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Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Titel: Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Wyndham
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sie.
    »Ich habe an eine leerstehende Wohnung gedacht. Sollte nicht schwer zu finden sein. Wir könnten uns dort etwas erholen und einen Schlachtplan entwerfen.
    Dann zu Punkt zwei: die Kleiderfrage. Vielleicht ist es besser, wenn wir dabei getrennte Wege gehen. Nur heißt es aufpassen, damit wir in unser Quartier zurückfinden.«
    »Ja«, sagte sie etwas unsicher.
    »Keine Angst«, beruhigte ich sie. »Sie müssen sich’s nur zur Regel machen, mit niemandem zu sprechen, und man wird nicht merken, dass Sie sehen können. Sie sind nur in die Patsche geraten, weil Sie ganz unvorbereitet waren. Im Land der Blinden ist der Einäugige König.«
    »Das ist von Wells, nicht? Nur stellt sich in seiner Geschichte heraus, dass es gar nicht stimmt.«
    »Es kommt darauf an, was Sie unter dem Wort ›Land‹ verstehen – im Original heißt es patria«, sagte ich. »Caecorum in patria luscus rex imperat omnis – der Ausspruch stammt von einem Gentleman der Antike, Fullonius. Mehr scheint man von ihm auch nicht zu wissen. Aber wir haben es nicht mehr mit einem Land, mit einem Staat zu tun – nur mit dem Chaos. Wells erzählte von einem Volk, das sich in seiner Blindheit eingerichtet hat – ich weiß nicht, wie das überhaupt möglich sein soll.«
    »Was glauben Sie, wie es weitergeht?«
    »Das weiß ich ebenso wenig wie Sie. Aber wir werden es bald genug erfahren. Befassen wir uns lieber mit dem Nächstliegenden. Wo waren wir stehengeblieben?«
    »Wir brauchen Kleidung.«
    »Ja. Wir müssen uns nur aus irgendeinem Laden ein paar Sachen besorgen. Triffids wird man in der Innenstadt nicht treffen – wenigstens jetzt noch nicht.«
    »Sie reden so selbstverständlich davon, dass wir uns die Sachen einfach nehmen …«
    »So leicht fällt mir das auch nicht«, gestand ich. »Aber ich bin gar nicht sicher, ob das eine Tugend ist – oder eine bloße Gewohnheit. Und die beharrliche Weigerung, die Realität zu akzeptieren, hilft uns überhaupt nicht weiter. Wir sollten versuchen, uns nicht als Diebe zu betrachten, sondern eher als unfreiwillige Erben.«
    »Sie haben recht«, sagte sie zurückhaltend.
    Eine Zeit lang schwieg sie. Dann kam sie auf die Ausgangsfrage zurück: »Und nach der Kleidung?«
    »Punkt drei ist ganz eindeutig: Nahrungsbeschaffung«, erklärte ich.
    Wie ich erwartet hatte, gab es bei der Quartierbeschaffung keine besonderen Schwierigkeiten. Wir parkten, nachdem wir den Wagen versperrt hatten, mitten auf der Fahrbahn vor einem einigermaßen pompösen Wohnblock und stiegen in den dritten Stock hinauf. Warum wir ausgerechnet den dritten Stock wählten, kann ich nicht sagen, vielleicht weil er abgelegen genug war. Das Vorgehen war einfach: Wir klopften oder klingelten, antwortete jemand, gingen wir weiter. Beim vierten Mal blieb es still. Ein kräftiger Stoß mit der Schulter sprengte das Türschloss, und wir waren in der Wohnung.
    Ich hatte nie Wert gelegt auf eine Wohnung, die viele Tausend Pfund im Jahr kostete, aber hier fand ich es jetzt durchaus angenehm. Die Innenausstatter mussten jung und modebewusst gewesen sein, sie verbanden Geschmack mit einer Vorliebe für teures Design. Wir standen in einer supermodern eingerichteten Wohnung. Höchste Eleganz war die Grundnote. Ich drehte mich zu Josella um, die das alles mit großen Augen anstarrte.
    »Nehmen wir vorlieb mit dieser Hütte, oder suchen wir uns was anderes?«
    »Oh, ich denke, wir bleiben hier«, meinte sie. Und dann wateten wir zusammen über den kostbaren cremefarbenen Teppich auf Erkundung.
    Ohne es zu beabsichtigen, hatte ich das beste Mittel entdeckt, Josella von den Ereignissen des Tages abzulenken. Immer wieder blieb sie mit einem Ausruf stehen; bald war es Bewunderung, bald Neid, Freude, Verachtung, hie und da – es soll nicht verheimlicht werden – auch Bosheit. An der Schwelle eines Zimmers, dessen Ausstattung eine aggressiv weibliche Note zeigte, erklärte sie: »Hier werde ich schlafen.«
    »Lieber Himmel!«, sagte ich. »Nun, über Geschmack lässt sich nicht streiten.«
    Wir beendeten unseren Rundgang; das Übrige erwies sich als weniger sensationell. Dann ging sie, um die Kleiderfrage zu regeln. Ich prüfte die Wohnung nochmals auf ihre Vorzüge und Nachteile und startete danach ebenfalls zu meiner Expedition.
    Gerade als ich die Wohnung verlassen wollte, öffnete sich weiter hinten im Flur eine Tür. Ich blieb stehen. Ein junger Mann führte ein blondes Mädchen an der Hand. Als sie über die Schwelle ging, ließ er sie los.
    »Warte

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