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Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Titel: Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Wyndham
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wahrscheinlich keine Babys gibt und niemanden, der sich um einen kümmert. Sie wird nicht lange im Zweifel sein. Schließlich wollen die meisten Frauen sowieso Kinder – der Ehemann ist das Mittel zum Zweck.«
    »Das ist ziemlich zynisch.«
    »Wenn du das wirklich für zynisch hältst, bist du ein Romantiker. Ich spreche hier von richtigen Frauen, nicht von dem Frauenbild, das uns Zeitschriften und Filme vorgaukeln.«
    »Aha«, sagte ich.
    Sie runzelte die Stirn und schien nachzudenken. Schließlich sagte sie: »Ich frage mich aber, wie viele Kinder sie bekommen können. Gut, ich mag Babys, aber es gibt Grenzen.«
    Nach etwa einstündiger Dauer wurde die Debatte beendet. Michael gab bekannt, dass die Namen aller, die mittun wollten, bis zehn Uhr morgens in seinem Büro sein mussten. Der Oberst forderte diejenigen, die einen Lkw fahren konnten, auf, sich bis sieben Uhr bei ihm zu melden; damit schloss die Versammlung.
    Josella und ich schlenderten ins Freie. Es war ein milder Abend. Das Licht auf dem Turm strahlte wieder hoffnungsvoll zum Himmel. Der Mond stand eben über dem Dach des Museums. Wir setzten uns auf eine niedrige Mauer, sahen in die Schatten des Gartens vor uns und horchten auf das leise Rauschen in den Baumwipfeln. Wir rauchten jeder eine Zigarette und schwiegen. Als ich mit der meinen zu Ende war, warf ich sie fort und atmete tief durch.
    »Josella«, sagte ich.
    »Hm?«, antwortete sie, kaum aus ihrer Versunkenheit erwachend.
    »Josella«, wiederholte ich. »Wegen der – Babys. Ich würde ganz schrecklich stolz und glücklich sein, wenn es meine und deine Babys wären.«
    Einen Augenblick saß sie ganz still und sagte nichts. Dann wandte sie den Kopf. Das blonde Haar schimmerte im Mondlicht, aber ihr Gesicht und ihre Augen blieben im Schatten. Ich wartete, mit Herzklopfen und einem Gefühl leichter Übelkeit. Mit überraschender Ruhe sagte sie: »Danke, Bill. Ich glaube, ich auch.«
    Ich seufzte. Mein Herz klopfte immer noch, und meine Hand zitterte, als ich nach ihrer griff. Ich konnte im Moment überhaupt nichts sagen. Josella schon: »Aber so leicht wird das jetzt nicht sein.«
    Ich zuckte zusammen. »Wie meinst du das?«, fragte ich.
    Sie sagte bedächtig: »Wenn ich anstelle dieser Leute hier wäre« – sie nickte in Richtung des Turms –, »würde ich, glaube ich, eine Regel aufstellen. Ich würde uns in verschiedene Gruppen aufteilen. Ich würde sagen, jeder Mann, der ein Mädchen heiratet, das sehen kann, muss außerdem auch zwei blinde Mädchen heiraten. Ich bin sicher, das würde ich tun.«
    Ihr Gesicht lag im Schatten; ich starrte sie an.
    »Das ist nicht dein Ernst«, protestierte ich.
    »Doch, Bill.«
    »Aber sieh mal …«
    »Glaubst du nicht, dass sie so etwas vorhaben – nach allem, was hier gesagt wurde?«
    »Nicht unwahrscheinlich«, räumte ich ein. »Aber es ist eine Sache, eine solche Regel aufzustellen. Ich weiß nicht …«
    »Du meinst, du liebst mich nicht genug, um auch noch zwei andere Frauen zu nehmen?«
    Ich schluckte.
    »Aber das ist verrückt. Es ist unnatürlich. Was du vorschlägst …«
    Sie legte mir die Hand auf den Mund, um mich zum Schweigen zu bringen.
    »Hör mir einfach zu, Bill. Ich weiß, es klingt zuerst etwas überraschend, aber es ist nicht verrückt. Es ist alles ganz klar – aber es ist nicht leicht.«
    »All das« – sie zeigte mit der Hand in die Runde –, »hat etwas in mir ausgelöst. Es kommt mir vor, als ob ich alles plötzlich anders sehe. Und eines sehe ich ganz klar: Diejenigen von uns, die durchkommen, werden einander viel näher sein, abhängiger voneinander, mehr wie – wie Stammesangehörige, als wir es jemals waren.
    Als wir heute herumgelaufen sind, habe ich den ganzen Tag lang Leute gesehen, die schon sehr bald sterben werden. Und die ganze Zeit habe ich gedacht: »Um Gottes willen …« Und dann habe ich mir gesagt: »Es ist ein Wunder! Ich verdiene nichts Besseres als diese Menschen. Aber ich bin gesund – jetzt ist es an mir zu beweisen, dass ich es verdiene.« Ich habe mich den anderen näher gefühlt als jemals zuvor. Deshalb habe ich die ganze Zeit überlegt, was ich tun kann, um einigen von ihnen zu helfen.
    Wir müssen etwas tun, um das Wunder unserer Rettung zu verdienen, Bill. Jedes dieser blinden Mädchen hätte ich sein können, jeder dieser umherirrenden Blinden hättest du sein können. Viel können wir nicht tun. Aber wir können uns immerhin um ein paar von ihnen kümmern und sie so glücklich wie möglich

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