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Die Treue Des Highlanders

Die Treue Des Highlanders

Titel: Die Treue Des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
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und ihr Rücken von der schweren Feldarbeit gebeugt war, sie schätzte sie auf gut und gerne achtzig. Der kleine Junge, der im Dreck gespielt hatte, sprang auf, als er die Frau erkannte, und lief mit lautem »Mama! Mama!« auf sie zu.
»Wie alt ist diese Frau?«, fragte Anna Duncan.
Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung. Dreißig vielleicht, denn sie hat bereits neun Kindern das Leben geschenkt, allerdings sind nur zwei am Leben geblieben.«
Obwohl der Gestank und der Schmutz Anna zutiefst anwiderte, konnte sie ihren Blick nicht abwenden. Plötzlich sah sie die Menschen mit anderen Augen. Oft schon hatte sie über die hohe Sterblichkeitsrate vergangener Zeiten gelesen, auch die schwere körperliche Arbeit bescherte den Bauern selten ein langes Leben. Im sechzehnten Jahrhundert überlebten nur die Gesunden und Widerstandsfähigen. Die Erkenntnis, was mit ihr geschähe, wenn sie erkrankte, griff wie eine kalte Hand nach Annas Herz. Zum Glück war sie gegen alle gängigen Krankheiten geimpft, durch einen Aufenthalt im Senegal vor zwei Jahren sogar gegen Gelbfieber und Typhus, obwohl Anna bezweifelte, dass in Schottland Gefahr bestand, sich mit Gelbfieber zu infizieren. Mit Typhus sah es schon anders aus, ebenso gab es die Pocken, Diphtherie und Wundstarrkrampf, aber da würde die Impfung greifen – hoffte sie. Allerdings blieb die Frage, ob die Erreger sich im Laufe der Jahrhunderte nicht verändert hätten und die Impfungen in der Vergangenheit überhaupt wirksam wären, und gegen die Pest würde Anna sowieso nicht immun sein. Sie wendete ihr Pferd und flüsterte: »Ich möchte von hier fort, Duncan. Bitte, irgendwo hin, wo es nicht so grässlich stinkt.«
Duncan hatte Anna die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen. Er hatte den Ekel auf ihrem Gesicht gesehen, aber auch die Angst, selbst ein Teil dieser von Krankheiten bedrohten Welt zu sein. Sie gehörte nicht hierher, auch wenn sie sich alle Mühe gab, eine Frau seiner Zeit zu werden. Die tiefe Kluft zwischen ihnen beruhte auf weit mehr als einem Damensattel oder der Ärmlichkeit der Bauern. Duncan überlegte, wie hoch das Risiko war, sie jetzt zum Glen-Mal-Loch zu bringen und die Reise durch die Zeit zu wagen. Selbst wenn Anna im See verschwand, er würde niemals erfahren, ob und in welcher Zeit sie wieder aufgetaucht war. Der Gedanke, Anna einfach gehen zu lassen, behagte ihm überhaupt nicht. Wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, dann hätte er sie am liebsten hinter den dicken Burgmauern eingesperrt und sie für immer vor allen Widrigkeiten beschützt. Aber das war unmöglich, irgendwann würde Anna seine Zeit verlassen.
Würde
ihn
verlassen.
    Anna erkannte den Glen-Mal-Loch sofort wieder. Ruhig und blau schimmerte seine Oberfläche in der Sonne, nichts wies auf das düstere Geheimnis des Sees hin. Duncan half Anna beim Absteigen, und sie nahm seine stützende Hand gerne an.
Versonnen schaute sie auf das Wasser. »Was würde geschehen, wenn ich einfach hineinginge?«
Duncan zuckte zusammen. »Wir wissen es nicht, Anna, aber vielleicht solltest du das Risiko eingehen. Du bist sehr unglücklich in meiner Zeit, nicht wahr?«
Anna setzte sich auf einen flachen, von der Sonne erwärmten Felsblock und sagte, ohne Duncan anzusehen: »Alles, was ich erlebe, ist so völlig anders als in historischen Romanen oder Filmen beschrieben. Ich hätte mir die Vergangenheit nie so ...«, sie stockte, suchte nach den richtigen Worten, »... so rein und pur vorgestellt. Verstehst du, was ich meine?«
»Nicht genau, dazu war ich zu kurz in deiner Zeit, aber das, was ich da gesehen habe, lässt mich daran zweifeln, ob das Leben, das man im einundzwanzigsten Jahrhundert führen wird, wirklich so erstrebenswert ist. Zugegeben, es gibt viele Dinge, die den Menschen von Nutzen sind: die Wasserfälle in den Zimmern zum Beispiel oder auch die heißen Steine, auf denen ihr euer Essen kocht. Nicht zu vergessen der Kaffee. Ich glaube, an den könnte ich mich gewöhnen.« Er zwinkerte mit den Augen und riss Anna damit aus ihrer sentimentalen Stimmung. Sie lachte hell auf.
»Den Kaffee gibt es im Orient seit Jahrhunderten. Ich weiß nur nicht genau, wann er den Weg nach England beziehungsweise Schottland finden wird.«
»Dann werde ich sofort Schiffe nach Osten schicken, die mir ganze Ladungen davon bringen sollen!«, unterbrach Duncan schmunzelnd.
Anna legte eine Hand auf seinen Unterarm, eine Frage brannte ihr seit Tagen auf der Zunge. »Warum ist deine Familie eigentlich

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