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Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Titel: Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Wyndham
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ersuchte er sie.
    Sie zögerte, und da war er auch schon da. Seine ausgestreckte Hand berührte ihren Ärmel. Er schnellte vorwärts und umklammerte ihre Arme mit einem schmerzhaften Griff.
    »Sie können also sehen!«, rief er. »Wieso, in Teufels Namen, können Sie’s und ich nicht und niemand sonst?«
    Ehe sie begriff, was vorging, hatte er sie herumgerissen und zum Sturz gebracht; sie lag auf der Straße und spürte sein Knie im Rücken. Er umfasste ihre beiden Handgelenke mit einer seiner Pratzen und band sie mit einem Stück Schnur, das er in der Tasche hatte, zusammen. Dann stand er auf und zerrte sie hoch.
    »So«, sagte er. »Jetzt wirst du deine Augen für mich gebrauchen. Ich habe Hunger. Du führst mich hin, wo es was Gutes zu essen gibt. Also los.«
    Josella versuchte, von ihm loszukommen.
    »Ich will nicht. Lassen Sie meine Hände los. Ich …«
    Ein Schlag ins Gesicht ließ sie stocken.
    »Und ob du wollen wirst, Mädel«, erwiderte er.
    Am Ende hatte sie sich fügen müssen.
    Sie hatte ständig nach einer Chance, ihm zu entwischen, Ausschau gehalten. Und er wusste das genau. Einmal wäre es ihr fast geglückt, aber er war zu schnell. Sie hatte ihre Hand schon befreit, da hatte er ihr einen Fuß gestellt und sie wieder gepackt. Danach hatte er sie mit dem dicken Strick an sein Handgelenk gefesselt.
    Sie hatte ihn in ein Café geführt und dort zum Kühlschrank. Es gab keinen Strom mehr, aber die Lebensmittel waren noch frisch. Dann machten sie halt bei einem Pub, wo er irischen Whiskey verlangte. Sie sah die Flasche auf einem Regal außerhalb seiner Reichweite.
    »Wenn Sie meine Hand losbinden …«, schlug sie vor.
    »Was? Und dann schlägst du mir die Flasche über den Kopf? Ich bin nicht von gestern, Mädchen. Nein, gib mir Scotch. Wo ist die Flasche?«
    Sie las ihm vor, was in den verschiedenen Flaschen war, nach denen er griff.
    »Ich muss einfach den Kopf verloren haben«, erklärte sie. »Jetzt sehe ich ein halbes Dutzend Möglichkeiten, wie ich ihn hätte loswerden können. Wahrscheinlich hätte ich ihn getötet, wenn Sie nicht gekommen wären. Noch war ich nicht dazu imstande, man wird nicht im Handumdrehen zum Totschläger. Aber zuerst war ich überhaupt nicht in der Lage zu überlegen. Ich hatte das Gefühl, dass so was heutzutage einfach nicht passiert und dass schon jemand kommen und dafür sorgen würde, dass es aufhört.«
    Bevor sie den Pub verließen, hatte es einen Streit gegeben. Eine andere Gruppe von Männern und Frauen war durch die offene Tür hereingekommen, und unvorsichtigerweise hatte ihr Peiniger sie aufgefordert, ihnen zu sagen, was in der Flasche, die sie gefunden hatten, war. Alle hörten schlagartig auf zu reden und wandten ihr die blinden Augen zu. Sie flüsterten kurz miteinander, dann traten zwei Männer vorsichtig näher. Sie zog an dem Strick. »Pass auf!«, schrie sie.
    Ohne zu zögern, holte ihr Peiniger mit dem Stiefel aus. Er hatte Glück. Einer der Männer schrie auf und krümmte sich. Der andere sprang vor, aber sie wich aus, und er prallte gegen die Theke.
    »Lass sie, verdammt noch mal, in Ruhe«, brüllte der Mann, an den sie gefesselt war. Er bewegte seinen Kopf drohend in verschiedene Richtungen. »Sie gehört mir, verflucht. Ich hab sie gefunden.«
    Aber es war klar, dass die anderen nicht so leicht aufgeben würden. Selbst wenn sie die Gefahr hätten sehen können, hätten sie sich wahrscheinlich nicht zurückhalten lassen. Josella begann zu begreifen, dass die Sehkraft, selbst aus zweiter Hand, nun alle anderen Reichtümer an Wert bei Weitem übertraf und man die Chance, sich ihrer zu bemächtigen, nicht kampflos aufgeben würde. Die anderen rückten mit tastend ausgestreckten Händen näher. Sie stieß ihnen einen Stuhl in den Weg.
    »Kommt doch her!«, schrie sie und zog ihren Peiniger mit sich zurück.
    Zwei Männer stolperten über den umgestoßenen Stuhl, und eine Frau fiel auf die beiden. Schnell entstand eine allgemeine Verwirrung. Sie bahnte sich einen Weg, und beide flohen zusammen auf die Straße.
    Sie wusste kaum, wie ihr geschah, nur schien ihr die Aussicht, von der ganzen Gruppe versklavt zu werden, noch schlimmer als ihr gegenwärtiges Los. Nicht, dass der Mann es ihr gedankt hätte. Er wies sie bloß an, eine andere Bar zu suchen – eine leere.
    »Er war vielleicht gar nicht so schlimm, wie er aussah«, meinte sie, »es war nur die Angst. Im Grunde hatte er weit mehr Angst als ich. Er ließ mich essen und trinken. Er begann mich zu

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