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Die Treue Des Highlanders

Die Treue Des Highlanders

Titel: Die Treue Des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
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sich bereits festgebissen und zu saugen begonnen. Anna wurde es übel, und sie übergab sich mitten auf die Bettdecke, was ein wütendes Geschnaube Lady Argylls zur Folge hatte. Diese und eine zweite Frau packten Anna bei den Armen und hielten sie so lange fest, bis der Arzt an jedem ihrer Unterarme je fünf Blutegel gesetzt hatte.
»Sie dienen dazu, Euer Blut von den giftigen Stoffen zu reinigen, die Euch das Fieber bringen«, erklärte der Arzt ruhig. Er wunderte sich, dass jemand mit so viel Abscheu auf die Egel reagierte, denn sie waren bei allen Ärzten in Schottland üblich. Aber er hatte über die seltsame Lady Anna schon so einiges gehört, auch ihre Aussage, sie wäre gegen die Pocken immun. Es war eine Schutzbehauptung von ihr, der er keinen Glauben schenken würde, denn kein Mensch überlebte die Pocken, ohne bleibende Spuren am Körper zurückzubehalten. In der letzten Woche waren in der Stadt täglich an die zehn Menschen an den Pocken gestorben, und es gab viele neue Erkrankungen. Der Arzt zweifelte nicht daran, dass auch Anna daran erkrankt war und die nächsten drei Tage nicht überleben würde.
    Während Anna an ihr Krankenlager gefesselt war – im wahrsten Sinne des Wortes, denn man hatte sie festbinden müssen, um sie behandeln zu können –, begannen die Vorbereitungen für das Gericht, vor dem sich der Earl von Bothwell zu verantworten hatte. Da es sich bei Bothwell um einen Mann von Stand handelte, musste er sich vor einem Adelsgericht verantworten, das ausschließlich aus ihm gleichgestellten Männern bestand. Unter dem Vorsitz von Lord Argyll, dem Mann der Frau, die Anna regelrecht gefangen hielt, trafen sich die Lords Lindsay, MacGill, Balnavas und Cassillis zu Vorbesprechungen. Von allen Männern war bekannt, dass sie nie Freunde von Bothwell gewesen waren. Die Königin hatte sich in Craigmillar Castle regelrecht verschanzt und war für niemanden zu sprechen. Einzig den Earl von Moray war sie bereit zu empfangen. Ganz Schottland wunderte sich, dass jegliche weitere Bemühungen, den Mord an Darnley aufzuklären, eingestellt worden waren, man konzentrierte sich ausschließlich auf James Hepburn. So war der Earl von Bothwell schon Wochen vor Beginn der Verhandlung vom Volk als Mörder verurteilt, und man wartete gespannt auf den Tag, an dem er sich dem Gericht stellen würde.
    »Verdammt, Ihr geht jetzt zur Seite und lasst mich ein!«
Grollend wie Donner hallte Duncans Stimme durch das Wirtschaftsgebäude, dann wurde die Tür aufgerissen, und Anna erkannte sein Gesicht, das sich voller Sorge über sie beugte.
»Duncan ...«, flüsterte sie schwach. Ihre Halsschmerzen waren längst verschwunden, ebenso das Fieber, aber sie war durch den dauernden Blutverlust derart geschwächt, dass sie seit Tagen nur vor sich hindämmerte.
Duncan riss ihren abgemagerten Körper in seine Arme. Spitz stachen ihre Knochen durch das leinene Nachthemd. »O Anna! Ich liebe dich!«, rief er. Es war Duncan gleichgültig, dass hinter ihm Lady Argyll entsetzt ausrief: »Wie könnt Ihr es wagen, Sir? Die Frau braucht Ruhe und absolute Schonung!«
Seit zehn Tagen war Anna zur Ader gelassen und mit den Blutegeln attackiert worden, bis ihr Körper zwar die Erkältung überwunden hatte, nun aber völlig ausgelaugt war. Erst am Vortag hatte Duncan in Erfahrung bringen können, dass Anna erkrankt und isoliert worden war. Er hatte geglaubt, sie hätte ihn nicht mehr aufgesucht, weil sie über seine Äußerungen, dass sie ihn nicht lieben dürfe, böse war. Es waren für Duncan schmerzhafte Tage gewesen, und jetzt, als er sie so schwach und bleich in den Kissen liegen sah, konnte er sein Herz nicht mehr vor der Wahrheit verschließen. Er liebte sie, wie er nie zuvor einen Menschen geliebt hatte.
Duncan nahm einen Umhang, hüllte Anna vorsorglich ein und nahm sie auf die Arme. Sie schien nicht mehr als eine Feder zu wiegen.
»Fortan kümmere ich mich um sie.« Duncan warf Lady Argyll einen vernichtenden Blick zu. »Es wird wohl auch Euch nicht entgangen sein, dass Lady Anna weder an Pocken noch an einer sonstigen ansteckenden Krankheit leidet.«
»Als Angehörige des Hofstaates untersteht sie meiner Obhut!« Lady Argyll stellte sich Duncan mit vor der Brust verschränkten Armen in den Weg.
»Und ich bin ihr Verwandter und habe damit die Verantwortung für sie.«
»Wohin wollt Ihr sie bringen? Doch nicht etwa in Eure Unterkunft?«
Duncan versuchte, sich zu beherrschen. Am liebsten hätte er die Frau einfach zur Seite gestoßen,

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