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Die Treibjagd

Die Treibjagd

Titel: Die Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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darein, auf ihren gemeinschaftlichen Ausfahrten nur über die Vorzüge seiner Geliebten zu sprechen. Als man eines Abends aus dem Bois zurückkehrte, mußten die Wagen Renée's und Sylvia's, die in ein Gedränge gerathen waren, dicht neben einander anhalten. Die beiden Frauen musterten sich mit lebhafter Neugierde, während Maxime auf's höchste von dieser kritischen Situation ergötzt, das Lachen kaum zu unterdrücken vermochte. Als sich der Wagen neuerdings in Bewegung setzte und seine Stiefmutter in düsterem Schweigen verharrte, glaubte er, sie sei ihm böse. Er bereitete sich daher auf eine jener mütterlichen Scenen vor, in denen sie sich mitunter in ihren Mußestunden noch gefiel.
    »Kennst Du den Juwelier dieser Dame?« fragte sie ihn plötzlich, gerade als der Wagen auf der Place de la Concorde anlangte.
    »Ach ja!« erwiderte er mit einem Lächeln. »Ich bin ihm zehntausend Francs schuldig ... Weshalb fragst Du aber?«
    »Es hat keinen besonderen Grund.«
    Und nach einer abermaligen Pause hub sie neuerdings an:
    »An der linken Hand hatte sie ein sehr niedliches Armband ... Ich hätte es gerne in der Nähe gesehen.«
    Man langte daheim an, ohne daß sie weiter etwas gesprochen hätte. Erst am nächsten Tag, gerade als Maxime mit seinem Vater das Haus verlassen wollte, zog sie den jungen Mann auf die Seite und sprach leisen Tones, mit verlegener Miene und einem hübschen Lächeln zu ihm, welches bereits um Verzeihung bat. Er schien überrascht zu sein und entfernte sich dann, wobei sein gewohntes hämisches Lächeln zur Geltung kam. Am Abend brachte er Sylvia's Armband mit sich, um es seiner Stiefmutter zu zeigen, die ihn darum gebeten.
    »Da ist das Ding,« sagte er. »Man wird Deinethalben noch zum Dieb, Stiefmama.«
    »Sie hat nicht gesehen, als Du es an Dich nahmst?« fragte Renée, das Schmuckstück gierig betrachtend.
    »Ich glaube nicht ... Sie hatte es gestern angelegt und wird es heute sicherlich nicht anlegen wollen.« Inzwischen war die junge Frau an das Fenster getreten und hatte das Armband dabei angelegt. Jetzt hob sie den Arm ein wenig empor, um den Schmuck im Sonnenlicht funkeln zu lassen, wobei sie entzückt wiederholte:
    »Sehr hübsch! sehr niedlich ... Nur die Smaragde wollen mir nicht sonderlich gefallen.«
    In diesem Augenblick trat Saccard ein und da sie den Arm noch immer erhoben hielt, rief er erstaunt aus:
    »Das ist ja Sylvia's Armband!«
    »Sie kennen es?« fragte sie verlegener noch als er, nicht wissend, was sie mit ihrem Arm anfangen solle.
    Er aber hatte sich bereits gefaßt und seinem Sohn mit dem Finger drohend, murmelte er:
    »Dieser Schlingel hat immer verbotene Früchte, in der Tasche! ... Eines schönen Tages wird er uns den ganzen Arm der Dame sammt dem Armband nach Hause bringen.«
    »Ach! ich bin unschuldig an der Sache,« erwiderte Maxime feige und hinterlistig. »Renée hatte es sehen wollen.«
    »Ah!« begnügte sich der Gatte zu sagen und indem er das Schmuckstück gleichfalls betrachtete, wiederholte er gleich seiner Frau:
    »Sehr hübsch! sehr niedlich!«
    Damit verließ er das Zimmer mit gelassener Miene und Renée schalt Maxime aus, weil er sie derart verrathen. Er aber versicherte ihr, daß sich sein Vater durchaus nicht an derartige Dinge kehre. Darauf gab sie ihm das Armband zurück und sagte:
    »Bestelle mir bei dem Juwelier ein ganz gleiches; blos an Stelle der Smaragde sollen Saphire kommen.«
    Saccard konnte nicht lange einen Gegenstand oder eine Person in seiner Nähe haben, ohne dieselbe verwerthen oder sonst welchen Vortheil aus ihr ziehen zu wollen. Sein Sohn war noch keine zwanzig Jahre alt, als er bereits daran dachte, ihn irgendwie zu verwerthen. Ein hübscher Junge, der Neffe eines Ministers, der Sohn eines großen Finanzmannes mußte seinen Weg machen. Wohl war er noch etwas jung; immerhin aber konnte man ihm eine Frau und eine Mitgift suchen und die Vermählung je nach den Geldverlegenheiten des Hauses beschleunigen oder in die Länge ziehen. Auch hierin hatte er eine glückliche Hand. In einem Aufsichtsrathe, dem auch er als Mitglied angehörte, machte er die Bekanntschaft eines schönen, großen Mannes, eines Herrn von Mareuil, den er nach zwei Tagen in der Tasche hatte. Vordem war er Zuckerfabrikant in Havre gewesen und hatte Bonnet geheißen. Nachdem er sich ein bedeutendes Vermögen erworben, hatte er ein vornehmes junges Mädchen geheirathet, welches ebenfalls sehr reich war und einen Einfaltspinsel als Gatten benöthigte. Bonnet setzte

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