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Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Titel: Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Wyndham
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leer, bis auf das Bett, wo ich lag.
    »Heda!«, rief ich. »Ist da niemand?«
    Nach einer halben Minute etwa schlurften draußen Schritte. Die Tür ging auf, und in der Öffnung erschien ein Kopf. Ein eher kleiner Kopf mit einer Tweedkappe, einer strickartigen Krawatte um den Hals, das Gesicht übersät mit dunklen Bartstoppeln. Er war nur ungefähr in meine Richtung gedreht.
    »Hallo, Chef«, sagte der Mann nicht unfreundlich. »Sind wir wieder auf dem Damm? Gedulden Sie sich ein Weilchen. Ich bringe gleich eine Tasse Tee.« Und er verschwand.
    Ich brauchte wirklich nicht lange zu warten. Nach ein paar Minuten kehrte er zurück, eine Teekanne in der Hand.
    »Wo sind Sie denn?«, fragte er.
    »Gerade vor Ihnen, im Bett«, erklärte ich.
    Er tappte mit der Linken vorwärts bis ans Fußende des Bettes, tastete weiter und hielt mir die Kanne hin.
    »Da, Kollege. Wird ein bisschen komisch schmecken. Der alte Charlie hat nämlich einen Schuss Rum hineingetan. Schätze aber, es wird Ihnen nicht schaden.«
    Ich nahm ihm die Kanne ab; es war schwierig, mit meinen zusammengeschnürten Händen das Gefäß zu halten. Der Tee war stark und süß, und mit dem Rum war nicht gespart worden.
    Das Getränk schmeckte wohl etwas merkwürdig, aber es wirkte wie ein Lebenselixier.
    »Danke«, sagte ich. »Sie sind ein Wundertäter. Ich heiße Bill.«
    Sein Name war Alf.
    »Was wird hier gespielt, Alf?«, fragte ich ihn.
    Er setzte sich auf die Bettkante und hielt mir ein Paket Zigaretten und eine Schachtel Zündhölzer hin. Ich nahm eine, zündete zuerst die seine und dann die meine an und gab ihm die Schachtel zurück.
    »Die Sache ist die, Kamerad«, begann er. »Gestern früh ist es vor der Universität zu einem kleinen Radau gekommen. Vielleicht waren Sie da?«
    Ich sagte ihm, dass ich zugesehen hatte.
    »Nachher war Coker – das war der Mann, der geredet hat – richtig böse. ›Okay‹, sagte er bissig. ›Die Hundsfötter wollen es nicht anders. Ich habe es zuerst im Guten probiert. Jetzt müssen sie auslöffeln, was sie sich eingebrockt haben.‹ Wir haben noch zwei Burschen und eine Alte bei uns gehabt, die sehen konnten, und die haben miteinander die Sache gedeichselt. Ist ein Kerl, der Coker.«
    »Es war also eine Falle – kein Feuer?«, fragte ich.
    »Feuer – keine Spur! Die haben nichts weiter getan, als ein bisschen Stolperdraht gelegt, in der Halle eine Menge Papier und Späne angebrannt und dann mit der alten Glocke Alarm geläutet. Wir rechneten damit, dass die, die sehen konnten, als Erste kommen würden, weil noch etwas Mondlicht da war. Und sie kamen auch. Coker und noch einer nahmen sie in Empfang, wie sie herunterstolperten, und machten sie k. o., und wir schleppten sie ab und hinaus zu unserem Lkw.«
    »Hm«, sagte ich etwas bitter. »Scheint tüchtig zu sein, dieser Coker. Wie viele von uns Schafsköpfen sind ihm denn in die Falle geschlittert?«
    »Glaube, wir haben zwei Dutzend erwischt, aber fünf, sechs Blinde darunter; das haben wir erst später bemerkt. Wir luden auf, was auf unserem Wagen Platz hatte, den Rest ließen wir liegen und hauten ab.«
    Was immer Coker von uns halten mochte, Alf schien uns gegenüber keine Gehässigkeit zu empfinden. Er schien die ganze Angelegenheit als eine Art Ulk anzusehen. Ich war zwar anderer Meinung, lüftete aber im Geist meinen Hut vor Alf. In seiner Lage hätte mir jeder Sinn für Humor gefehlt. Ich trank den Tee aus und ließ mir noch eine zweite Zigarette spendieren.
    »Und wie lautet das weitere Programm?«, fragte ich ihn.
    »Cokers Idee ist, uns alle in Gruppen aufzuteilen, und einer von euch soll bei jeder Gruppe sein. Ihr sollt uns beim Organisieren helfen, sozusagen unsere Augen sein. Sollt uns so lange über Wasser halten, bis Rettung kommt.«
    »Ich verstehe«, antwortete ich.
    Alf hob den Kopf. Ihm konnte man nichts vormachen. Er hatte aus dem Tonfall meiner Antwort mehr herausgehört als aus den Worten.
    »Sie glauben, das wird lange dauern?«, sagte er.
    »Keine Ahnung. Was meint Coker?«
    Coker hatte sich anscheinend auf keine Details eingelassen. Doch Alf hatte sich eine eigene Meinung gebildet.
    »Ich sage, es wird niemand kommen. Die müssten sonst schon da sein. Wäre was anderes, wenn sich’s um irgendein Provinznest handelte. Aber London! Ist ja ganz klar, dass sie hier zuerst sein würden. Nein, wie ich es sehe, ist bis jetzt niemand gekommen, und es wird nie jemand kommen. Und warum? Weil keiner da ist, der kommen könnte. Menschenskind, wer

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