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Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Titel: Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Wyndham
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kühleren Luft merkte er, dass es Nacht geworden sein musste. Er musste volle vier Stunden gegangen sein – und konnte nichts anderes tun, als wieder zurückwandern. Aber dann wenigstens nicht mit leeren Händen … Er pochte mit seinem Stock die Mauern entlang, bis er auf eins der Blechschilder traf, die am Dorfkaufladen angebracht waren. Während der letzten fünfzig, sechzig Meter hatten dreimal Stacheln über seinen Helm gepeitscht. Noch einer traf ihn, als er die Vorgartentür öffnete, dann stolperte er über einen Körper, der auf dem Fußpfad lag. Es war der eines Mannes und ganz kalt.
    Er hatte den Eindruck, dass andere schon vor ihm in dem Laden gewesen waren. Dennoch stöberte er ein ansehnliches Stück Speck auf. Er tat es nebst einigen Päckchen Butter oder Margarine, Zwieback und Zucker in einen Sack und fügte noch ein paar Dosen hinzu, die er von einem Regal nahm, das, wenn ihn sein Gedächtnis nicht täuschte, Lebensmittel enthielt – die Sardinendosen jedenfalls waren unverkennbar. Dann suchte und fand er ein gutes Dutzend Knäuel Bindfaden, schulterte den Sack und machte sich auf den Heimweg. Einmal war er von seinem Weg abgekommen und hatte einen Panikausbruch niederkämpfen müssen, während er das durchschrittene Wegstück zurückging und sich neu orientierte. Endlich merkte er, dass er wieder auf der alten Straße war, ertastete das ausgelegte Garn und verknüpfte es mit dem Bindfaden. Der Rückweg war dann verhältnismäßig einfach gewesen.
    Zweimal noch hatte er in der folgenden Woche den Kaufladen aufgesucht, und jedes Mal war ihm vorgekommen, als seien die Triffids um das Haus und an der Straße zahlreicher geworden. Das verlassene Trio hatte nichts anderes tun können, als abzuwarten und zu hoffen. Und dann, wie ein Wunder, war Josella gekommen.
    Es war von Anfang an klar, dass im Augenblick ein Umzug nach Tynsham nicht infrage kam. Joyce Taylor war noch immer sehr schwach – wenn ich sie ansah, erschien es mir wie ein Wunder, dass sie überhaupt mit dem Leben davongekommen war. Nur Dennis’ raschem Eingreifen verdankte sie ihre Rettung, aber da sie nachher nicht die richtigen Arzneien, ja nicht einmal die geeignete Nahrung erhalten hatte, hatte sich die Genesung verzögert. An einen Transport über eine längere Strecke war bei ihr nicht zu denken. Und dann stand auch Marys Niederkunft unmittelbar bevor, sodass eine Reise für sie ebenfalls nicht ratsam war. Das Beste für uns alle schien daher, zunächst zu bleiben, wo wir waren, und den Verlauf dieser Krisen abzuwarten.
    Wiederum fiel mir die Aufgabe zu, Vorräte zu sammeln und heranzuschaffen. Diesmal auf breiterer Grundlage. Das Programm umfasste nicht nur Lebensmittel, sondern auch Treibstoff für den Generator, ferner Legehennen, zwei Kühe, die vor Kurzem gekalbt hatten (und trotz ihrer erschreckenden Magerkeit noch lebten), Dinge, die Mary brauchte, und allerlei Kleinigkeiten außerdem.
    Die Gegend war von Triffids geradezu verseucht; nirgends hatte ich so viele gesehen. Fast jeden Morgen lauerten ein, zwei neue um das Haus, und es war unsere erste tägliche Aufgabe, sie abzuschießen, bis ich den Garten mit einem Drahtgitter abschirmte. Selbst dann kamen sie herbei und warteten, bis etwas gegen sie unternommen wurde.
    Ich öffnete ein paar Kisten, in denen sich Abwehrmaterial befand, und unterrichtete die kleine Susan in der Handhabung der Triffidflinten. Sie lernte schnell und wurde bald eine Meisterin im Abschießen der »Dinger«, wie sie sie noch immer nannte. Dieses tägliche Rachewerk wurde ihr Ressort. Und dann erfuhr ich von Josella, was sie nach dem Feueralarm im Universitätsgebäude erlebt hatte.
    Auch sie war mit einem Trupp verladen worden, hatte aber ihren beiden Wächterinnen gegenüber ein summarisches Verfahren angewendet und ihnen ein glattes Ultimatum gestellt: Entweder erhielte sie volle Freiheit, dann wäre sie bereit zu helfen, so viel sie konnte; oder sie bliebe eine Gefangene, dann müssten sie darauf gefasst sein, eines Tages auf ihre Empfehlung Blausäure zu trinken und Zyankali zu essen. Sie könnten wählen. Die Blinden hatten vernünftig gewählt.
    Über die folgenden Tage hatten wir einander nicht viel Neues zu erzählen. Nach der Auflösung ihrer Gruppe war sie der gleichen Überlegung gefolgt wie ich. Sie hatte sich in ein Auto gesetzt und war nach Hampstead gefahren, um mich zu suchen. Sie war dort weder Überlebenden meiner Gruppe begegnet, noch der Gruppe, die der schießwütige Rotschopf

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