heiter. »Komm doch herein. Ihr macht da nebenan einen Lärm, daß man seinen eigenen Bissen nicht hört. Wen habt Ihr denn mit Euch?«
    »Laura d'Aurigny, Sylvia, den Krebs und noch zwei Andere, glaube ich. Die Damen sind erstaunlich; sie stecken die Finger in die Schüsseln und werfen uns Salatblätter an die Köpfe. Meine Kleider sind schon ganz ölfleckig.«
    Der Vater lachte, da ihm dies sehr drollig dünken mochte.
    »Ja, Jugend hat nicht Tugend,« murmelte er. »Bei uns geht es anders zu, nicht wahr, mein Schatz? Wir haben hübsch gemächlich gegessen und jetzt werden wir ein wenig schlafen.« Damit faßte er seine Dame am Kinn und girrte mit seinem provençalischen, näselnden Tone, was eine seltsame Liebesmusik gab.
    »Ach! der alte Narr!« rief die Frau aus. »Guten Tag, Maxime. Ich muß Sie wohl sehr lieb haben, wie, wenn ich mich entschließe, mit Ihrem Hallunken von Vater zu soupiren? ... Man kriegt Sie ja gar nicht mehr zu sehen ... Kommen Sie übermorgen Früh zu mir ... Nein, nein, ich habe Ihnen etwas zu sagen.«
    Saccard, der sich gemächlich eine Pfirsich schälte, küßte die Frau auf die Schulter und sagte zuvorkommend:
    »Ihr wißt, meine Lieben, wenn ich Euch hinderlich bin, ... ich räume Euch gerne das Feld ... Und wenn man wiederkommen darf, werdet Ihr läuten.«
    Zuweilen nahm er die Dame mit sich oder er schloß sich mit ihr der Gesellschaft im anstoßenden Salon an. Maxime und er erfreuten sich an den gleichen Schultern; ihre Arme schlangen sich um dieselben Hüften. Sie erzählten sich gegenseitig mit lauter Stimme, was ihnen die Frauen, anvertraut hatten. Und sie trieben die Vertraulichkeit so weit, daß sie mit einander darüber beriethen, wie man die Blonde oder die Braune, die einem von ihnen ganz besonders gefiel, aus der Gesellschaft entführen könnte.
    Im Mabille-Garten waren sie wohlbekannt. Sie fanden sich daselbst Arm im Arm, nach irgend einem seinen Diner ein, machten einen Spaziergang durch den Garten, grüßten die Frauen und wechselten im Vorübergehen einige Worte mit denselben. Sie lachten laut, ohne von einander zu gehen und unterstützten sich gegenseitig, wenn die Unterhaltung eine zu lebhafte wurde. Der nach dieser Richtung hin sehr sattelfeste Vater vertheidigte die Liebschaften seines Sohnes. Zuweilen ließen sie sich an einem Tische nieder und pokulirten mit den Damen; dann setzten sie sich wieder an einen anderen Tisch oder setzten ihre Promenade fort. Und bis Mitternacht konnte man sie freundschaftlich Arm in Arm die leichtgeschürzten Dämchen durch die mit gelbem Kies bestreuten Alleen verfolgen sehen.
    Wenn sie heimkehrten, haftete ihren Gewändern etwas von den Mädchen an, die sie soeben verlassen. Ihre ungezwungenen Bewegungen, die Ueberreste gewisser gewagter Worte und gewisser frecher Geberden erfüllten das Haus in der Rue de Rivoli mit dem Geruche verdächtiger Schlafgemächer. Die weiche, lässige Art, in welcher der Vater dem Sohne die Hand reichte, besagte schon zur Genüge, woher sie kämen. An dieser Atmosphäre holte sich Renée ihre Kaprizen, ihre sinnlichen Beklemmungen; sie ließ es auch an spöttischen Bemerkungen nicht fehlen.
    »Woher kommt Ihr denn?« fragte sie. »Ihr riecht nach Pfeifentabak und Muskat. – Ich bekomme sicher meine Migraine – –«
    Thatsächlich verursachte ihr der fremde Geruch großes Unbehagen; dies war der charakteristische Duft dieser absonderlichen Häuslichkeit.
    Maxime aber wurde von wirklicher Leidenschaft für die kleine Sylvia erfaßt. Mehrere Monate hindurch langweilte er seine Stiefmutter mit dieser Person und Renée kannte dieselbe alsbald ganz genau, vom Scheitel bis zur Fußspitze. An einer Hüfte hatte sie ein bläuliches Mal; nichts war so reizend wie ihre Kniee und ihre Schultern waren insoferne merkwürdig, als sich nur auf der linken ein kleines Grübchen befand. Maxime setzte einen gewissen Werth

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