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Die Treue Des Highlanders

Die Treue Des Highlanders

Titel: Die Treue Des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
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einem wuchtigen Stuhl saß eine Frau, und Anna dachte zuerst, es würde sich um ein weiteres Mädchen handeln, bis sie erkannte, dass die Frau im fortgeschrittenen Alter war. Die Ähnlichkeit mit den Mädchen war allerdings unverkennbar, und auch wenn ihr Gesicht einige Falten aufwies und unter der Haube graue Haarsträhnen hervorlugten, die Frau war immer noch eine Schönheit. Neben ihr saß ein Mann, der ein jüngeres Abbild von Duncan war. Die gleiche Figur, das gleiche markante Kinn und graue Augen. Anna schätze ihn in ihrem Alter. Wie alt war Duncan eigentlich? Sie hatte ihn bisher nicht danach gefragt, meinte aber, er müsse in der Mitte der Dreißiger sein, wobei er ohne den Vollbart jünger wirkte.
Die Frau, offenbar Duncans Mutter, zeigte auf einen Stuhl, und Anna setzte sich auf die äußerste Kante. Obwohl Lady Cruachan von kleiner und zierlicher Statur war, strahlte sie eine solche Autorität aus, dass Anna verstand, was die Mädchen vorhin, als sie von der eigentlichen Herrin der Burg sprachen, gemeint hatten.
Der jüngere Mann stand auf, griff nach einem Krug und vier Bechern und schenkte Wein ein. Als er Anna einen Becher reichte, schüttelte sie den Kopf und sagte: »Nein, danke, ich trinke um die Uhrzeit keinen Alkohol. Vielleicht könnte ich einen Orangensaft oder ein Bitter Lemon bekommen?«
Duncans Mutter musterte sie mit gerunzelter Stirn und sagte zu ihrem Sohn: »Sie ist wahrlich sonderbar.«
Duncan zuckte in einer Art und Weise mit den Schultern, als wolle er sich bei seiner Mutter für Anna entschuldigen. Bevor Anna etwas erwidern konnte, fuhr Lady Cruachan an Anna gewandt fort: »Ihr behauptet also, aus der Zukunft zu kommen?«
»Keineswegs!«, begehrte Anna auf. »Ich weiß nicht, was der Sinn und Zweck dieses Spiels hier ist, aber ich habe keine Lust mehr mitzuspielen. Ich habe Verpflichtungen und einen Job und keine Zeit, mich noch länger in diesem Gemäuer aufzuhalten.«
»Du siehst, Mutter, sie kann sich mit den Gegebenheiten nicht abfinden. Ich habe alles versucht, ihr verständlich zu machen, dass sie in dem See durch die Zeit gereist ist.«
Trotzig verschränkte Anna die Arme vor der Brust und wippte auf der Kante des Stuhles. »Okay, wenn es wirklich so gewesen sein sollte ... Ich sagte
wenn
..., dann frage ich mich, warum du mich nicht einfach zu dem See zurückbringst, ich hineinspringe und schwups wieder in meiner Zeit herauskomme.«
»Anna, so einfach ist das nicht. Wir haben keine Garantie, dass die Zeitreise glückt und du tatsächlich am selben Tag zurückkehrst, an dem du verschwunden bist.«
»Aber bei dir hat es doch auch geklappt!«, hielt Anna dagegen.
»Nicht ganz, Anna. Ich verließ mein Haus im August, kam im Juni zu dir, weilte zwei Tage in deiner Zeit, kehrte aber im August wieder hierher zurück. Du siehst, die Zeitreise ist unberechenbar, und es gibt keine Gewissheit, dass du überhaupt in dem Jahrhundert, aus dem du verschwunden bist, wieder aus dem Glen-Mal-Loch auftauchst.«
»Mistress Anna, wir können dieses Risiko nicht eingehen.« Lady Cruachans Stimme war tief und rauchig, aber sie klang nun schon etwas freundlicher. »Ich bedauere, was Euch widerfahren ist, aber wir müssen nun alle versuchen, aus der Lage, in der wir uns befinden, das Beste zu machen. Mein Sohn hat mir bereits berichtet, was er über das Schicksal Schottlands erfahren hat, darum gelten unsere ersten Überlegungen, was wir tun können, um all die furchtbaren Ereignisse zu vermeiden.«
»Dann glauben Sie also tatsächlich an eine Zeitreise durch den See?«, fragte Anna. »Sie nehmen das einfach so hin, stellen keine Fragen oder veranlassen Untersuchungen?« Sie schüttelte so heftig den Kopf, dass die Haube verrutschte und ihr eine gelb-rote Haarsträhne in die Stirn fiel.
»Welch außergewöhnliche Farbe!« Zum ersten Mal sprach Duncans Bruder. Er hatte die Unterhaltung bisher schweigend verfolgt. »Warum sollten wir es nicht glauben, Mistress? Die alten Sagen und Legenden des Hochlands sind nie vergessen worden, und ich habe keinen Zweifel an den Ausführungen meines Bruders.«
Lady Cruachan streckte ihren Becher nach vorne, schnell griff Duncan nach dem Krug und schenkte Wein nach. Anna hatte bisher nichts getrunken, doch jetzt konnte sie einen kräftigen Schluck gebrauchen und leerte ihren Becher in einem Zug. In ihrem Kopf schwirrte es wie in einem Bienenstock. Ihr logischer Verstand weigerte sich zu glauben, dass sie sich tatsächlich im sechzehnten Jahrhundert befand, aber die

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