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Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Titel: Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Wyndham
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alle. Am schlimmsten wohl für Dennis, der wusste, dass alles von der Umsicht zweier williger, aber unerfahrener Mädchen abhing. Seine Selbstbeherrschung erregte meine hilflose Bewunderung.
    In den frühen Morgenstunden kam Josella zu uns herunter; sie sah sehr müde aus.
    »Ein Mädchen. Beide sind wohlauf«, sagte sie und führte Dennis nach oben.
    Einige Minuten später kam sie zurück und nahm das gefüllte Glas, das ich für sie bereithielt.
    »Es war ganz einfach, Gott sei Dank«, sagte sie. »Die Arme hat so gefürchtet, es könnte auch blind sein; es ist natürlich nicht blind. Jetzt weint sie ganz furchtbar, weil sie es nicht sehen kann.«
    Wir tranken.
    »Es ist merkwürdig«, sagte ich, »wie alles weitergeht. Wie bei einem Samenkorn – es sieht ganz verrunzelt und verdorrt aus, wie tot, und ist doch nicht tot. Und nun beginnt hier ein neues Leben, mitten in alldem …«
    Josella vergrub ihr Gesicht in den Händen.
    »O Gott, Bill. Muss es jetzt immer so weitergehen? Weiter – und weiter – und immer weiter …?«
    Und auch sie brach in Tränen aus.
    Drei Wochen später fuhr ich nach Tynsham hinüber, um Coker aufzusuchen und unsere Übersiedlung vorzubereiten. Ich nahm einen Personenwagen, um die Fahrt hin und zurück in einem Tag zu bewältigen. Bei der Rückkehr kam mir Josella im Vorderzimmer entgegen. Sie sah mich an.
    »Was ist los?«, sagte sie.
    »Dass aus unserer Übersiedlung nichts wird«, erklärte ich. »Tynsham ist erledigt.«
    Sie starrte mich an.
    »Was ist geschehen?«
    »Ist unklar. Sieht aus, als wäre die Seuche dort gewesen.«
    Ich berichtete kurz. Viel war nicht zu erzählen. Das Tor stand offen, als ich ankam, und die freien Triffids im Park sagten mir, worauf ich mich gefasst machen musste. Als ich ausstieg, bestätigte der Geruch meine Befürchtungen. Es kostete mich Überwindung, das Haus zu betreten. Allem Anschein nach war es vor mindestens zwei Wochen verlassen worden. Ich steckte den Kopf in zwei Räume. Und hatte genug. Ich rief; hohl verhallte meine Stimme im Leeren. Ich ging nicht weiter.
    An der Außentür war ein Zettel befestigt gewesen, von dem nur mehr eine leere, abgerissene Ecke dort hing. Lange suchte ich den Rest des heruntergewehten Blattes. Ich fand ihn nicht. Der Hinterhof war leer, und mit den Fahrzeugen waren auch die Vorräte zum größten Teil verschwunden. Ich hatte keine Ahnung, wohin. Mir blieb nichts anderes übrig, als in meinen Wagen zu steigen und zurückzufahren.
    »Und – was nun?«, fragte Josella, als ich geendet hatte.
    »Und nun bleiben wir eben da, Liebes. Wir werden lernen, uns selber zu versorgen. Und werden uns so lange selbst versorgen, bis Hilfe kommt. Vielleicht wird einmal irgendwo eine Organisation aufgezogen …«
    Josella schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube, es ist am besten, wir denken nicht an Hilfe. Millionen und Abermillionen Menschen haben auf Hilfe gewartet und gehofft, und es ist keine gekommen.«
    »Es wird einmal etwas getan werden«, sagte ich. »Kleine Gruppen wie die unsere muss es überall geben. Sie werden sich zusammenschließen und dann mit dem Wiederaufbau beginnen.«
    »Fragt sich nur, wann?«, entgegnete Josella. »In Generationen? Vielleicht erst lange nach unserer Zeit. Nein – wir sind die Überlebenden einer untergegangenen Welt … Wir müssen von vorn anfangen, ohne auf Hilfe zu rechnen.«
    Sie hielt inne. Eine seltsame Leere, wie ich sie nie zuvor bei ihr gesehen hatte, kam in ihr Gesicht.
    »Liebes …«, sagte ich.
    »Oh, Bill, Bill, ich bin nicht geschaffen für ein solches Leben. Wenn du nicht da wärst, ich …«
    »Pscht, mein Kind«, beruhigte ich sie und strich ihr übers Haar. Nach einigen Augenblicken erlangte sie ihre Fassung wieder.
    »Verzeih mir, Bill. Das war Selbstmitleid – widerwärtig. Wird nicht mehr vorkommen.«
    Sie betupfte ihre Augen mit dem Taschentuch.
    »Also werde ich eine Bäuerin sein. Jedenfalls freue ich mich, dass ich deine Frau bin, Bill – wenn wir auch keine richtige Hochzeit gehabt haben.«
    Plötzlich kicherte sie – wie lange hatte ich das schon nicht mehr gehört!
    »Was ist denn?«
    »Ich dachte nur gerade daran, was für eine Angst ich einmal vor dem Heiraten gehabt habe.«
    »Mädchenhafte Scheu – das spricht für dich –, wenn auch ein wenig unerwartet«, sagte ich.
    »Nein, das war es nicht. Es war wegen meines Verlegers, der Journalisten und Filmleute – die hätten ihre Freude daran gehabt. Mein albernes Buch wäre neu aufgelegt worden –

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