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Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Titel: Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Wyndham
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an den Umgang mit Triffids gewöhnt war, hatte ich nicht mehr daran gedacht, wie sehr die meisten Menschen eine nicht gesicherte Triffid fürchteten. Ich wusste plötzlich, dass es überhaupt nicht infrage käme, noch einmal hierher zurückzukommen. Josellas Furcht vor der unbeschnittenen Triffid bedeutete: nur weg von hier, und nicht wieder zurückkommen.
    Beim Tor blieb die Pflanze stehen. Man hätte schwören mögen, sie horche. Wir saßen vollkommen starr und lautlos. Josella starrte sie voller Schrecken an. Ich erwartete einen Schlag auf den Wagen. Aber nichts geschah. Die kurzen, kahlen Stiele begannen unvermittelt gegen den Hauptstamm zu trommeln. Das ganze Gebilde schwankte, torkelte schwerfällig seitwärts und verschwand hinter der nächsten Wegkurve.
    Josella atmete auf.
    »Fahren wir, bevor sie zurückkommt«, bat sie.
    Ich setzte den Motor in Gang, drehte um, und dann fuhren wir wieder nach London zurück.

5 Ein Licht in der Nacht
    5
    Ein Licht in der Nacht
    Allmählich gewann Josella ihr seelisches Gleichgewicht zurück. Offenbar suchte sie Ablenkung, als sie fragte: »Wohin fahren wir jetzt?«
    »Zuerst nach Clerkenwell«, antwortete ich. »Nachher wollen wir für Sie nach Kleidung suchen. In Bond Street, wenn Sie wollen. Aber zuerst Clerkenwell.«
    »Wieso Clerkenwell? – O Gott!«
    Sie schrie nicht ohne Grund. Wir waren um eine Ecke gebogen, und etwa sechzig Meter vor uns verstopfte eine Menschenmenge die Straße. Die Leute kamen taumelnd und mit vorgestreckten Armen in unsere Richtung gelaufen. Sie kreischten und schrien. Eine Frau stolperte und fiel; andere trampelten über sie hinweg. Im Hintergrund erblickten wir die Ursache der Aufregung: Über den Köpfen der von Panik erfüllten Menschen schwangen drei dunkelblättrige Geißeln aus. Ich beschleunigte und steuerte den Wagen in eine Seitengasse.
    Josella sah mich schreckensbleich an. »Haben Sie das gesehen? Sie jagen die Leute!«
    »Ja«, sagte ich. »Deshalb fahren wir nach Clerkenwell. Ich kenne dort eine Firma, die die besten Triffidflinten und Triffidmasken der Welt herstellt.«
    Die Straßen um King’s Cross Station waren ungewöhnlich belebt. Obwohl ich die Hand nicht mehr von der Hupe ließ, wurde das Fahren immer schwieriger. Und vor dem Bahnhofsgebäude war ein Durchkommen ausgeschlossen. Ich hatte keine Ahnung, was diese Menschenansammlung verursachte. Die gesamte Bevölkerung des Stadtteils schien hier zusammengeströmt zu sein. Die Menge vor uns war undurchdringlich, und ein Blick nach hinten zeigte, dass uns auch der Rückweg versperrt war. Die Leute, an denen wir vorbeigefahren waren, holten uns bereits ein.
    »Raus, schnell!«, sagte ich. »Sonst haben sie uns.«
    »Aber …«, begann Josella.
    »Rasch«, drängte ich.
    Ich betätigte noch einmal die Hupe, dann stieg auch ich aus, ohne den Motor abzustellen. Keine Minute zu früh; denn ein Mann klinkte bereits die hintere Wagentür auf und tastete umher. Die herandrängende Menge warf uns beinahe um. Wildes Geschrei erscholl, als die Vordertür geöffnet wurde und man auch hier die Sitze leer fand. Inzwischen waren wir in der Menge untergetaucht. Jemand packte den Mann, der die Wagentür geöffnet hatte, in der Meinung, denjenigen zu fassen, der gerade aus dem Fahrzeug gestiegen war. Während so ringsum die Verwirrung wuchs, griff ich nach Josellas Hand, um sie so unauffällig wie möglich aus dem Gedränge hinauszusteuern.
    Als wir glücklich draußen waren, gingen wir eine Zeit lang zu Fuß weiter, hielten dabei aber Ausschau nach einem geeigneten Fahrzeug. Nach einer Meile Weges fanden wir eines: einen Lieferwagen, höchst zweckmäßig für den Plan, den ich im Sinn hatte.
    In Clerkenwell hat man sich seit zwei, drei Jahrhunderten mit der Erzeugung von Präzisionsinstrumenten befasst. Die kleine Werkstätte, wo ich früher zuweilen von Berufs wegen zu tun hatte, brauchte ich nicht lange zu suchen, und ich hatte mir auch bald Einlass verschafft. Als wir wegfuhren, geschah es mit dem Gefühl größerer Sicherheit, hatten wir doch im Laderaum unseres Wagens einige vortreffliche Triffidflinten samt der nötigen Munition, ein paar Tausend Stück jener kleinen Stahlscheiben, sowie einige Drahtmasken verstaut.
    »Und jetzt – was zum Anziehen?«, schlug Josella vor.
    »Vorläufiger Plan, Kritik und Verbesserungsvorschläge erwünscht«, antwortete ich. »Punkt eins: eine Art Absteigequartier, wo wir ausruhen und reden können.«
    »Nicht schon wieder eine Bar«, protestierte

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